Großes Solarprojekt in Deesen vor dem Abschluss
Auf einer großen Wiese neben der A3 bei Deesen sieht man die Energiewende: Aus Landwirtschaft wird Energiewirtschaft! Rechts der Autobahn in Fahrtrichtung Köln glänzen Glasplatten, so weit das Auge reicht. Die Pfalzsolar GmbH aus Ludwigshafen und die gemeinnützige Bürgerservice GmbH aus Trier legen hier auf einer Fläche von 5,7 Hektar – das sind acht Fußballfelder – einen Solarpark an.
Die Wiese gehört zum größten Teil der Gemeinde Deesen und ein kleines Stück davon zwei privaten Besitzern. Bisher wurde die Fläche ausschließlich für die Landwirtschaft genutzt. Der Landwirt, der die Wiese bewirtschaftete, hat Berichten zufolge zu dem Verlust an Landwirtschaftsfläche gesagt: Für das Geld, was er an Pacht bekomme, könne er sich die Ernte kaufen.
Mitte Juni ist der Startschuss für den Bau des Solarparks Deesen gefallen. Ende Juli soll von hier aus zum ersten Mal Strom in das Netz der Kevag eingespeist werden. Mit einer Leistung von 4,1 Megawatt und einem jährlichen Stromertrag von rund 4 Millionen Kilowattstunden produziert der Solarpark theoretisch genug Strom, um den jährlichen Bedarf der knapp 700 Einwohner der Ortsgemeinde Deesen zu decken.
Jede Kilowattstunde wird mit dem im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) geregelten Einspeisetarif vergütet, der in Abhängigkeit des Inbetriebnahmezeitpunkts bei 10,6 beziehungsweise 10,4 Cent liegt. Der mit Modulen des Herstellers Jetion und Wechselrichtern aus dem Hause SMA errichtete Solarpark ermöglicht laut Bürgerservice GmbH eine jährliche CO2 Einsparung von über 2.000 Tonnen und leistet so einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz im Westerwaldkreis.
Das Geld für den Bau der Anlage stellt die Pfalzsolar GmbH zur Verfügung, insgesamt rund 4,5 Millionen Euro. Sie lobt die Beteiligten am Projekt in Deesen: „Besonders hervorzuheben ist die sehr gute Zusammenarbeit mit der Ortsgemeinde Deesen, der Verbandsgemeinde Ransbach-Baumbach sowie der Kreisverwaltung des Westerwaldkreises und der Bürgerservice GmbH.“
Das bestätigt Deesens Ortsbürgermeister Franz Bendel: „Ich war selbst erstaunt, wie zügig das ging. Im Gemeinderat waren wir uns schnell einig. Und dann kam auch sehr rasch die Baugenehmigung von der Kreisverwaltung. Vielleicht lag das auch daran, dass es kein so kompliziertes Bauvorhaben ist.“
Der Pachtvertrag mit dem Betreiber Pfalzsolar läuft über 20 Jahre und kann anschließend noch zweimal fünf Jahre verlängert werden. Auch vorher schon war der Haushalt der Gemeinde Deesen ausgeglichen. Das Geschäft wurde nicht aus finanzieller Not gemacht. Dennoch freut sich die Gemeinde natürlich über künftige Pachteinnahmen in fünfstelliger Höhe.
Einsprüche gegen das Deesener Solarfeld kamen lediglich von der Landwirtschaftskammer und der Gemeinde Sessenhausen, unter anderem deshalb, weil die Fläche ziemlich nah am Wald liegt. Rechtlich gesehen ist eine Bebauung mit Solarzellen nur entlang der Autobahn, auf Mülldeponien und auf Bundeswehrkonversionsflächen zulässig. Die Anlage muss mindestens 40 Meter Abstand zur Autobahn haben und darf von dort aus nicht weiter als 110 Meter ins Feld gehen.
Deesen hat jetzt Geschmack bekommen an der Mitwirkung bei der Energiewende: Ortsbürgermeister Bendel erklärt, dass als nächstes ein Windparkprojekt rechts der Autobahn Richtung Frankfurt, in Höhe des Deesener ICE-Tunnels ansteht. Hier sollen – auf Land von Deesen, Wittgert und dem Staatsforst – acht bis zehn Windkraftanlagen errichtet werden. Darüber wird am Donnerstagabend (4.7.) im Gemeinderat gesprochen. Holger Kern
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