Prunksitzung in Bad Hönningen – ein Straßenfeger
Die große Prunksitzung der KG Bad Hönningen hatte am Samstagabend (15.2.) die Straßen der Stadt ziemlich leergefegt. Im Saal der Mehrzweckhalle hatten sich 800 kostümierte Karnevalsfreunde versammelt, um einem fünfstündigen fulminanten Bühnenprogramm zu folgen. Dort erlebte man einen abwechslungsreichen Mix aus Büttenreden und Tanzvorführungen.
Grandios wirkte schon das Bild auf der Bühne zu Beginn der Veranstaltung: Prinz Jürgen uns sein Gefolge, umringt von Gardisten, Funken und Elferratsmitgliedern füllten die große Showfläche aus. Der Prinz brachte mit Wort und Gesang die Festgemeinschaft in Stimmung. Toll, mit was für einer Leidenschaft und Begeisterung Prinz Jürgen die Freude am Karneval vermittelt! Und weil er schon mal so schön dabei war und „weil Karnevalsprinzen so rar sind“, ernannte sich die Majestät von Bad Hönningen eigenmächtig zum Prinzen der ganzen Verbandsgemeinde. Die Menschen im Saal stimmten jubelnd zu.
Eine gute Idee der Veranstalter (Orga-Verantwortlicher: Dietmar Walter) war die Filmleinwand neben der Bühne, wodurch auch die in den hinteren Reihen Sitzenden das Geschehen vorne „hautnah“ mitverfolgen konnten. Moderator der Prunksitzung war in gewohnt souveräner Manier KG-Präsident Christoph Wagner. Als „der Lang mit dem Höötche“ bewies Wagner sein eigenes Bühnentalent und warf einen Blick in die Zukunft der Fassenacht. Wenn alles so zutrifft, was der „Lang“ kommen sieht, sollte man lieber jetzt Karneval feiern. In den kommenden Jahren wird’s eher peinlich.
Gut vorbereitet und auf souveräne Art trug der „Hünnijer Stadtschreiber“ das Notierte vor. Dabei wechselte Peter Hermann gekonnt zwischen Bütt und Fernsehstudio hin und her. Bei so viel rhetorischer Professionalität blieb den Narren im Saal der Mund offen stehen: Als Nachrichtensprecher schaffte Hermann einen „Jahresrückblick in einer Minute“ – sensationell! Auch sonst war diese Nummer ziemlich politisch: Da wurde VG-Bürgermeister Michael Mahlert mit seinem Schweiz-Kredit in die Nähe des Limburger Protz-Bischofs Tebartz-van Elst und des bayrischen Steuerbetrügers Uli Honeß gerückt – mit der positiven Beurteilung: „Michael Mahlert hat nicht in die eigene Tasche gewirtschaftet!“ Dafür gab’s viel Applaus.
Die Süwag bekam ihr Fett weg („Die Bürger haben mehr Angst vorm Stromableser als vor einem Taliban“) und Guido Job wurde gescholten für seinen abfälligen Witz über „schwarze Krücken“ in der VG-Verwaltung.
Nach dem Stadtschreiber eroberten die Stadtsoldaten/Garde die Bühne mit einem perfekt geordnetem Funken-/Gardetanz. Nach so viel pompösem Tamtam wirkte der „Campingfreund“ (Pfarrer Guido Lacher) richtig verloren auf der großen Bühne in seiner Jogginghose und Trainingsjacke. Faszinierend, wie Lacher nach einigen Jahren der Hönninger Karnevalsabstinenz seinen gereimten Vortrag ohne jegliche Texthilfe auswendig vortrug.
Nach dem Lacher hatten die gut gelaunten Gäste der Prunksitzung noch viel zu lachen und zu bewundern in der Programmfolge: das Solotanzpaar Lena Aldat und Jean-Luca Reifert, die gemischte Tanzgarde, den „Herjelaafene“ (Herbert Winkens), den Gesangsvortrag der Kleine Mini-KG (Die Profis von der Artusquell), die Prinzengarde Kasbach, die Poppelsdorfer Schloßmadämmcher und die Ratsherrenkapelle Unkel. Ganz zu Anfang der Veranstaltung hatte Kinderprinz Leon seinen großen Auftritt mit dem Einmarsch und der Ansprache.
Am kommenden Sonntag (23.2.) ist Kinderkarneval in Bad Hönningen, am Karnevalssamstag (1.3.) Prinzenball mit Maskenprämierung, am Karnevalssonntag der Rathaussturm mit anschließendem Erbsensuppenessen in der Mehrzweckhalle und am Veilchendienstag der Karnevalsumzug durch die Stadt. Holger Kern
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