Katzenbabys landeten im Müllcontainer
Die Neuwieder Katzenhilfe zieht Ferienbilanz: Viele ausgesetzte Tiere und Menschen in Notlagen beschäftigen ehrenamtliche Helfer. Wenn die großen Ferien begonnen haben und alle Welt Urlaub macht, herrscht bei Tierschützern Hochbetrieb.
Neuwied. Die Ehrenamtlichen der Katzenhilfe Neuwied waren in den letzten Wochen im wahren Wortsinn Tag und Nacht im Einsatz und das Vereinskonto wurde mitunter auf eine harte Probe gestellt. „Natürlich mussten wir wieder unzählige ausgesetzte Tiere, darunter viele trächtige Katzen oder Mütter mit Welpen aufnehmen. Das gehört ja leider schon zum Standard-Programm“, erklärt Vorsitzende Patrizia Breithausen. „Zunehmend beschäftigen uns aber auch Katzenbesitzer, die in eine Notlage geraten und um Hilfe bitten.“ Unterstützung, die die Katzenhilfe gern gewährt, die für den von Mitgliedsbeiträgen und Spenden lebenden Verein aber meist mit hohen Kosten verbunden ist.
So im Fall der Neuwieder Familie, die 19 unkastrierte und teilweise sehr scheue Tiere auf ihrem Grundstück beherbergte. „Bis die Nachbarn streikten und wir um Hilfe gebeten wurden. 15 Katzen konnten wir einfangen und kastrieren lassen. Sechs Welpen blieben gleich bei der Katzenhilfe. Vier ältere Tiere weigern sich bislang jedoch standhaft, in unsere Fallen zu gehen. Im schlimmsten Fall sind die weiblichen Tiere in einigen Wochen wieder trächtig und das ganze Spiel geht von vorn los.“ Immerhin hat der Verein schon jetzt viel Zeit und mehr als 2.000 Euro in diese Aktion investiert.
Hilfe fand auch die Hartz-IV-Empfängerin, deren Katze vom Balkon gefallen war, und die die 700 Euro Tierarztkosten nicht aufbringen konnte. Ihr streckten die Tierschützer nicht nur das benötigte Geld vor, sie wurde auch mehrfach von Ehrenamtlichen des Vereins zum Tierarzt gefahren, weil sie selbst kein Auto hat.
Besonders zu Herzen ging den aktiven Mitgliedern der Katzenhilfe auch das Schicksal von Surran, einem liebenswerten vierjährigen Kater, dem der Umzug seiner Besitzerin um ein Haar zum Verhängnis geworden wäre. Denn im Gegensatz zum alten war das neue Zuhause an einer dicht befahrenen Straße und Surran wurde schon nach kurzer Zeit bei einem Unfall schwer verletzt. Mit Mühe gelang es, sein Leben zu retten – auf Kosten der Katzenhilfe. Über den Berg ist Surran zwar noch nicht, aber mittlerweile hat er über den Verein eine Pflegestelle gefunden, in der er gesund gepflegt wird und irgendwann hoffentlich auch wieder in völliger Sicherheit draußen herumstreifen darf.
So dramatisch diese Fälle klingen, für Patrizia Breithausen sind sie – trotz der hohen finanziellen Belastung – Lichtblicke: „Denn diese Besitzer kümmern sich zumindest darum, dass es ihren Tieren gut geht und die meisten stottern das Geld, das ihnen der Verein vorgestreckt hat, in kleinen Raten ab. Wenig Verständnis habe ich dagegen für die Leute, die ihre Katzen einfach aussetzen, wenn sie ihnen lästig werden.“
Denn die kommen nicht nur hoch traumatisiert bei den Tierschützern an, manchmal überleben sie die Gleichgültigkeit ihrer bisherigen Besitzer auch nur durch Zufall. So wie die fünf Katzenbabys, die rein zufällig in einem Müllcontainer entdeckt wurden, bevor sie jemand nichtsahnend unter einem Berg von Abfall begraben konnte. Oder das Tier, das Unbekannte in der Rheinstraße abgeben wollten, sich es angesichts der Abgabegebühr von 50 Euro aber anders überlegten und die Katze in einem dürftig verschlossenen Karton ein paar Straßen weiter einfach abstellten. „Dabei sind wir in echten Notfällen immer bereit, auf die Gebühren zu verzichten.“
Den Grund für den schlechten Umgang einiger Menschen mit Katzen sehen Patrizia Breithausen und ihre Mitstreiter vor allem in der Tatsache, dass diese Tiere meist kaum einen materiellen Wert haben. „Katzen bekommt man an jeder Ecke geschenkt. Deshalb kann man sie auch einfach wegwerfen, wenn sie stören. Das wird sich erst ändern, wenn es uns gelingt, die unkontrollierte Vermehrung dieser wundervollen Tiere zu unterbinden.“ Tierschützer fordern schon lange eine Kastrations- und Kennzeichnungspflicht für Katzen.
Hier scheint es nach Jahren des Stillstands endlich Bewegung zu geben, freut sich Breithausen. „Das Land plant eine Verordnung, die Landkreisen die Möglichkeit einräumt, in ihrem Gebiet eine solche Pflicht einzuführen. Wir hoffen inständig, dass diese Chance vor Ort wahrgenommen wird.“ Denn die Vorteile, gerade auch für die Kommunen, liegen für die Tierschützer auf der Hand. Schließlich seien die Gemeinden nicht nur im Boot, wenn es um die Kosten für die Versorgung von Fundtieren geht. „Auch die Ausbreitung wilder Katzenkolonien, die in vielen ländlichen Regionen oder Industriegebieten schon heute ein großes Problem sind, kann schließlich nicht im Interesse der Verantwortlichen sein.“
Helfer brauchen Hilfe!
Wie alle Tierschutzvereine ist auch die Katzenhilfe Neuwied dringend auf Unterstützung angewiesen. Neben Spendern werden ehrenamtliche Katzenliebhaber gesucht, die sich im Schutzheim (Rheinstraße 138 in Neuwied) um die vierbeinigen Bewohner kümmern oder sogar bereit sind, selbst eine Pflegestelle einzurichten. Besonders Mütter mit Welpen und kranke Tiere sind oft auf diese Form der Betreuung angewiesen. Kosten, die in einer Pflegestelle anfallen, übernimmt der Verein. Informationen über die unterschiedlichen Unterstützungsmöglichkeiten gibt´s im Internet über www.katzenhilfe-neuwied.de oder unter Telefon 02631 – 5 21 76. Das Katzenschutzheim ist täglich von 16 bis 18 Uhr geöffnet.
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