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Nachricht vom 10.05.2014    

Fachkräfte und Energie – darüber reden Unternehmer 2014

Einmal im Jahr treffen sich Unternehmer, Politiker und Bürgermeister im Kreis Neuwied beim großen „Empfang der Wirtschaft“. Gastgeber ist die IHK-Regionalgeschäftsstelle in Neuwied. Das Treffen findet abwechselnd in einem großen Unternehmen der Region statt. In diesem Jahr war es die Firma Wirtgen in Windhagen, die mit über 5.000 Mitarbeitern gigantische Maschinen für den Straßenbau herstellt, die weltweit verkauft werden.

Bei Musik, gutem Wein und leckerem Spanferkel unterhielten sich Firmenchefs und Politiker in einer der riesigen Hallen von Wirtgen in Windhagen über die gute wirtschaftliche Lage. Fotos: Holger Kern/Wirtgen

Die in zwei Wochen stattfindende Kommunalwahl war nicht das bestimmende Thema des Abends. Es ging um Energie und den Strompreis. Die Energiewende bereitet vielen Unternehmern Sorgen. Hätte die Bundesregierung nicht dafür gesorgt, dass Unternehmen, die für die Produktion besonders viel Energie benötigen, von einer EU-Sonderabgabe für erneuerbare Energien befreit werden, dann hätten im Kreis Neuwied einige Hundert Arbeitsplätze auf dem Spiel gestanden. Das sagte zum Beispiel Harald Schmillen, Geschäftsführer der Mittelstandsförderung im Landkreis Neuwied.

Worüber reden Unternehmer bei so einem Empfang? Unter anderem über „Fachkräftefindung und Fachkräftebindung“, wie Harald Schmillen es schön formulierte. Die gute Auftragslage auf der einen Seite und der demografische Wandel andererseits mit kleiner werdenden Jahrgangszahlen zwängen die Betriebe regelrecht dazu, ihr bestehendes Personal möglichst zu halten und neue Fachkräfte dazuzugewinnen. Handwerklich gut ausgebildete Fachkräfte seien momentan für die Unternehmen von größerem Interesse als Akademiker, von denen es eher zu viele gebe.

Alfred Schiffer von der Firma Boy Spritzgießautomaten in Neustadt-Fernthal macht sich bereits Gedanken darüber, wie er über die klassische Zeitungsstellenanzeige hinaus neue Mitarbeiter für sein Unternehmen gewinnen kann. Er wundere sich immer über die geringe Resonanz auf solche Stellenausschreibungen, sagte der Unternehmer. Attraktive regionale Plattformen im Internet sieht er unter Umständen als gute neue Möglichkeit an, auf offene Stellen aufmerksam zu machen.

Die Auftragslage ist gut, sagte Alfred Schiffer. Auch für die nächsten Monate erwartet der Firmenchef gute Geschäfte. Das scheint für die meisten Unternehmen im Kreis Neuwied zu gelten. Auch Harald Schmillen von der Wirtschaftsförderung bewertet die aktuelle wirtschaftliche Situation der Betriebe als gut.

Als prominenten Gastredner der Veranstaltung hatte die IHK den Energieexperten Dr. Dietmar Lindenberger von der Uni Köln eingeladen. Dessen Hauptaussage war: Deutschland sollte nicht auf die Nutzung heimischer Energievorräte verzichten und weiter mit den modernsten Kohlekraftwerken der Welt Energie herstellen. Und: Es gibt momentan keine alltagstauglichen Speicher für regenerative Energien.



Im Gespräch mit dem NR-Kurier sagte Lindenberger: „Ich glaube, dass aus ökonomischen Gründen die Geschwindigkeit der Energiewende in Deutschland zu groß ist. Weil wir uns gerade im Strombereich in einem europäischen Binnenmarkt bewegen. Und weil die Europäische Union selbst Vorreiter in einer globalen Welt ist. Wenn der Vorreiter so schnell reitet, dass die Nachfolgenden nicht mehr mitkommen, dann ist der Zweck des Vorreitens nicht mehr erfüllt.“

Als schlechtes Beispiel für dieses Vorpreschen nannte Lindenberger die Photovoltaik. Der deutsche Stromverbraucher habe die Technologieentwicklung bezahlt und in Asien sei diese Technologie kopiert und produziert worden. In Deutschland seien dadurch keine Arbeitsplätze entstanden. Lindenberger verwies auch auf den negativen Einfluss auf die Kaufkraft bei erhöhten Strompreisen. Dies gefährde auch wieder Arbeitsplätze. Positive Auswirkungen auf das Weltklima durch die Energiewende kann der Wissenschaftler keine erkennen.

Jürgen Mertgen, Mitglied des Vorstands der Kreishandwerkerschaft Neuwied, bedankte sich für den Vortrag von Lindenberger und bat die anwesenden Politiker, in Berlin und besonders in Brüssel dafür zu sorgen, dass die eingeleitete Energiewende die Unternehmen nicht noch mehr belastet, als sie es bisher schon getan habe. Es bleibe abzuwarten, sagte Jürgen Mertgen, ob die klimapolitisch gesteckten Ziele zu erreichen seien: Senken des Primärenergieverbrauchs um 50 Prozent, Erhöhen des Anteils erneuerbarer Energien um 50 Prozent und Senken der CO2-Emmissionen um 80 Prozent – dies alles bis zum Jahr 2050.

IHK-Regionalgeschäftsführer Fabian Göttlich hatte eingangs der Veranstaltung die Bedeutung von Industrie und Handwerk für die Region verdeutlicht mit dem Hinweis: „Innovative Unternehmen wie die Wirtgen GmbH geben im Landkreis Neuwied mehr als 21.000 Menschen Arbeit.“

Der Empfang ging nach den Reden über in einen lockeren Teil mit angenehmen Gesprächen, untermalt von Musik und Gesang. Die Hachenburger Brauerei zapfte frisches Pils, das Weingut Emmerich aus Leutesdorf kredenzte edle Weine und das Cateringunternehmen Tro-Service aus Troisdorf servierte leckeren Braten vom Spanferkel. Holger Kern



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