Pigor singt, Benedikt Eichhorn muss begleiten
Romantische Stimmung herrschte am Freitagabend in der Stadthalle Hachenburg. Zu den mit Kerzen bestückten Bistro-Tischen passte das Bühnenbild im Tiger-Salon-Stil mit Flügel und Kerzen. Im krassen Gegensatz dazu stand das Programm „Volume 8“ der kabarettistischen Musiker Pigor und Eichhorn. Da das Duo nicht zum ersten Mal in Hachenburg gastierte, warteten die Zuschauer gespannt auf die neuesten Cocktails aus dessen Giftküche.
Hachenburg. Ungewöhnliche und doch alltägliche Themen sind die Spezialität des „Wut-Sängers“ Pigor. Wenn er erbost die Gedanken „heterosexueller Männer mit Damenhandtaschen“ darbietet, stimmt auch das weibliche Publikum mit dem Resümee überein: „Es ist erniedrigend.“ Eine Analyse der Auf- und Ab -Bewegung deutscher Geschichte führt zwangsläufig zu der Feststellung: „Sie hassen uns wieder“.
Zu einer Matinee am Abend luden die Künstler ein. Im Morgenmantel und mit einem Croissant im Mund philosophierte Pigor über den Anspruch des „Salons“, während Eichhorn „übersetzen“ musste. In der Tradition des Berliner Salons stehe der für soziale Weite. Daraus ergab sich folgerichtig das Lied „In den Brandenburger Sand setzen wir ganz entspannt den Airport Willy Brandt.“ Der sei der leiseste Flughafen der Welt.
Aus der Slam Poetry entnahmen die Kabarettisten die Idee, die Redezeit auf drei Minuten zu begrenzen. So lange hatte Historiker Eichhorn Zeit, über die gänzlich uninteressante Musik Wagners zu reden. Oder über die noch uninteressantere Doppelte Buchführung. Pigor dagegen wagte das Experiment des dreiminütigen „Power-Nappings“ mit dem Publikum. Bei abgedunkeltem Saal nutzten einige Zuschauer die ungewohnte Stille zum Flüstern, Kichern und Trinken. Benedikt Eichhorn stellte anschließend fest, dass nun die Stimmung im Eimer sei, aber Pigor hielt das für Hochkultur.
Eichhorn begehrte auf. Er habe keine Lust mehr auf Hochkultur, er mache Volksmusik. Das volksmusikalische Lied war geeignet die NSA zu ärgern, weil die Amerikaner keine Dorfdialekte verstehen.
Das Material, das während der Pause von Eichhorn auf den Flügel gelegt worden war, erwies sich als „Requisiten“, die Bohrmaschine als „Hip Hop Element“, damit das Finanzamt die Absetzbarkeit anerkenne. Aus dem Disput über das „Zeug“ entwickelten sich das Chanson „Ich hab heute Nacht eine ganze Wohnung renoviert“ und eine finanzamtsrelevante Fotopause.
Durch den Abend zogen sich Pigors Drei-Minuten-Übungseinheiten für das Publikum in Esperanto. Dafür gab es vor der „dritten Hälfte“ eine Saalrunde Wodka. In seinem Solo-Auftritt versprach Benedikt Eichhorn eine Esperanto-freie Zone mit schönen Liedern von Liebe, Wut und Trauer. Pigor konterte mit dem Song „für die Benedikts dieser Welt: Wir sind die Hausschweine.“ Mit der Bohrmaschine im Anschlag tobte er: „Einer bohrt immer in diesem Land.“
Die Besucher hatten noch lange nicht genug und applaudierten die Musiker zu drei Zugaben heraus. Den Schlusspunkt bildete das sarkastische „Heimatlied“ von den maulenden Rentnern. Tischler
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