Spanische Leidenschaft zum Genießen
„Ferner Süden so nah“ in der Orangerie der Abtei Rommersdorf, Neuwied - Spanische Literatur gesungen und gesprochen
Neuwied. „Wenn ich mein Leben noch einmal leben könnte, würde ich mehr Fehler machen.“ resümierte der damals 85-jährige andalusische Dichter Jorge Luis Borges. Kein Fehler war es gestrigen Abend (25.05.) die Veranstaltung „Ferner Süden so nah“ zu besuchen.
Denn da stimmte alles: Draußen herrschte angenehm laues Frühsommerwetter, drinnen, im herrschaftlichen Ambiente der Orangerie, zauberte der virtuose Gitarrist und Sänger Klaus Mäurer akustisch den Süden herbei. Ergänzt wurde seine leidenschaftliche Musik von Gedichten und Texten spanischer und südamerikanischer Autoren, die Ute Hartmann ebenso eindringlich vortrug.
Selbst die Speisekarte war auf das Motto des Abends abgestimmt. So genossen die Anhänger spanischer Kultur einen niveauvollen stimmigen Abend. Das Duo Mäurer und Hartmann entführte sein Auditorium wechselweise in die leidenschaftliche, düstere und gedankenschwere Lyrik von Federico Garcia Lorca, Pablo Neruda und Juan Ramon Jiménez und in die Symbolik spanischer Lyrik: Herz, Rose, Stier, Tod, Erde, Himmel und immer wieder die Liebe, erfüllte und unerfüllte Liebe.
Von der chilenischen Nobelpreisträgerin Gabriela Mistral wird die Liebe zum Kind in einem Gedicht zum Stillen als „Verzauberung“ beschrieben. Mäurers Gitarrenklänge unterlegten und belegten die Zitate mit Flamencos, Liebesliedern und Schlaflied, seine kraftvoll gesungenen Lieder transferierten die angesprochenen Emotionen.
„Letztes Lied“, ein surrealer Text des Dramatikers Miguel Hernandez, stand bewusst am Ende des Programms. Er blieb jedoch nicht der letzte Vortrag, das fachkundige Publikum entließ die beiden virtuosen Künstler erst nach zwei Zugaben. Helmi Tischler-Venter
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