Vortrag über die Mission von Willy Brandt in Bagdad 1990
Als "Staatsmann ohne Staatsamt" nach Bagdad. Im November 1990 reiste Willy Brandt nach Bagdad, um die deutschen dort festgehaltenen Geiseln des Diktators Saddam Hussein zu befreien. Er hatte Erfolg, denn am Ende der Gespräche konnten alle deutschen Geiseln die Heimreise antreten.
Unkel. In Bagdad interessiert sich niemand für Unkel. Aber fast 100 Bürgerinnen und Bürger in Unkel, darunter eine große Gruppe des Bürgervereins Meckenheim, interessierten sich für die Mission Willy Brandts nach Bagdad im November 1990. Klaus Lindenberg, außenpolitischer Berater von Willy Brandt, der die Reise vorbereitete und begleitete, rief auf Einladung des Willy-Brandt-Forums Unkel die Erinnerung an das dramatische Geschehen in einem fesselnden Vortrag wieder wach.
Anlass für die Mission war, dass der irakische Diktator Saddam Hussein Hunderte von ausländischen Ingenieuren und Technikern in seinem Land festhielt. Während andere Nationen wie England und Österreich ihre Landsleute freibekommen hatten, saßen die Deutschen noch fest. Das entscheidende Gespräch führte Willy Brandt ganz allein, schilderte Lindenberg. Er hatte Erfolg. Das Sonderflugzeug der Lufthansa konnte annähernd 200 Geiseln nach Frankfurt bringen. Präsident Saddam hatte Willy Brandt sein Wort gegeben, dass er alle Geiseln freilassen werde. Und er hielt Wort: Zwei Wochen später brachte ein Jumbo-Jet alle „Übriggebliebenen“ nach Hause. „Niemand anders als Willy Brandt hätte so etwas erreichen können. Viele Familien sind ihm heute noch dankbar“, sagte Lindenberg. Eine der Geiseln, Sebastian Fellmuth, war nach Unkel gekommen und drückte seinen persönlichen Dank in bewegenden Worten aus. Eigens angereist war auch Ursula Wallbraun aus Solingen, die Witwe einer der Geiseln, die Willy Brandt nach Hause brachte.
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Willy Brandt habe Kraft seiner Autorität und seines Charismas auch dann noch wie ein Staatsmann handeln können, als er Privatmann war, fasste der Vorsitzende des Willy-Brandt-Forums, Christoph Charlier zusammen. „Ohne eine gehörige Portion Mut wäre es auch nicht gegangen.“ Er dankte Rudolf Rupperath, dem Geschäftsführer des Forums, der den Abend in monatelanger, akribischer Recherchearbeit vorbereitet hatte. Ihm war es auch gelungen, den Kontakt zum Journalisten Tim van Beveren herzustellenPr, der die Bagdad-Mission als Kameramann begleitet hatte. Dessen fesselnde Bilder trugen dazu bei, dass der Abend in der Stefan-Andres-Schule zu einem eindringlichen Erlebnis wurde.
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