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Nachricht vom 29.08.2013    

„Flurbereinigung“ – Ausstellung, temporäre Kunst in Neuwied

Am heutigen Donnerstagabend (29.8.) konnte endlich die Ausstellung „Flurbereinigung“ in Neuwied-Irlich eröffnet werden. Die ursprünglichen Vernissage-Pläne waren im Juni dem Hochwasser zum Opfer gefallen. Inzwischen war die Spannung bei den Interessenten gestiegen. Die Besucher wurden nicht enttäuscht: Was auf dem ehemaligen Fahrschulgelände am Wiedufer präsentiert wird, ist einmalig, vergänglich, witzig, skurril, subtil, unterhaltsam und ungewöhnlich.

Jürgen Bork, Dr. Lutz Neitzert, Theo Mitschang und Gunter Fröhlich (v.l.). Fotos: Helmi Tischler-Venter

Irlich. Wie ein verlassenes, der Natur überlassenes Gelände wieder-belebt und zur Freiluftgalerie umgewandelt werden kann, demonstrieren die Künstler Theo Mitschang aus Rengsdorf, Hans-Jürgen Bork, Neuwied und Dr. Lutz Neitzert, Neuwied. Ihre Arbeiten sind spannend, manchmal mimikry-artig im Gelände integriert, bisweilen in schockierendem Gegensatz zur umgebenden Natur. Viele Fundstücke aus dem Gelände selbst sind in Installationen integriert. Mauern, Reste der Betonpisten und eine röhrenförmige Unterführung werden ebenso kreativ genutzt wie Sträucher, Bäume und Geländemodellierung. Viel Lokalkolorit schimmert durch die Anspielungen, aber auch die große Politik erfährt kunstvolle Kritik.

Der Begriff „Flurbereinigung“ ist mehrdeutig. Sein Ursprung war die Zusammenlegung agrarischer Flächen mit dem Ziel, Monokulturen zu optimieren. Es hat aber auch mit aufräumen und entrümpeln zu tun, durchaus auch im geistigen Sinn.

Initiator Gunter Fröhlich dankte Sponsoren und Helfern für das anhaltende Vertrauen in die Organisatoren. „Wir haben drei knackige Tage hinter uns.“ Gewachsen war seine Idee der Feldausstellung bei mehreren Besuchen der Documenta Kassel im letzten Jahr. Deshalb schlug Oberbürgermeister Roth als Arbeitstitel für die Zukunft „Irlich Imposanta“ vor. Nach seiner Lebenserfahrung neigten verrückte Ideen dazu, sich zu verselbständigen. Beim zweiten Mal gelte das im Rheinland schon als Brauchtum.



Ortsvorsteher Manfred Brecht ließ die Geschichte des Grundstückes Revue passieren, das vor 40 Jahren von Familie Irmgartz von der Stadt gepachtet und als Go-Cart-Bahn gebaut worden war. Durch die Arbeit der Künstler sei einiges wieder unter dem Gestrüpp hervor gekommen und daraus Einzigartiges entstanden.

Landrat Rainer Kaul hatte bereits im Vorhinein gewusst, dass nichts Alltägliches heraus kommen würde, wenn die Herren Mitschang, Bork und Neitzert ans Werk gingen. Er habe vor Jahren ein verrücktes Mitschang-Werk erstanden, das er zur Freude vieler Besucher jahrelang ausgestellt habe: Einen Teebeutel, den der Künstler mit dem Wort „Kunstwerk“ bestempelt hatte.

Nach demselben Verfahren erstellte Mitschang auch während der Vernissage Kunstwerke für den sehr erschwinglichen Preis von 9,98 Euro. Dafür mussten die Käufer zuerst ein kleines Schokoladenauto aufessen. Die Verpackungsfolie wurde dann in einen Lageplan des ehemaligen Fahrschulgeländes eingeklebt und mit dem Kunstwerk-Stempel versehen. Die beiden bekannten Musiker Klaus Mäurer und Dieter Wüster-Lindenau lieferten die musikalische Untermalung.

Die Irlicher Land-Art-Ausstellung fand großes Interesse und Anerkennung. Ab jetzt ist die Ausstellung bis zum 8. September täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet, sonntags ab 11 Uhr. Der Eintritt ist frei. Helmi Tischler-Venter



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