Männer muss man loben!
Schlagerrevue begeisterte mit Songs aus den 50ern und 60ern – Hamburger Reeperbahn in Rommersdorf zu Gast
Neuwied-Rommersdorf. Jogis Jungs beim Ballspiel zuschauen oder das Ensemble der Bad Vilbeler Burgfestspiele sehen und hören – das war die Frage am gestrigen Freitagabend (22.6.). Etwa 300 Zuschauer entschieden sich trotz des Viertelfinalspiels der deutschen Fußballnationalmannschaft für den Besuch der Rommersdorf Festspiele und somit für die Schlagerrevue „Sehnsucht nach St. Pauli“.
Das Bühnenbild - in der Ferne das Alsterpanorama, im Vordergrund ein trister Hinterhof mit hingeschmissenen Möbeln und Graffiti besprühter Wand mit Astra-Bierwerbung - visualisierte die Sehnsucht, die in den Schlagern immer wieder zum Ausdruck kam. „Heimweh nach St. Pauli und der Reeperbahn“ war zunächst nicht ganz nachvollziehbar angesichts einer sehr geschäftstüchtigen Bordsteinschwalbe und einer gefrusteten Heilsarmistin, aber an die Rahmenhandlung durfte man keine allzu großen Ansprüche stellen.
Dafür ließ sich mit Schlagern aus den 50ern und 60ern und einigen berühmten Beatles-Songs wunderbar in Jugenderinnerungen schwelgen. Hans Albers Evergreen „Auf der Reeperbahn“, gesungen als Rockversion, war eine gelungene, frische Liebeserklärung junger Menschen an die Stadt Hamburg.
Mit dem Kulissenwechsel zum Innenraum eines abgehalfterten Bordells, bewegte sich auch die Handlung in den internen Bereich persönlicher Beziehungen. Tristesse war wieder das durchgängige Motiv für Songs wie „Vielleicht ist die Liebe nichts als Illusion“, „Das hätt’ ich nie von ihr gedacht“ oder „Verlieben, verloren, vergessen, verzeihn.“ Die schlechten Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht führten bei den betroffenen Männern zu der Erkenntnis: Nie wieder Frauen! Aber für die Frauen war die Strategie klar: Männer muss man loben!
Bei einer Schlagerrevue, die in Hamburg spielt, fehlte Freddy Quinns „Junge, komm bald wieder“ natürlich genauso wenig wie ein Auftritt Udo Lindenbergs mit seinem Lob auf die „Geile Meile Reeperbahn“.
Die Idee des neuen Besitzers, das geerbte Bordell in ein Speiselokal für indische Spezialitäten umzuwandeln, eröffnete die Möglichkeit, den indischen Meisterkoch den Musicaltitel „There’s no business like showbusiness“ mit allen Beteiligten singen zu lassen. Sogar die vier Beamten des Gesundheitsamts erhielten ihren Gesangsauftritt, weil sie die Eröffnungsfeier irrtümlich für eine Casting-Show hielten. Das neue Lokal mit dem Namen „Zur neuen Liebe“ symbolisierte das Happy-End für die zeitweise zerstrittenen Pärchen. Die Sänger des Ensembles der Burgfestspiele bad Vilbel verabschiedeten sich als Zugabe mit dem beziehungsreichen Albers – Lied: “La Paloma ohe, einmal muss es vorbei sein…“ Helmi Tischler-Venter
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