Alte Menschen sind oft allein
Als die Neuwieder Malteser vor rund einem dreiviertel Jahr ihren Besuchs- und Begleitungsdienst für ältere, alleinstehende Menschen gründeten, war der grundsätzliche Bedarf bereits bekannt.
Neuwied. „Dass allerdings die Nachfrage nach Besuchen derart hoch sein würde, hat uns schon sehr überrascht.“, gesteht der Leiter des Besuchsdienstes Eberhard Roevenstrunk. Erfahrungen in diesem Bereich hatte er bereits bei den Maltesern im Saarland und ebenfalls während seiner dortigen beruflichen Tätigkeit als Diakon und Notfallseelsorger gemacht. „Durchschnittlich eine Anfrage pro Woche kommt pro Woche bei uns an.“ fast er die Nachfrage nach Besuchen und Gesellschaft zusammen.
Oft sind es Nachbarn, Pflegedienste, weiter weg wohnende Angehörige, Mitbewohner oder sogar die betreffenden Personen selbst, die nach der Möglichkeit eines Besuchs und damit nach Ablenkung vom Alleinsein fragen. „Leider können wir die meisten dieser Anfragen gar nicht bedienen.“, weiß Thomas Klusmeier, stellvertretender Stadt- und Kreisbeauftragter der Neuwieder Malteser zu berichten. „Uns fehlen schlichtweg die „Besucher“, die einen Teil ihrer Freizeit an eben diese alten Leute verschenken wollen. “
Dabei ist „Zeit verschenken“ die am meisten verwendete Begrifflichkeit, um die Art und den Umfang der Tätigkeit der Ehrenamtlichen Besucher zu beschreiben. „Bei einigen unserer Besucher-Besuchten-Paaren haben sich innerhalb kurzer Zeit schon gute und freundschaftliche Beziehungen entwickelt.“
Jeder aus Gruppe bestimmt den zeitlichen Umfang selbst, wie oft und wie lange er jemanden besucht. „Wir haben Besucher bei uns, die zwei- oder dreimal die Woche mehrere Stunden ihrer Zeit mit jemandem verbringen. Ein paar von uns können es auch nur einmal in der Woche für eine Stunde einrichten, weil sie zum Beispiel noch berufstätig sind.“, berichtet Roevenstrunk weiter. „Das spielt aber gar keine Rolle! Jeder von uns gibt so viel Zeit, wie er zur Verfügung hat. Diese nutzen die Personen um gemeinsam eine Tasse Kaffee zu trinken, aus der Zeitung vorzulesen, sich zu unterhalten oder eine Runde „um den Block zu laufen“.“ Darauf legen die Malteser bei der Ansprache interessierter Personen auch sehr viel Wert. „Niemand macht mehr, wie er möchte oder wie er kann. Ob Männer oder Frauen spielt dabei gar keine Rolle“, zeigen sie sich verständnisvoll. „Weiterhin unterstützen wir unsere Mitglieder durch Haft- und Unfallversicherung sowie durch Erstattung der Fahrtkosten im Rahmen der Besuche.“
Um mehr ältere Menschen aus ihrem Alleinsein herausholen zu können, suchen die Malteser weitere Interessierte, die bereit sind, Zeit für ältere Menschen aufzubringen. Für Interessierte, die gerne Informationen zur Mitarbeit im Besuchs- und Begleitungsdienst erhalten möchten, steht Herr Roevenstrunk und bereits im Besuchsdienst tätige Personen während eines Informationsabends am Mittwoch, 19.04.2014 ab 19 Uhr, zur Verfügung. Dieser findet im Malteserhaus in der Gustav-Stresemann-Straße 10, 56564 Neuwied statt. Interessierte sind herzlich eingeladen daran teil zu nehmen und werden gebeten, sich telefonisch unter 02631-9470319 (Anrufbeantworter Thomas Klusmeier) oder per Email an info@malteser-neuwied.de anzumelden.
Hintergrund:
Die Idee für den Besuchs- und Begleitungsdienst kam aus der Hospizarbeit: Die Helferinnen und Helfer waren immer mehr mit der Begleitung alter, aber durchaus nicht kranker oder sterbender Menschen betraut und benötigten dringend Entlastung. So fasste die Bundesversammlung des Malteser Hilfsdienstes vor elf Jahren in Erfurt den Gründungsbeschluss für die Besuchs- und Begleitungsdienste. Heute engagieren sich über 2.100 Ehrenamtliche an 185 Standorten für 7.000 ältere oder behinderte Menschen und schenken ihnen Zeit. Im Durchschnitt „nur“ eine Stunde in der Woche. In der Summe bedeutete das 100.000 Stunden weniger Einsamkeit im vergangenen Jahr aus. Denn: Zusammen ist man weniger allein.
Christlich und engagiert: Der Malteser Hilfsdienst setzt sich für Bedürftige ein. Hilfe für mehr als zwölf Millionen Menschen pro Jahr weltweit • 56.000 Engagierte in Haupt- und Ehrenamt • an mehr als 700 Orten • über 982.000 Förderer und Mitglieder
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