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Nachricht vom 29.03.2025    

Nicole nörgelt … über Odysseen mit den Öffis

Die öffentlichen Verkehrsmittel werden schon seit Jahren von den Grünen und anderen Politikern als DAS Mittel der Wahl angepriesen, um die CO2-Emissionen zu reduzieren und von A nach B zu kommen. In manchen Städten mag das sogar zutreffen, auf dem Land gleicht die Benutzung der öffentlichen Verkehrsmittel jedoch eher einer Mischung aus Orientierungsmarsch und Survival-Training.

(Symbolfoto)

GLOSSE. Ob Bus, Straßenbahn oder Zug – in der Stadt sind in der Regel die Abfahrtszeiten der öffentlichen Verkehrsmittel zwei- bis dreimal die Stunde und somit auch für Berufstätige durchaus machbar. Wenn, ja wenn nicht gerade zufällig Streik ist oder durch Krankheitsausfälle niemand mehr da ist, der die Verkehrsmittel durch die Gegend bewegt. Dann wird es spannend, vor allem, wenn man darauf angewiesen ist, zu einem bestimmten Zeitpunkt an seinem Zielort zu sein. Und natürlich funktioniert das nur, wenn man sehr brav zu Standardzeiten montags bis freitags zwischen acht und 17 Uhr arbeitet.

Willkommen in der Einöde
Völlig für die Füße sind die Öffis allerdings auf dem platten oder auch hügeligen Land. Wenn überhaupt ein Bus oder Zug fährt, dann mit viel Glück vielleicht einmal am Tag und dann mit Sicherheit auch nur in eine Richtung. Man kommt also grundsätzlich irgendwo hin, wenn auch meist nicht zur gewünschten Zeit, aber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht wieder zurück. Da steht man dann irgendwo im nirgendwo und muss entweder einen Orientierungsmarsch nach Hause wagen oder man ruft jemanden aus dem Bekanntenkreis an, der sich in der glücklichen Lage befindet, ein eigenes Gefährt zu besitzen. Sonst kann der Weg nach Hause ein langer werden.

Noch wilder wird es, wenn man die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen möchte, um damit seinen Arbeitsplatz aufzusuchen. Damit man die Arbeitsstelle halbwegs pünktlich um acht Uhr erreicht, gibt es zwei Möglichkeiten – man übernachtet schlicht direkt im Büro oder man fährt abends um 23 Uhr los, um dann mit viel Glück über zehn Orte Umweg mit Umsteigen (so dann der Anschlussbus kommt) die Firma morgens um sechs Uhr zu erreichen. Immerhin bleibt dann da noch mit Glück die Möglichkeit der schnellen Dusche und des Frühstücks, damit man nicht völlig derangiert an seinem Arbeitsplatz aufschlägt. Nur mit dem Leben zu Hause klappt es dann wohl nicht mehr, denn diese Zeiten wird wohl kein Partner auf Dauer mitmachen.

Der schwere Weg zum täglichen Bedarf
Für ältere Leute kann die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel zu einem wahren Abenteuer werden, wenn sie damit ihre Einkäufe des täglichen Bedarfs erledigen müssen. Denn denjenigen möchte ich sehen, der mit einer Kiste Wasser, Kartoffeln, Obst, Nudeln, Reis, Tiefkühlwaren und allem anderen Gerümpel locker flockig einen Bus besteigt, dann dreimal umsteigt und das alles mit über sechzig einfach mal so zwei bis drei Kilometer nach Hause schleppt. Da hat der liebe Gott vor das Essen wohl mächtig viel Schweiß gesetzt. Die einzige Alternative ist es, jeden Tag drei Teile und eine Flasche Wasser zu kaufen, das kostet aber zum einen ein Vermögen an Fahrkarten und zum anderen bleibt keine Zeit, das gekaufte Essen irgendwann noch zuzubereiten.



Die Frage nach Sinn und Sinnhaftigkeit
Dazu kommt, dass die wenigen Busse, die sich dann auf dem Land durch schmale Straßen und zu enge Kurven quetschen, noch nicht einmal halbvoll sind. Wäre es hier nicht vielleicht doch zielführender, wenn man schon unbedingt öffentliche Verkehrsmittel haben möchte, vielleicht kleinere Busse zu nehmen und diese dann öfter fahren zu lassen? Oder sich vielleicht ein paar Schritte vom Althergebrachten zu entfernen, wie es schon einige Gemeinden tun, und einen individuelleren Bürgerfahrdienst zu etablieren, damit Termine und Fahrten sinnvoll koordiniert und gebündelt werden können. Damit wäre wesentlich mehr Leuten gedient, als mit leeren Bussen, die zu den unmöglichsten Zeiten durch die Gegend gondeln.

In diesem Sinne, liebe Leser, fahren Sie entweder Lastenfahrrad (ich würde mich sehr freuen, den einen oder anderen Politiker mit einem solchen Gefährt zu sehen) oder greifen Sie doch auf das gute Auto auf dem Land zurück. Und denken Sie vielleicht mal daran, den Nachbarn, die kein Auto haben, die Getränkekiste mitzubringen, denn ohne eigenes Auto ist man auf dem Land mit Sicherheit völlig verloren.

Ihre Nicole

Definition einer Glosse
Als Glosse wird ein kurzer journalistischer Text bezeichnet, in dem sich der Autor mit aktuellen Nachrichten auf satirische Art und Weise auseinandersetzt. Die Themen einer Glosse können sowohl gesellschaftlich wichtig als auch witzig oder kurios sein.


Mehr dazu:   Nicole nörgelt  
Lokales: Puderbach & Umgebung
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