Bärenhöhle kochte im Spitzenspiel
Sie hatten sich so viel vorgenommen, am Ende vielleicht sogar zu viel: Der EHC Neuwied wollte – mit knapp 1.000 Fans im Rücken – dem Spitzenreiter aus Essen unbedingt ein Bein stellen. EHC Neuwied macht aus einem 0:6 noch ein 6:7. Deichstädter schießen drei Tore in den beiden Schlussminuten.
Neuwied. Doch dann machten die Moskitos, mit 13 Siegen aus 13 Spielen angereist, phasenweise einen Klassenunterschied deutlich und lagen nach der Hälfte der Spielzeit bereits mit 6:0 in Führung. Doch der Abend sollte unruhiger enden, als sich ESC-Trainer Michael Rumrich das gewünscht hatte. Mit unbändigem Willen kämpften sich die Bären noch einmal zurück und vergaben Sekunden vor dem Ende sogar noch die Chance auf den 7:7-Ausgleich. Am Ende setzten sich die Moskitos mit 7:6 (2:0, 4:1, 1:5) durch, den Abend in Neuwied aber werden sie so schnell nicht vergessen.
In der Bärenhöhle lief das letzte Drittel, als Essens Stürmer Brance Orban mit dem 7:3 vermeintlich alle Hoffnungen der Neuwieder zunichte macht, an diesem Abend noch einmal in Schlagdistanz zum Klassenprimus zu gelangen. 2.50 Minuten sind noch zu spielen. Und auch wenn der EHC zu Beginn dieses letzten Drittels mit zwei Toren aus einem 1:6 ein 3:6 gemacht hatte, spätestens jetzt sollte die Aufholjagd gegen starke Moskitos doch beendet sein.
Doch die Bären kamen noch einmal zurück: Sieben Sekunden später macht Andrew Love, das 4:7, wieder nur 19 Sekunden später Brian Gibbons das 5:7. Und als Karl Neubert 50 Sekunden vor Spielende gar das 6:7 macht, da ist die Atmosphäre in der Bärenhöhle mit Worten kaum mehr zu beschreiben.
Das Icehouse kocht, die Moskitos sind angezählt, die Bären nehmen eine Auszeit. Zwei Mal noch sollten sie gefährlich vor das Tor von Gästekeeper Domenic Huch kommen, zum Ausgleich aber sollte es am Ende nicht mehr reichen. Hätten wir uns doch nur einen dieser vermeidbaren Fehler gespart, vielleicht eine Strafe weniger kassiert, vielleicht hätte es am Ende zu mehr gereicht – denken sie sich in der Neuwieder Kabine. Doch ist das wichtig an einem solchen Abend? Der EHC hat eine unglaubliche Moral bewiesen. Er hat einmal mehr Werbung gemacht für den Eishockeysport. Die Fans begeistert, obwohl es am Ende eine Niederlage setzte. Das hilft, über die ein 6:7 hinweg zu sehen.
„Wir haben das erste Drittel verpennt, sind nicht in Fahrt gekommen und haben zu viele Strafzeiten kassiert“, sagte EHC-Trainer Arno Lörsch nach dem dramatischen Spiel. „Wenn du mit 0:6 hinten liegst, und dann einen solchen Charakter und Kampf zeigst, dann kann ich dennoch keinem Spieler böse sein. Wir sind gegen einen richtig starken Gegner noch einmal zurückgekommen, mit einer unglaublichen Kulisse im Rücken – das war einfach nur bemerkenswert.“ Sein Team hatte zu Spielbeginn unübersehbar Schwierigkeiten, das hohe Tempo der Gäste mitzugehen. Die Bären kamen oft zu spät, kassierten viele kleine Strafen und fünf der sieben Gegentore in einfacher oder doppelter Unterzahl. „So was nutzt Essen natürlich eiskalt aus. Dennoch war das Spiel für uns heute erneut ein wichtiger Lernprozess.“
Gelernt hatte an diesem Abend aber auch das Gästeteam – da war sich Moskitos-Trainer Michael Rumrich sicher. „Wir haben gutes Eishockey von beiden Teams gesehen. Leider haben wir nach dem zweiten Drittel aufgehört Eishockey zu spielen. Die Stimmung hier in Neuwied ist immer sehr gut, das weiß man. Da haben meine jungen Spieler noch einmal weiche Knie bekommen in der Schlussphase. Unterm Strich aber sind wir zufrieden.“
Die Torfolge: 0:1, 0:2, 0:3 Aaron McLeod (3., 20., 23.), 0:4 Christian Vogel (25.), 0:5 Jannik Moser (30.), 0:6 Brance Orban (31.), 1:6, 2:6 Andrew Love (36., 44.), 3:6 Willi Hamann (46.), 3:7 Brance Orban (58.), 4:7 Andrew Love (58.), 5:8 Brian Gibbons (58.), 6:7 Karl Neubert (60.).
Der Ausblick: Zwei schwere Spiele warten noch auf den EHC Neuwied: Am Samstag bei der 1b der Frankfurter Löwen (16.30 Uhr) und am Sonntag im letzten Heimspiel vor Beginn der Play-offs um 19 Uhr gegen die 1b der Kassel Huskies.
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