Unfallstatistik 2012: Drei Tote bei Alkoholunfällen
Die Polizeidirektion Neuwied hat das Unfallgeschehen auf den Straßen in den Kreisen Neuwied und Altenkirchen im vergangenen Jahr statistisch erfasst und ausgewertet. 2012 ereigneten sich in dem Gebiet mit 311.000 Einwohnern und 220.000 zugelassenen Fahrzeugen 9.199 Verkehrsunfälle. Besonders erschreckend: Die Zahl der Alkoholunfälle stieg um elf Prozent, dabei kamen drei Menschen ums Leben. Insgesamt starben zwölf Menschen bei Verkehrsunfällen.
Mit der Entwicklung der Gesamtunfallzahl korrespondiert die Anzahl der Verkehrsunfälle mit Personenschaden, die sich nach einem heftigen Anstieg 2011 im Jahr 2012 genauso stark zurück gebildet hat und nun mit einem Minus von 142 Unfällen im Vergleich zum Vorjahr mit insgesamt 1.089 Unfällen mit Personenschaden – was einem Anteil von 11,8 Prozent aller Unfälle entspricht – wieder auf einem unterdurchschnittlichen Stand angekommen ist. So verloren zwölf Menschen bei Verkehrsunfällen ihr Leben (Vorjahr: 13), 301 Personen wurden schwer (Vorjahr: 376) und 1.121 (Vorjahr: 1.235) leicht verletzt. Damit hat sich die Anzahl der Verletzten von einem Höchststand von 1.624 im Jahr 2011 auf einen Tiefststand von 1.434 reduziert.
Unfälle mit Kindern
Im Berichtszeitraum ereigneten sich 120 Verkehrsunfälle mit Kinderbeteiligung (bis 14 Jahre), damit 20 Unfälle weniger als im Vorjahr. In Folge dieser Unfälle wurden 17 Kinder schwer (- 21) und 88 leicht verletzt (- 26), womit insgesamt ein deutlicher Rückgang nach dem letztjährigen Anstieg festzustellen ist.
Nach wie vor waren die Kinder in fast der Hälfte aller Unfälle – nämlich zu 46 Prozent – passiv, das heißt als Mitfahrer in Kraftfahrzeugen, beteiligt und hatten damit keine Möglichkeit, sich dem Unfallgeschehen zu entziehen. Hier sind weitere Anstrengungen der Polizei im Hinblick auf die Kontrolle der Insassensicherung durch die Eltern erforderlich.
Die Kinder selbst werden dank intensiver Verkehrssicherheitsarbeit der Polizei in Schulen und Kindergärten gut für die Teilnahme am Straßenverkehr geschult und für Gefahren sensibilisiert. Dies erklärt auch die seit Jahren kontinuierlich sehr niedrige Anzahl der Kinderunfälle mit Personenschaden, die sich auf dem Schulweg ereignen. So kam es 2012 zu insgesamt sechs Schulwegunfällen mit Verletzten, wobei sechs Kinder verletzt wurden. Hierbei waren die Kinder, von denen je drei schwer und leicht verletzt wurden, in fünf Fällen als Fußgänger und in einem Fall als Radfahrer unterwegs. Alle sechs Schulwegunfälle ereigneten sich im Kreis Neuwied.
Unfälle mit Senioren
2012 ereigneten sich 1.456 Verkehrsunfälle mit Beteiligung von Senioren, damit 60 Unfälle weniger als im Vorjahr. In Folge dieser Unfälle wurde ein Senior tödlich (- 3), 43 Senioren schwer (- 17) und 86 leicht verletzt (- 17), womit sich insgesamt ein deutlicher Rückgang abzeichnet. Trotzdem bleibt festzustellen, dass Senioren zwar – gemessen an ihrem Bevölkerungsanteil von 21,2 Prozent und einem Unfallanteil von 15,8 Prozent – vergleichsweise selten an Verkehrsunfällen beteiligt sind, im Falle ihrer Beteiligung allerdings auch in über 60 Prozent der Fälle Hauptunfallverursacher sind.
