Digitalfunk-Übung: ICE-Unfall im Fernthal-Tunnel
Neustadt (Wied). Um die neue Digitalfunktechnik unter starker Netzbelastung zu testen, wurde am Samstag (12.10.) eine Großübung im Landkreis Neuwied durchgeführt. Als Unterschied zur ersten Digitalfunkübung im Juli 2012 wurde diesmal nicht ein großräumiges Ereignis (Unwetter) sondern ein örtliches Ereignis geübt.
Neben der Feuerwehr waren auch andere Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben beteiligt: Bundeswehr, Polizei, Rettungsdienste und Technisches Hilfswerk (THW), sowie Kräfte aus dem Landkreisen Altenkirchen und Westerwald.
Schadenszenario
Aus unbekannten Gründen kommt ein ICE 3 mit 260 Fahrgästen im Fernthal-Tunnel durch Entgleisen zum Stehen. 240 Personen können mit Hilfe der Zugbegleiter den Zug verlassen und sich selbst durch schnelle Flucht zu den Tunnelportalen und über den Notausstieg retten.
In der Küche des Bordrestaurants ist ein Brand entstanden, der sich innerhalb von zwanzig Minuten zu einem Vollbrand des Waggons entwickelt. 22 Personen – zum Teil mit Rauchverletzungen – müssen aus dem Zug gerettet werden. Hiervon sind sechs Personen schwer bis schwerstverletzt.
Ab 14 Uhr werden die Einheiten nach dem besonderen ICE-Alarmplan alarmiert. Zunächst sollen das Ausrücken und die damit verbundenen Meldungen (Abfrage der Einsatzstelle, Stärkemeldungen) getestet werden.
Gegen 14.30 Uhr werden die Einheiten erneut alarmiert um die komplette Übung zu durchlaufen.
Die Einsatzleitung hat zunächst die Feuerwehr der Verbandsgemeinde Asbach. Diese veranlasst die Nachalarmierung weiterer Kräfte. Es werden Rettungsdienst und Sanitätsdienste zur Versorgung der Verletzten alarmiert.
Über die Netzleitstelle der Deutschen Bahn wird die Strecke gesperrt und der Notfallmanager verständigt. Die Bundes- und Landespolizei übernimmt die Absicherung der Einsatzstelle und beginnt mit den Ermittlungen. Das THW richtet einen Hubschrauberlandeplatz gegenüber der ehemaligen Autobahnpolizei ein. Zur Tragehilfe werden weitere Feuerwehren alarmiert.
Auf dem Gelände der ehemaligen Autobahnpolizei übernimmt die Technische Einsatzleitung des Landkreises mit dem Kreisfeuerwehrinspekteur die Einsatzleitung. Von hier werden nun die Abschnitte am Nord- und Südportal, die Patientenversorgung sowie der Bereitstellungsraum geführt.
Insgesamt wurden 36 Alarmierungen durchgeführt. Es waren 105 Einsatzkräfte mit 48 Fahrzeugen im Einsatz.
Großschadenlagen sind für die Kommunikationstechnik der Hilfsorganisationen immer eine große Herausforderung. Bei der analogen Funktechnik stehen den Feuerwehren im Landkreis Neuwied ein Funkkanal sowie zwei Ausweichkanäle zur Verfügung. Diese sind beim Einsatz mehrerer Verbandsgemeinden schnell
ausgelastet.
Im Digitalfunk stehen den Organisationen bis zu 45 Gruppen zur Verfügung, auf denen getrennt voneinander Funkgespräche abgewickelt werden können. Diese Vielfalt erfordert allerdings auch eine sehr genaue Planung im Funkkonzept.
Die Nachbesprechung der Übung erfolgt im Feuerwehrhaus Neustadt/Wied.
Nach einer ersten Einschätzung der Übungsleitung gab es im Hinblick auf die geplante Einführung des Digitalfunks viele neue Erkenntnisse.
Durch die Projektgruppe Digitalfunk Rheinland-Pfalz können die Auslastung des Funknetzes sowie die Belastung der einzelnen Basisstationen ausgewertet werden. Dies ermöglicht es, festgestellte technische Schwachstellen konkret benennen und beheben zu können.
Eine vollständige Auswertung aller Daten wird in den nächsten Wochen erfolgen.
Zur ICE-Strecke im Landkreis Neuwied
Durch den Landkreis Neuwied verlaufen 27 Kilometer ICE-Strecke zwischen Köln und Frankfurt. Es werden drei Tunnel mit einer Gesamtlänge von 3,5 Kilometer passiert. Die Übung fand am Fernthal-Tunnel statt, dem mit 1.555 Meter längsten ICE-Tunnel im Kreis Neuwied.
Der Fernthal-Tunnel hat aufgrund seiner Länge einen Notausstieg. Notausstiege sind nach 1.000 Meter vorgeschrieben. Das Nordportal des Fernthal-Tunnels liegt lediglich 100 Meter vom Südportal des Ammerich-Tunnels entfernt.
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