Heimat-Jahrbuch 2014 erschienen
Das neue Heimat-Jahrbuch 2014 für den Landkreis Neuwied wurde am heutigen Freitag (11.10.) im Schienenbus, der auf dem Viadukt der Kasbachtalbahnstrecke gestoppt wurde, der Eifelbahn Verkehrsgesellschaft mbH zwischen Linz und Kalenborn im Kasbachtal präsentiert. Auf 440 Seiten gibt es viel Wissenswertes über den Kreis Neuwied.
Neuwied. Landrat Rainer Kaul stellte es gemeinsam mit Autoren, Redaktionsteam sowie Mitgliedern des Kulturausschusses das neu erschienene Heimat-Jahrbuch 2014 im Schienenbus, vor. Nostalgie auf Gleisen: Fahren in historischen Waggons, gezogen von einer Dampflok, Sitzen in einem Schienenbus … Das weckt nicht nur Erinnerungen an frühere Zeiten, es lässt uns auch diese Langsamkeit spüren, die damit einherging. Zwar viel harte Handarbeit, dafür aber ein stressfreier Tagesablauf. Heute überwiegen Tempo und Hetze.
„Wir haben uns in diesem Jahr das nostalgische Zugerlebnis auf den Einband unseres Jahrbuchs drucken lassen und auch die Präsentation des Buches im Schienenbus - landläufig „Triebwagen“ - durchgeführt, um Ihnen auch etwas von dieser geruhsamen Atmosphäre der „Guten alten Zeit“ - die wie wir alle wissen nur im Rückblick das Gute behalten lässt - mitzugeben. Bewogen hat uns dazu das 100jährige Jubiläum der Kasbachtalbahn, die derzeitige Instandsetzung des denkmalgeschützten Betonviadukts dieser Zeit gab uns den aktuellen Anlass“, erklärte Landrat Rainer Kaul.
Nach den Herbstferien werden die Schulkinder in ihren Heimatgemeinden die neuen Jahrbücher zum günstigen Preis von 5,50 Euro verkaufen. Zu erhalten sind sie ab dem 12. Oktober im Buchhandel, in der Kreisverwaltung und im Roentgen-Museum Neuwied.
Inhaltliches:
Im von Frank Blum verfassten Jahresrückblick lesen wir mehrfach, dass in den Rheingemeinden selbst auf den Gleisen der Lärm mittlerweile unerträglich wird, wogegen mehrfach demonstriert wurde. Vom letzten Jahr in Erinnerung blieb den meisten der lange dunkle Winter, der fast das Frühjahr übernahm und ohne Überleitung einen ultraheißen Sommer folgen ließ. Überhaupt schlägt unser Klima Kapriolen, die sicher auch in den Folgejahren von sich Reden und Schreiben machen lassen.
Jene ehrenamtlich Engagierten, die dafür im Vorjahr per Nadel, Medaille oder Verdienstkreuz ausgezeichnet wurden, widmen wir seit einigen Jahren ein eigenes Kapitel, das dem Jahresrückblick anschließt.
Es folgen Aufsätze, die zum Titel passen: Jener aus der Feder von Hans Lahr über das Erlebniswochenende anlässlich der hundertjährigen Jubiläumsfahrt im Kasbachtal, ein anderer von Wolfgang Dietz über die Freigabe der ersten deutschen Bahnstrecke vor 180 Jahren, wozu das nunmehr zu Schließen drohende traditionsreichste Unternehmen der Stadt Neuwied: „der Rasselstein“ Gleise fertigte, schließlich ein Bericht von Hans-Joachim Röder über die vorbildliche Konversion des Puderbacher Typenbahnhofs von 1884 zum „Kulturbahnhof“.
Wetten, dass Sie nicht die höchsten, niedrigsten oder den Himmelsrichtungen entsprechenden Extreme, hier Eckpunkte des Landkreises kennen? Bruno Kremer serviert sie uns.
Die bekannten „Archäologen“ des Kreises, Heinz Preißing und der „Limes-Müller“ zeigen uns kulturelle Überreste der Römer- und Keltenzeit.
Sicher ist Kurtscheid älter als die erste urkundliche Erwähnung. Wie kompliziert dies recherchiert werden muss, offeriert uns ein Beitrag des in heimatkundlichem Schrifttum versierten Arno Schmid gemeinsam mit Heinz-Dieter Wagner.
Adalbert Fuchs lässt den personifizierten Tod als „skelettierten Sensenmann“ auf uns los: der in der Bruchhausener Kirche hängende einzigartige Totentanz gibt Anlass dazu.
