Leerstandslotsen für unser Dorf gesucht
Hallerbach: motiviert und aktiviert gegen den dörflichen Leerstand – Seminar startet am 18. Oktober 2012. Alle Interessierten können mitmachen. Anmeldung zu dem Seminar ist über die örtlichen Bürgermeister erforderlich.
Kreis Neuwied. Leerstände werden immer mehr zum sichtbaren Problem in Städten und Dörfern. „Der Umgang mit ungenutzten Häusern und Geschäften stellt künftig eine der größten Herausforderungen für die Kommunen dar. Für leer stehende Gebäude eine sinnvolle Nachnutzung zu finden, ist eine anspruchsvolle Aufgabe, die viel Engagement erfordert“, erklärte der erste Kreisbeigeordnete Achim Hallerbach beim Start des landesweit erstmaligen Pilotprojektes Leerstandslotsen im Dorfgemeinschaftshaus in Oberraden.
Das Thema Leerstand ist für viele Dörfer im Kreis sehr aktuell. Rund 40 interessierte Ortsbürgermeister und Vertreter der Verwaltungen informierten sich über das neue Projekt, welches im kommenden Jahr landesweit allen Landkreisen zur Verfügung stehen soll. Was genau kann man gegen den zunehmenden Gebäudeleerstand in unseren Dörfern eigentlich machen?
Mit dieser Frage setzt sich die Kreis-Arbeitsgruppe des Modellprojektes „Ländliche Perspektiven“ der Entwicklungsagentur Rheinland-Pfalz e.V. seit knapp einem Jahr auseinander. Gemeinsam mit der Kreisverwaltung Neuwied und der Entwicklungsagentur entstand die Idee, ehrenamtliche „Leerstandslotsen“ im Kreis auszubilden. Aufgabe dieser Leerstandslotsen wird es sein, Mitbürger über das Thema Leerstände aufzuklären, Betroffene gezielt zu informieren und zum Handeln zu motivieren.
„Jeder von uns ist gefragt, wenn es darum geht, in Zeiten des demografischen Wandels lebendige und attraktive Ortskerne zu erhalten. Hierbei müssen auch neue Wege gegangen werden, bei denen jeder Einzelne ein Stück Verantwortung trägt. Seitens der Kreisverwaltung werden wir die Leerstandslotsen bei den künftigen Herausforderungen eng begleiten“, unterstrich Achim Hallerbach.
Robert Freisberg, Vorstand der Entwicklungsagentur, stellte im Anschluss das Konzept „Leerstandslotse“ dem Publikum vor. Der richtige Umgang mit Leerständen ist eine langfristige Aufgabe für Kommunen, die viel ehrenamtliches Engagement und Zeit erfordert. Leerstandslotsen sind Personen vor Ort, die auf individuelle Probleme und Bedürfnisse des Hausbesitzers eingehen, im Gespräch Vertrauen schaffen und letztendlich an die richtigen Fachstellen verweisen.
Den künftigen Leerstandslotsen wird das notwendige Know-How in einem zweitägigen Seminar vermittelt. „Der Leerstandslotse muss kein Baufachmann sein, viel mehr zählt ehrenamtliches Engagement und kommunikatives Geschick im Umgang mit Menschen. Bei Fragen kann der Leerstandslotse, jederzeit auf ein breites Feld von Experten zurückgreifen“, erläutert Robert Freisberg.
Die Leerstandslotsen sollten eine enge Anbindung an die Gemeindeleitung haben, damit insbesondere ortsspezifische Entwicklungen und Perspektiven bekannt sind und berücksichtigt werden können. Hallerbach zeigt sich überzeugt, dass mit diesem Pilotprojekt im Landkreis Neuwied für die Kommunen eine große Chance besteht, aktiv gegen die Leerstandsentwicklungen vorzugehen.
Als bedauerlich, bezeichnete Hallerbach, dass gerade die Kommunen, die seit Jahren mit dieser Herausforderung zu kämpfen haben, derzeit noch kein Interesse bekundet haben. „Durch konkrete Fallbeispiele wird praktisches Know-How sehr anwendungsbezogen den Seminarteilnehmern vermittelt. Ich hoffe, dass gerade die Gemeinden, die diesen Prozess als eine besondere Aufgabe sehen, die Chance des Leerstandslotsen als erste nutzen“, betont Achim Hallerbach abschließend.
Wie wird man Leerstandslotse in seiner Ortsgemeinde, in seinem Dorf?
Das zweitägige Seminar findet am 18.10.2012 und am 07.11.2012 jeweils von 9 Uhr bis 17 Uhr in der Kreisverwaltung Neuwied statt. Die Anmeldung erfolgt über die Ortsbürgermeister, denen entsprechende Informationen vorliegen. An dem Seminar können sich zudem alle interessierten Verwaltungsmitarbeiter der Verbandsgemeinden im Landkreis Neuwied anmelden. Die Teilnahme am Seminar ist aufgrund des kreisweiten Modellprojektes kostenfrei. Nähere Informationen zu den Seminarinhalten und zur Anmeldung gibt es unter www.ea.rlp.de und www.kreis-neuwied.de.
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