Widerstand gegen Fällen der Weiden auf dem Neuwieder Deich wächst
Zwei Naturschutzorganisationen halten das Entfernern der Bäume für unnötig – Problem Deichsanierung: Angeblich Kosten in Höhe von mehreren Millionen Euro
Neuwied. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) sowie der Naturschutzbund Deutschland (NABU) unterstützen die Bürgerinitiative „Weiden bleiben“, die sich zum Ziel gesetzt hat, die alten Weiden, Platanen und Birken auf dem Deichgelände in Neuwied zu erhalten.
Bekanntlich soll hier auf Beschluss des Stadtrates ein umstrittenes Freizeitgelände entstehen, wofür 26 alte Bäume gefällt werden sollen, davon alleine 18 Bäume planungsbedingt.
Ein Baumgutachten kommt jedoch zu dem Ergebnis, dass es für alle Bäume, auch für die mit Schadstoffsymptomen, Möglichkeiten gibt, sie zu erhalten.
Es bestehe kein Grund, die alten Bäume zu fällen, die Planung der Stadt sei ein „anachronistischer Umweltfrevel“, heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung der Verbände. Eine Möglichkeit zum Erhalt der Bäume sei zum Beispiel die Kronenreduktion.
„Wir bemängeln weiterhin, dass es nach den uns vorliegenden Informationen weder eine Beteiligung der Kreisverwaltung, der Unteren Naturschutzbehörde und dem Fachbeirat Naturschutz durch die Stadt Neuwied gegeben hat noch eine artenschutzrechtliche Untersuchung in Auftrag gegeben wurde, die aber notwendig ist, um artenschutzrechtliche Verbotstatbestände des Bundesnaturschutzgesetzes ausschließen zu können“, so Harry Neumann, stellvertretender Regionalbeauftragter des BUND-Landesverbandes Rheinland-Pfalz.
„Darüber hinaus muss geprüft werden, ob hier die Eingriffsregelung nach dem Bundesnaturschutzgesetz zum Tragen kommt, wonach das Fällen von Bäumen ab einem Durchmesser von 60 Zentimeter Stammumfang nur mit einer Ausnahmegenehmigung oder Befreiung durch die Obere Naturschutzbehörde statthaft ist. Wir fordern die Stadt Neuwied vorsorglich auf, keine vollendete Tatsachen etwa durch das Fällen von Bäumen zu schaffen“, betonte Ursel Wischnat vom NABU Neuwied.
Laut Auskunft der Kreisverwaltung liegt dort kein Genehmigungsantrag oder ein Antrag auf ein Behördenbeteiligungsverfahren seitens der Stadt Neuwied vor, das sich auf die Veränderung des Deichvorlandgeländes bezieht.
„Daher unterstützen wir nachdrücklich das von der Bürgerinitiative eingeleitete Bürgerbegehren zum Erhalt der Weiden. Der Alternativenwurf C, der die meisten Weiden erhalten würde, wurde in der Bürgerversammlung vom 8. März laut Auskunft der BI nicht zur Abstimmung gebracht. Demokratische und bürgerorientierte Beteiligung sieht für uns anders aus“, sagt Egbert Bialk vom BUND-Landesvorstand.
„Wir fordern von der Stadt Neuwied eine neue und naturverträgliche Planung des Deichgeländes, die einen echten Beitrag für die biologische Vielfalt in der Stadt leistet. Wir sind sicher, dass die Bürgerinnen und Bürger von Neuwied mehr Grün, mehr Spielgeräte für ihre Kinder und mehr Natur und Kultur wollen. Die Möglichkeiten, die es hierzu gibt, scheinen bei den Verantwortlichen der Stadt Neuwied noch nicht angekommen zu sein. Eine einfallslose Liegewiese mit einem toten grünen Rasen, die als Hundetoilette und Rastplatz für Enten, Gänse und Tauben mit all ihren Hinterlassenschaften genutzt wird, ist sicher kein sinnvoller Beitrag für die Biologische Vielfalt in der Deichstadt“, so die Vertreter der Verbände.
„Bei uns stellt sich der Eindruck ein, dass es gar nicht um die Umgestaltung des Deichgeländes geht, sondern eher um die seit Jahren bekannte Notwendigkeit, die marode Kaimauer zu sanieren. Dabei hatten sowohl das Umweltministerium als auch die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung mitgeteilt, dass es keine Mittel aus dem Städtebauförderprogramm für die Sanierung der Kaimauer geben wird. Wir sind daher sehr gespannt, wie die Stadt Neuwied die Kosten in Höhe von 5,6 Millionen Euro schultern will“, so Ursel Wischnat, NABU-Vorsitzende Neuwied.
Da derzeit kein Einlenken der Politiker zu erkennen sei, bitten BUND und NABU alle Bürger der Stadt Neuwied, das Bürgerbegehren zu unterstützen und sich in die Unterschriftenlisten einzutragen, damit bis zum 14. September die erforderliche Anzahl von 4.956 Stimmen erreicht wird“, so Egbert Bialk und Harry Neumann vom BUND Rheinland-Pfalz. Das sei möglich, denn das Quorum sei bereits fast erreicht.
Wer die Initiative unterstützen möchte kann dies tun auf dem Luisenplatz: dienstags ab 10.00 Uhr, mittwochs ab 17.00 Uhr, freitags ab 10.00 Uhr, samstags ab 11.00 Uhr. BUND und NABU wollen sich am Stand der Bürgerinitiative beteiligen und tatkräftig unterstützen.
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