Anton Lahr, Eugen Wasser und Hansfried Schaefer präsentieren uns die derzeit ein Jubiläum feiernden Sakralbauten ihrer Heimatgemeinden. Der „Mühlenhistoriker“ Heiner Strauß zeigt uns die Historie von der Leonhardsmühle zu Unterelsaff sowie der Kolksmühle zu Linz auf, der „Kriminalhistoriker“ Hermann-Joseph Löhr jene der Kapaunsmühle bei Asbach. Die reichen Höfe und Weinpachten der ehemaligen Zisterzienserabtei Marienstatt in der Region offeriert uns seit Jahren Jörg Ditscheid. Dieses Mal ist es die Weinpacht der Abtei in Linz. Ulf Lind präsentiert uns jene eher bescheidenen Liegenschaften des Kreuzherrenklosters Ehrenstein.
Herrschaftlich prangt das „Goldene Vlies“ an Schloss Arenfels. Was es damit auf sich hat, erläutert uns Michael Adlung.
Eine Pfarrstellenbesetzung von 1794 war damals sehr devot, wie uns Gerhard Zimmermann zeigt. Dem traditionsreichen Montanstandort in Buchholz, der Grube und Bleihütte L(o)uise hat Horst Weiß sich verschrieben. Hönningens langjähriger Heimathistoriker Jakob Weiler lässt uns mit den Fergern und Schiffern den Rhein queren. Der temporär begrenzten Bürgermeisterei Altenwied wendet sich Werner Büllesbach zu. Josef Kretzer sagt uns, woher der Friedrichsberg seinen Namen hat. Bernd Willscheid offeriert uns eine besondere Aquatinta von Dattenberg.
Dass die „Sepulkralkultur“, der Totenkult, im Umbruch ist, zeigt auch das „Aussterben“ der alten Totenzettel: einer uralten, sehr interessanten katholischen Tradition, hier beispielhaft für Leutesdorf beschrieben von Beate Busch-Schirm.
Rudolf Vollmer lässt das Erpeler Gericht von 1695 lebendig werden, Reinhold Pfandzelter zitiert Briefe französischer Soldaten, die 1797 vor Neuwied lagen. Welche Soldaten für Nassau in Spanien fielen, zeigt uns der bekannte Historiker Albert Hardt auf. Dass wiedische Untertanen damals in die Batschka emigrierten, davon weiß Karl-Erich Anhäuser zu berichten, Bernhard Schmidt von Puderbacher Amerikaemigranten 100 Jahre später. Der auf dem Alten Friedhof ruhende Dichter und Denker Lichtfers ist Hans-Joachim Feix einen Beitrag wert, über den „Baumeister“ Joseph Ganzer recherchierte Friedel-Wulf Kupfer.
Es folgen zwei denkwürdige Episoden Leutesdorfer Geschichte: der beginnende Ausbruch des I. Weltkriegs vor genau 100 Jahren dort oder die Umsiedlung von Slowenen dorthin, dargelegt von Werner Schönhofen.
Marie-Luise Dingeldey erinnert uns ehrfürchtig an die von den Nazis geflohenen oder getöteten Rengsdorfer Juden. Jürgen Moritz schreibt in diesem Jahr über die Neuwieder Straßenbahngeschichte, Theo Winterscheid über das Ende der Neuwieder Post 1945, Manfred Krämer ein an die Versenkung der Engerser Rheinbrücke mahnendes Wrackteil.
Die Veränderungen nach dem 2. Vatikanischen Konzil vor Ort in St. Katharinen sind das diesjährige Thema von Michael Hoellen, wie feierlich vor fast 70 Jahren Fronleichnam begangen wurde ein Artikel von Christian Adams aus Linz.
Da 2014 die Pfingstreiter seit 450 Jahren vom Sattel aus ihren Tribut einholen, lässt Wolfram Sauerbrei die Geschichte der traditionsreichen Heddesdorfer Pfingstkirmes zusammenstellen. Anita Trostel zeigt derweil den Wandel im ländlichen Wohnen an der „Dicksgass“ in Niederbieber auf. Dass 1952 die bekannte Zahnbürstenfirma Schiffer erstmals für Frauen attraktive Arbeitsplätze im Amt Neustadt schuf, ist Hermann-Joseph Löhr ein weiterer Artikel wert, das 125. Jubiläum des WW-Vereins ein Beitrag Arno Schmidts.
Die beiden „Dialektiker“ Helmut Krämer und Gretel Dames zeigen uns, was „En Damespaade“ ist und wieso seit hunderten von Jahren traditionell die Bornhofenwallfahrt begangen wird.
Welch technisches Geschick aufgebracht wurde, um die alte Rheinbrücke abzubauen, hiervon weiß Rolf Niemeyer auch fotografisch zu berichten; wie gut und bekannt „Neuwieder Möbel und Uhren“ in New York sind, der Report von Bernd Willscheid. Dass das Niederbreitbacher Heimatmuseum - ein ehrenamtlich geführtes kleines Freilichtmuseum - bereits seit 25 Jahren existiert, lassen uns Herbert Kröll und Hans-Joachim Röder wissen. Wie engagiert Volunteers das Willy-Brandt Forum in Unkel leiten, darüber schreibt Klaus-Henning Rosen. Und wie attraktiv das Wiedtal ist, abschließend Florian Fark.
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