Chancen von Nahwärmenetzen auf Biomassebasis diskutiert
Kann heimisches Holz in Zukunft Öl und Gas ersetzen? Die Kreisverwaltung informierte zusammen mit der Kreisgruppe des Gemeinde- und Städtebundes.
Kreis Neuwied. Energie gibt es nicht zum Nulltarif, aber sie kann mit nachwachsenden Rohstoffen preiswerter "produziert" werden als mit den endlichen Rohstoffen Öl und Gas. Dies war das Fazit einer Veranstaltung von Kreisverwaltung Neuwied und der Kreisgruppe des Gemeinde- und Städtebundes. Zahlreiche interessierte Gäste aus den Gemeinden des Landkreises waren der gemeinsamen Einladung nach Rheinbreitbach gefolgt.
"Die Wärmepreise steigen weiter an. Bei Gas ist der Anstieg zwar moderater als bei Öl, aber die Richtung zeigt auch hier stetig nach oben. Der Preis von Holz, ob in Form von Hackschnitzel, Pellets oder Scheitholz liegt wesentlich unter dem von fossilen Brennstoffen", so die inhaltliche Einstimmung des 1. Kreisbeigeordneten und Umweltdezernenten Achim Hallerbach auf den informativen Abend.
"Für Energie haben wir einen Geldmittelabfluss von jährlich 580 Millionen Euro aus dem Landkreis. Davon rund 150 Millionen Euro für die Wärmekosten", berichtet Hallerbach. "Unser Anliegen ist es aufzuzeigen, dass regionale Wertschöpfung gesteigert werden kann, wenn wir die Energieversorgung auf heimische regenerative Energieformen umstellen. Dabei können auch die kommunalen Haushalte entlastet werden, denn die Kommunen selber besitzen einen hohen Anteil an den heimischen Wäldern. Langfristige Vertragsbeziehungen in der Region lösen dabei globale Abhängigkeiten ab und sichern stabilere Preise", unterstrich der 1.Kreisbeigeordnete. Der Landkreis Neuwied besteht zu über 50 Prozent aus Wald. "Ein nachwachsender Rohstoff, der regional verwertet werden kann, wenn entsprechende Heizzentralen und Nahwärmenetze erstellt werden", fasste Achim Hallerbach seine Botschaft zusammen.
Uwe Hoffmann, Forstamtsleiter aus Dierdorf würde sich freuen, wenn er mehr Holz im Landkreis vermarkten könnte. "Die Absatzmärkte für diese Holzfraktionen sind keinesfalls langfristig gesichert. Wir vermarkten heute schon dieses Holz bis nach Thüringen und Sachsen-Anhalt mit den entsprechenden hohen Transportkosten. Die Selbstwerber seien dabei nicht wirklich eine Konkurrenz, da hier in der Regel nur Buche, ortsnah und nahe an den Wegen gefragt ist. Ich sehe 40.000 Schüttraummeter (Sm³) jährlich, die hier vor Ort genutzt werden könnten in den Revieren. Zudem bis 30.000 Sm³, die bisher mehr zuwachsen als wir im Jahr nutzen. In den Sägewerken fällt als Reststoffe noch mal eine Summe von bis 200.000 Sm³ an. Insgesamt ist das eine Menge Holz."
Im Rahmen der Erstellung des kreisweiten Klimaschutzkonzeptes wurden 26 Nahwärmenetze in unterschiedlichen Gemeinden identifiziert. Daniel Oßwald, vom Institut für angewandtes Stoffstrommanagement (IfaS) aus Birkenfeld, der auch die ersten Erhebungen über die Holzpotentiale mit erarbeitet hat, wies darauf hin, dass die Technik der Holzfeuerung heute auf sehr hohem Niveau ausgereift ist. Günstig sei es aus wirtschaftlicher Sicht, mehrere große Verbraucher zusammen zu beheizen. Das Anbinden von öffentlichen Liegenschaften als Grundlast bis hin zu ganzen Wohngebieten trage zur Wirtschaftlichkeit eines örtlichen Nahwärmenetzes bei. Große Chancen sieht er bei den identifizierten so genannten Wärmesenken in Asbach, Unkel, Raubach und Neustadt.
Als erste Holzhackschnitzelheizung ging die Heizanlage am Schulzentrum in Rheinbrohl November 2002 in Betrieb. Bürgermeister Michael Mahlert, gleichzeitig Vorsitzender der Kreisgruppe des Gemeinde- und Städtebundes, erläuterte die ersten Überlegungen und die anfänglichen Schwierigkeiten. Dass es sich gelohnt hat, daran lässt er keinen Zweifel aufkommen. Dem ersten Projekt folgten mehrere Holzheizungen an Kindergärten und Gemeindehallen in der Verbandsgemeinde Bad Hönningen. Dadurch sei ein wesentlicher Beitrag der regionalen Wertschöpfung geleistet worden.
Bei der Planung und dem Betrieb der Holzheizungen sind einige wichtige Parameter zu beachten. Heinz-Günter Ebert, Mitgesellschafter in der Nahwärme GmbH in Dierdorf, und Ulrich Schäfer, Geschäftsführer des Planungsbüros IBS Energie, haben beide schon zahlreiche Nahwärmenetze in Rheinland-Pfalz projektiert. Ihre umfangreichen Erfahrungen schärften den Blick auf die optimale Netzgröße, Betriebssicherheit und Bevorratung. "Die Chancen bei einer richtigen nutzerorientierten Planung sind enorm", erklärte Ulrich Schäfer. Deshalb müsse zuerst die Grundlagenarbeit solide erfolgen.
Achim Hallerbach und Michael Mahlert hoffen auf eine Fortsetzung des Dialogs. Deshalb soll auch der Austausch über dieses Zukunftsthema weitergeführt werden. Alle Vorträge stehen auf der Internetseite der Kreisverwaltung unter folgender Adresse zum Nachlesen: www.kreis-neuwied.de/der_landkreis/energie/vortraege/index.html.
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