Unfälle aufgrund von Alkoholkonsum
Die Anzahl der Alkoholunfälle ist im vergangenen Jahr deutlich angestiegen, nämlich von 154 Unfällen im Jahr 2011 auf 171 Unfälle im Jahr 2012. Das entspricht einem Zuwachs von 17 Unfällen und einer Steigerung von rund elf Prozent. Im Berichtszeitraum 2012 kam es bei 68 dieser 171 Unfälle zu Personenschäden, dabei wurden drei Menschen getötet (+ 3), 30 Personen schwer verletzt (+ 8) und 52 Personen leicht verletzt (+/- 0). Es bleibt somit festzustellen, dass der Anteil der Personenschäden bei Alkoholunfällen mit rund 40 Prozent im Vergleich zum Anteil der Personenschadensunfälle in Bezug auf die Gesamtunfallzahl, der bei 11,8 Prozent liegt, nun fast viermal so hoch ist. Im Rahmen anlassbezogener Kontrollmaßnahmen wurden zusätzlich 258 Straf- (- 16) und 110 Ordnungswidrigkeitenanzeigen (+ 14) wegen des Fahrens unter Alkoholeinfluss (ohne Unfallzusammenhang) erstattet. Eine Ordnungswidrigkeit liegt hier im Bereich von 0,5 bis 1,09 Promille vor, ab 1,10 Promille liegt eine absolute Fahruntüchtigkeit und damit ein Straftatbestand vor.
Unfälle aufgrund von Drogeneinfluss
Die Verkehrsunfälle unter Drogeneinfluss sind im vergangenen Jahr von 21 auf 24 Unfälle weiter leicht gestiegen und erreichen damit wieder das Niveau der Jahre 2007/2008 mit 25 bzw. 28 Drogenunfällen. Bei den 24 Unfällen wurden acht Personen schwer (+ 6) und elf Personen leicht (+ 6) verletzt. Im Rahmen anlassbezogener Kontrollmaßnahmen wurden zusätzlich 268 Anzeigen wegen des Fahrens unter Drogeneinfluss ohne Unfallzusammenhang – also Fälle, in denen die Polizei verkehrsuntüchtige Fahrer stoppen konnte, bevor es zum Unfall kam – erstattet.
Fahrerfluchten
Die Zahl der Verkehrsunfälle mit unerlaubtem Entfernen vom Unfallort sank gering von 1.797 auf 1.720 Unfälle und bleibt damit weiter auf hohem Niveau. Damit entspricht dies einem Anteil von 18,7 Prozent aller Verkehrsunfälle! Dem steht eine Aufklärungsquote von 41,2 Prozent gegenüber, was 708 ermittelten Unfallflüchtigen entspricht. Hier stellt sich insbesondere die Problematik fehlender Zeugenhinweise – insbesondere bei sog. Bagatellunfällen beim Ein- und Ausparken mit geringen Anhaltspunkten zur Täterermittlung – als erschwerend für die Ermittler dar.
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Zweiradfahrer
Im Jahr 2012 ereigneten sich insgesamt 329 Verkehrsunfälle unter Beteiligung motorisierter Zweiradfahrer, wovon es sich bei zwei Drittel der Fälle (220 Unfälle) um Personenschadensunfälle handelte. Damit ist sowohl hinsichtlich der Gesamtunfallzahl (- 39) als auch hinsichtlich der Personenschadensunfälle (- 26) ein enormer Rückgang zum Vorjahr wie auch im Vergleich zu den vergangenen Jahren zu verzeichnen. Mit 223 (- 44) verletzten Zweiradfahrern wurde die niedrigste Verletztenzahl seit 2006 erreicht. Allerdings bleibt es weiterhin dabei, dass – wie bereits in den Jahren zuvor – die motorisierten Zweiradfahrer in der überwiegenden Zahl der Unfälle (189 Unfälle, also etwa 57 Prozent) die Hauptunfallverursacher waren, mehr als ein Viertel der Zweiradunfälle mit Verletzten sog. „Alleinunfälle“ sind, das
heißt ohne Einwirkung weiterer Unfallbeteiligter passieren und dass nicht angepasste Geschwindigkeit die weit überwiegende Unfallursache ist.
