90 Jahre und immer noch im Einsatz
Alfred Manz aus Montabaur ist vielfacher Ehrenamtler und hat immer noch einen gut gefüllten Terminkalender. Er feiert jetzt seinen 90. Geburtstag und ist immer noch fit wie eh und je. Auf seinen Einsatz blickt Manz berechtigt mit Freude zurück.
Region. Seine Augen blitzen, wenn er erzählt, und wenn das Telefon mal wieder läutet, geht es meist um einen Termin, den er routiniert in seinen Kalender einträgt. Nachdem er aufgelegt hat, nimmt er nahtlos den Gesprächsfaden wieder auf. Kaum zu glauben: Der Mann ist 90 Jahre alt!
Alfred Manz aus Montabaur, früherer Direktor der Nassauischen Sparkasse in der Westerwälder Kreisstadt und Multi-Ehrenamtler in heimischen Vereinen und der Evangelischen Kirche, ist weiterhin ein vielbeschäftigter Mann. Statt wie andere Leute seines Alters dem Ticken der Standuhr zu lauschen, plaudert er lieber über das Tackern eines Computertomographen. Nach wie vor ist er für das Krankenhaus Dierdorf/Selters aktiv, seit 30 Jahren sitzt er dort im Verwaltungsrat.
In Vielbach geboren, wurde Alfred Manz 1938 Lehrling bei der Nassauischen Sparkasse. Zuvor hatte er einen Wettbewerb der Bank um einen Werbespruch gewonnen. Nicht nur sein Slogan „Wer immer spart mit festem Willen, kann sich manchen Wunsch erfüllen“ gefiel den Verantwortlichen, sondern auch der Schöpfer. Flugs bot man ihm eine Ausbildungsstelle an.
1942 musste der junge Mann in den Krieg, 1945 kehrte er aus der Gefangenschaft heim und konnte erneut bei der Naspa anfangen. Als er 1954 in den Heimatort seiner Frau Hildegard, Rückeroth, zog, lud ihn der dortige Pfarrer ein, dem Selterser Hilfsverein beizutreten. Dieser war alleiniger Träger des Selterser Krankenhauses, das zu errichten im Jahr 1901 auch Ziel der Vereinsgründung gewesen war.
Ende 1984 – Alfred Manz blickte schon auf seine Pensionierung im Jahr darauf – wurde er vom Verein für den Verwaltungsrat des Krankenhauses nominiert. Die Größe der Aufgabe und den Aufwand hatte er sich vermutlich so nicht vorgestellt. Erschreckt musste er festellen, dass man sich nach der Fusion mit dem Johanniter-Krankenhaus Dierdorf über die künftige Aufgabenteilung weitgehend einig war: Selters sollte schließen.
„Die Johanniter waren dafür, die Landesregierung war dafür, die Krankenkassen waren dafür – und meine Mitstreiter aus dem Hilfsverein hatten schon fast resigniert“, erinnert sich der 90-jährige an die damaligen Jahre. In zahllosen Gesprächen, in zähen Verhandlungen, manchmal auch mit lautstarkem Streit gelang Albert Manz mit Unterstützung weniger Verbündeter das Unerwartete: Den Seltersern blieb das Krankenhaus erhalten. „Manz rettete Klinik“ titelte seinerzeit die Westerwälder Zeitung.
In den Folgejahren - Alfred Manz war zeitweilig auch Vorsitzender des Verwaltungsrats – musste um die „Aufgabenteilung“ zwischen Selters und Dierdorf gerungen werden, unter anderem gab es manchen Widerstand gegen die Einrichtung einer neurologischen Abteilung in Selters.
Bei aller Sparsamkeit ist der Jubilar bis heute bereit, für eine erstklassige Medizintechnik, gern sogar auf universitärem Niveau, in den Ring zu steigen. Als es galt, die Beteiligten von der Anschaffung eines Hightech-MRT zu überzeugen, fragte er umstandslos in der Berliner Charité nach deren Erfahrungen und ließ sich bei Herstellern über Details unterrichten. Und wenn er berichtet, dass bei einem speziellen Sonografiegerät „wir die Version 449, die Nachbarn erst 441 haben“, zeigen seine Augen dieses jugendliche Blitzen.
Alfred Manz war aber nicht nur rund ums Krankenhaus aktiv. Er war in jungen Jahren ein begehrter Fußballer und Ratsmitglied in Rückeroth, arbeitete in Leitungsgremien von Kirchengemeinden, Dekanat und der Ev. Kirche in Hessen und Nassau mit, bekleidete das Amt des Vorsitzenden des Vereinsrings der Stadt Montabaur, des Geschäftsführers des dortigen Tennisclubs Rot-Weiß, war Beiratsmitglied der Caritas-Sozialstation Montabaur-Wallmerod, Jugendschöffe und noch einiges mehr. In Anerkennung all seiner ehrenamtlichen Tätigkeiten für Kirche und Gesellschaft wurden ihm das Kronenkreuz des Diakonischen Werks (1993) und die Ehrennadel des Landes Rheinland-Pfalz (1994) verliehen.
Eine weitere Anerkennung für seinen Einsatz ist, dass ihm beim Krankenhaus die heutigen Fakten recht geben. Als er vor fast genau 30 Jahren in den Verwaltungsrat eintrat, hatten die beiden Häuser 200 Betten, 4300 Patienten jährlich und bei einem wirtschaftlichen Eigenkapital von 1,4 Millionen Mark allein kurzfristige Bankverbindlichkeiten von 1,1 Millionen Mark. Heute sind es zwar nur noch 188 Betten, dafür aber 8400 stationäre plus 20.000 ambulante Patienten; Bankverbindlichkeiten sind Geschichte. Der „Selterser Hilfsverein“ fühlt sich im Jahr 2014 genauso auch für Dierdorf verantwortlich und hat sich vergangenes Jahr in „Krankenhausverein Selters/Dierdorf“ umbenannt.
Auf seinen Einsatz blickt Alfred Manz also berechtigt mit Freude zurück und stellte seinen 90. Geburtstag unter den Leitgedanken „Dankbarkeit“. „Selbst meinen Gegnern habe ich Erfahrungen, erkenntnisreiche Debatten und am Ende meist die gegenseitige Anerkennung zu verdanken“, sagt er. Dankbar ist er vor allem auch seiner Frau Hildegard: „Ohne meine Frau hätte ich das alles nicht vollbracht.“