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Nachricht vom 24.08.2014    

Landwirtschaft: Kein Grund zur Panik

Der Präsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau, Leo Blum, sieht die Marktlage für die Landwirtschaft derzeit zwar kritisch, warnt aber vor Panikstimmung. Blum rief dazu auf, mehr regionale Produkte zu kaufen. Der Verbraucher könne das russische Embargo ins Leere laufen lassen.

Norbert Schäfer (Obstbauvorsitzender), Leo Blum (Präsident), Anneliese Buchsbaum (Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau) und Wilfried Berg (Vorsitzender des Fachausschusses für pflanzliche Erzeugung) bitten die Menschen aus Stadt und Land verstärkt heimische Lebensmittel nachzufragen, um die Folgen des russischen Embargos für die Bauernfamilien abzuschwächen (von links). Foto: pr

Region. Im Gegensatz zu vielen Regionen Deutschlands ist die Ernte in Rheinland-Pfalz witterungsbedingt noch nicht abgeschlossen. Die regenreiche Witterung und die agrarpolitische Großwetterlage setzen den Bauern in Rheinland-Pfalz zu.

„Wenn die Menschen in Deutschland vermehrt regional erzeugte Produkte kaufen, kann uns aber weder die Witterung noch das russische Embargo schrecken!“, erklärte der Präsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau, Leo Blum, während einer Pressekonferenz in der Zentrale des Verbandes in Koblenz.

Viele Bauern hätten eine gute Ernte mit guten Qualitäten einbringen können. Bedauerlicherweise würden aber gerade in den Mittelgebirgslagen von Hunsrück, Eifel, Westerwald und Taunus die Betriebe darunter leiden, dass regional noch bis zu 50 Prozent des Getreides nicht hätten geerntet werden können. Insgesamt stünden im nördlichen Rheinland-Pfalz noch rund 20 Prozent des Getreides auf den Feldern. Aufgrund der Regenphase der vergangenen drei Wochen und den damit einhergehenden sinkenden Qualitäten könnten der betroffene Winterweizen und die Braugerste in den meisten Fällen nur noch als Futtergetreide oder an Biogas erzeugende Betriebe verkauft werden.

Ebenso problematisch sieht Blum die Erlössituation. Der Erzeugerpreis für Brotgetreide liege mit 150 Euro pro Tonne zurzeit 30 Euro unter dem Vorjahrespreis. Für Futtergetreide werde nochmals 15 Euro weniger bezahlt. Dies sei sehr wenig und treffe die Betriebe hart.

Kritisch sieht Blum den russischen Importstopp für Obst, Gemüse, Milch und Milchprodukte sowie Fleisch. Im Obstbau sei beispielsweise mit einer sehr ertragreichen und qualitativ hochwertigen Ernte zu rechnen. Dies führe ohnehin zu einem Preisdruck. Auch wenn der Importstopp den deutschen Obstexport mit zuletzt 20.000 Tonnen Äpfel nach Russland kaum treffe, so werde beispielsweise die polnische Exportmenge in Höhe von 500.000 Tonnen auf den gesamten europäischen Markt drängen. Auch wenn der Handel diese Ware in der Regel nicht abnehme, weil er den deutschen Anforderungen nur selten entspreche, sei davon auszugehen, dass diese Situation als Druckmittel genutzt werde.



Präsident Blum rief daher dazu auf, mehr deutsche Äpfel zu essen: „Das ist gut für die Gesundheit und für unsere Bauern!“ Ein Apfel mehr pro Woche würde in diesem Bereich das russische Embargo ins Leere laufen lassen.
Bei Schweinefleisch seien die Importe aus der gesamten EU bereits seit Februar 2014 blockiert, da in Litauen und Ostpolen die „Afrikanische Schweinepest“ festgestellt worden sei. Ein Embargo führe hier daher ohnehin nicht zu weiteren Einbußen. 2014 seien bisher nur 9.000 Tonnen an deutschem Käse nach Russland ausgeführt worden. Auch diese Menge gebe bei einem Wegfall keinen Anlass zur Besorgnis. Diese Mengen seien durch neue Exportkontakte nach Honkong, die Philippinen und Südkorea längst überkompensiert worden. Nur ein Prozent des in Russland verzehrten Rind- und Kalbfleisches werde aus der EU importiert. Auch hier wirke sich der Importstopp nahezu nicht aus.

Blum: „Die aktuelle Preissituation spiegelt viel mehr das hohe Angebot an landwirtschaftlichen Produkten wider. Das russische Embargo wirkt sich nur in Teilbereichen aus. Diese können aber durch verstärkte Nachfrage nach heimischen Produkten und Exportalternativen ausgeglichen werden. Nun ist der Lebensmitteleinzelhandel am Zug, sich seiner sozialen Verantwortung bewusst zu werden und die guten, qualitativ hochwertigen heimischen Erzeugnisse entsprechend nachzufragen und zu bezahlen.“

Er setze auch auf die EU-Agrarminister und das Bundeslandwirtschaftsministerium, deren Aufgabe es jetzt sei, neue internationale Handelsabkommen zu schließen, um die Warenströme umzulenken.


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