Resultierend daraus wurde bereits seit 2010 die Kontrolltätigkeit mit Schwerpunkt auf diese Risikogruppe gesteigert und eine spezielle Zweiradkontrollgruppe zusammen gestellt, die in der Saison 2012 insgesamt zehn dienststellen-übergreifende, gezielte Zweiradkontrollen auf beliebten Motorradstrecken an Wochenenden und Feiertagen durchgeführt haben.
Junge Fahrer
Im Jahr 2012 waren an insgesamt 2.275 (+ 59) Verkehrsunfällen Verkehrsteilnehmer im Alter von 18 bis 24 Jahren beteiligt, das entspricht einem Anteil von fast 25 Prozent aller Unfälle (bei nur rund 8,4 Prozent Bevölkerungsanteil). Dabei handelt es sich in 370 (- 35) Fällen um Unfälle mit Personenschaden, von denen die jungen Fahrer in 286 Fällen – also in über Dreiviertel (ca. 77 Prozent) der Fälle – die Hauptunfallverursacher waren. Nichts desto trotz ist die Gesamtzahl der Verletzten – dank der geringeren Anzahl der Schwerverletzten – sowohl im Vergleich zum Vorjahr als auch im Fünfjahres-Vergleich nochmals zurück gegangen.
Unfallursachen
Bei den Hauptunfallursachen – so wie sie bei der Unfallaufnahme vor Ort erkennbar ermittelt werden können – liegen das fehlerhafte Verhalten beim Wenden und Rückwärtsfahren sowie der unzureichende Sicherheitsabstand mit 20,1 Prozent bzw. 19,8 Prozent fast gleichauf und mit Abstand vorne und dürften für die vielen leichten Blechschäden verantwortlich zeichnen, gefolgt von überhöhter bzw. nicht angepasster Geschwindigkeit mit 12,8 Prozent und den zumeist daraus resultierenden, schweren Unfallfolgen. So sind allein sechs der zwölf tödlich Verletzten und 98 der 301 Schwerverletzten auf Unfälle durch nicht angepasste Geschwindigkeit zurück zu führen. Die Anzahl der Geschwindigkeitsunfälle stieg von 1.117 um 62 auf 1.179 Unfälle, liegt jedoch immer noch unter dem Fünf-Jahres-Mittel von 1.249 Geschwindigkeitsunfällen. Insofern sind anlassbezogene Geschwindigkeitsüberwachungsmaßnahmen zu allen Tages- und Nachtzeiten – insbesondere außerorts, wo sich ca. 75 Prozent dieser schweren Personenschadensunfälle ereignen – weiterhin fest in der polizeilichen Verkehrssicherheitsarbeit verankert.
Maßnahmen
Die Verkehrssicherheitsarbeit der Polizeidirektion Neuwied ist nach wie vor auf zwei Säulen aufgebaut. Einerseits werden weiterhin Aufklärungs-, Schulungs- und Präventionsmaßnahmen für besonders gefährdete Zielgruppen („junge Fahrer“, Zweiradfahrer) sowie sog. „verkehrsschwache Personen“ wie Kinder und Senioren durchgeführt, andererseits die Überwachung der Hauptursachen für schwere Personenschadensunfälle – Geschwindigkeit und Fahrtüchtigkeit – in Verbindung mit den besonders unfallbelasteten Risikogruppen wie „junge Fahrer“ und motorisierte Zweiradfahrer sowie an den unfallbelasteten Örtlichkeiten und zu relevanten Zeiten fortgeführt. Ergänzend erfolgt eine enge Zusammenarbeit mit den Fahrerlaubnisbehörden der Kreise Altenkirchen und Neuwied sowie der Stadtverwaltung Neuwied, um die zeitnahe Entziehung der Fahrerlaubnis auf dem Verwaltungsweg bei festgestellten Fahrten unter Drogeneinfluss – auch ohne Unfallzusammenhang – weiter zu forcieren.
Die Unfallstatistik als PDF finden Sie hier.
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