Michaela Abresch liest aus „Ostrakon – Die Scherbenhüterin“
Ein Jahr nach der Vorstellung ihres Debütbandes „Mirakelbuch“ las die Dierdorfer Autorin Michaela Abresch Auszüge aus ihrem ersten historischen Roman „Ostrakon – Die Scherbenhüterin“. Karl-August Heib konnte am Freitagabend (6.9.) im Namen des Kulturkreises Dierdorf rund 70 Besucher begrüßen.
Dierdorf. Die gute Stube Dierdorfs, die „Alte Schule“ am Damm, war gut gefüllt. Die Atmosphäre im Festsaal stimmte auf Zeit und Raum der Handlung ein: Es war heiß und duster, weil zunächst lediglich ein Kerzenlicht und eine Leselampe spärliches Licht spendeten. Vor dem Lesepult lagen dekorativ einige Tonscherben. „Ostrakon“ ist der altgriechische Begriff für „Scherbe“ oder „Tonscherbe“. Dieses keramische Abfallmaterial stellte für die Menschen des Altertums eine preiswerte Alternative zum seltenen und teuren Papyrus dar. Mit Steinen wurde darauf geritzt.
Nachdem ein Buchtrailer die Besucher auf die Epoche eingestimmt hatte, bereiteten Michaela Abresch und der Musiker Uwe Wagner das Publikum mental und gefühlsmäßig weiter vor: Während Abresch die Hauptpersonen ihres Romans vorstellte, spielte Wagner auf dem „Hang“. Dieses sehr altertümlich anmutende Instrument, das wie ein doppelter Wikingerschild oder ein Ufo aussieht, wurde erst 2001 in der Schweiz erfunden. Dramaturgisch passend zur Handlung, spielte Wagner, der von Haus aus Schlagzeuger ist, sanfte, metallische Klänge und angenehme Rhythmen.
Der Roman „Die Scherbenhüterin“ spielt in der zweiten Hälfte des ersten nachchristlichen Jahrhunderts im damaligen Palästina. Das gelobte Land, von den Christen auch „Heiliges Land“ genannt, war römische Provinz. Es regte sich Widerstand gegen die Besatzer. Und ein neuer Glaube entwickelte sich. Es lebten noch einige Menschen, die Jesus persönlich kannten.
Das römisch-jüdische Galiläa mit seinen alten ethischen Traditionen und mit seinen unethischen revolutionären Kampfhandlungen bietet den kontrastreichen Rahmen für emotional intensive Begegnungen. Der äußere Konflikt der Region führt zu inneren Konflikten bei den Romanfiguren.
Michaela Abresch erzählt ihre Geschichte orientalisch-blumig. Die Wortwahl ist präzise, Ort und Zeit sind genau recherchiert. Die wohlige, angenehme Stimme der Vorleserin und ihre anschaulichen Schilderungen in einer historisch angemessenen Sprache lassen im Kopf Bilder entstehen. Die Handelnden im Roman werden tatsächlich, wie von ihrer Erfinderin gewünscht, „zu guten Freunden, die man vermisst, sobald man sie ein paar Tage nicht gesehen hat.“ Die Spannung wird so geschickt aufgebaut, dass man als Zuhörer neugierig wird auf das Schicksal der Protagonisten, gierig auf mehr.
Michaela Abreschs Lesung verfehlte nicht den gewünschten Zweck. Viele Buchexemplare mussten von ihr signiert werden. Literatur und Musik, die eine historisch, die andere modern, beide geheimnisvoll und eindringlich, waren wirklich eine gelungene Synthese. Die Zuhörer, die der Einladung des Dierdorfer Kulturkreises gefolgt waren, durften einen schönen Abend verbringen. Daher folgten auch viele Menschen gern dem Appell des Kulturkreis-Mitorganisators Ulrich Christian, beim Ausgang Spenden für die Sanierung der örtlichen Altertümer zu hinterlassen. Helmi Tischler-Venter
Hier der Trailer zur Einstimmung auf das neueste Werk von Michaela Abresch.
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