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Nachricht vom 31.10.2014    

Wirtschaftsgeschichte gelebt und geschrieben

Die Handwerkskammer Koblenz überreichte 184 Goldene, 32 Diamantene und neun Eiserne Meisterbriefe. Bäckermeister Erich Muscheid aus Melsbach und Herrenschneidermeister Franz Dahlem aus Meudt haben ihre Meisterprüfung mitten im Krieg absolviert. Für diese außergewöhnliche Lebensleistung wurde ihnen der Platin-Meisterbrief verliehen.

Herrenschneidermeister Franz Dahlem aus Meudt wird mit dem Platin-Meisterbrief für 70 Jahre Meisterschaft geehrt. Der Handwerkssenior ist 101 Jahre alt. Foto: P!ELmedia

Region. Sie haben vor 50, 60, 65 und sogar 70 Jahren ihren Meisterbrief im Handwerk erworben. Jetzt wurde 227 Handwerkssenioren von der Handwerkskammer (HwK) Koblenz in Anwesenheit von Hans Peter Wollseifer, Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH), eine besondere Ehrung zuteil. Aus den Händen von HwK-Präsident Werner Wittlich bekamen 184 Altmeisterinnen und Altmeister ihren Goldenen, 32 den Diamantenen und neun den Eisernen Meisterbrief. Bäckermeister Erich Muscheid und Herrenschneidermeister Franz Dahlem können sogar auf 70 Jahre Meisterschaft zurückschauen. Sie haben ihre Meisterprüfung mitten im Krieg absolviert. Für diese außergewöhnliche Lebensleistung des heute 99 und 101 Jahre alten Handwerkers wurde der Platin-Meisterbrief verliehen.

In seiner Laudatio ging Werner Wittlich auf das geleistete Lebenswerk eines jeden Einzelnen ein. Dabei stellte er den persönlichen beruflichen Meisterweg in den politisch-gesellschaftlichen Kontext dieser Jahre. „Die Ereignisse des Zeitgeschehens haben unsere Gesellschaft und auch uns geprägt. Ein solch persönliches Ereignis war sicherlich die erfolgreiche Ablegung Ihres Meisterbriefes. Damit haben Sie dokumentiert, dass Sie bereit waren, den wirtschaftlichen Aufschwung voranzutreiben. Sie haben in den vergangenen 50, 60, 65 oder gar 70 Jahren mit Ihrer Tätigkeit, ganz gleich in welchem handwerklichen Bereich, die Gesellschaft ganz wesentlich mitgestaltet. Meister im Handwerk zu sein war und ist nachhaltig. Viele haben damit in ihren Betrieben den Grundstein gelegt, auf dem die jungen Meister heute aufbauen“, so der Kammerpräsident. Er schaute kurz auf die Ereignisse zurück, die in jenen Jahren die Welt bewegten. Auch das Fußballwunder von Bern 1954 zählt dazu.

Hans Peter Wollseifer stellte in seinem Grußwort ebenfalls die Lebensleistung der Geehrten in den Mittelpunkt. „Sie haben Deutschland vorangebracht. Ich wünsche mir, dass Ihr Engagement und Ihr Erfolg jungen Leuten Mut macht, ihren beruflichen Weg im Handwerk zu gehen. Wir brauchen Gesellen und Bachelor, Meister und Master gleichermaßen.“ Wollseifer hob erneut die duale Ausbildung als eine lohnende Alternative zum Studium mit vielfältigen Karrierechanen hervor.

In diesem Jahr fand die Ehrung der Jubilare aufgrund der Anmeldezahlen erneut an zwei Folgetagen statt. Werner Wittlich übergab den Meistern aus den Jahrgängen 1944, 1949, 1954 und 1964 persönlich ihre Auszeichnungen. Er gratulierte ihnen auch im Namen von Hauptgeschäftsführer Alexander Baden sowie des Vorstands der HwK und fand für jeden der Jubilare Worte des Dankes und der Anerkennung. In einem Kurzfilm wurden vier Jubiläumsmeister - eine Friseurmeisterin, ein Zimmerermeister, ein Polsterermeister und ein Uhrmachermeister - vorgestellt. Der Beitrag gab Anlass zum Schmunzeln, Nachdenken und Anerkennen. Er rief Erinnerungen wach. Vor allem die persönliche Erfüllung, die sich mit der Meisterprüfung für die vier Meister verband und ihr Resümee nach jahrzehnten Meisterschaft, wurde deutlich. Im Handwerk wurden sie glücklich und zufrieden. Mit Weitsicht, Leidenschaft und Herzblut haben sie ihr Unternehmen geführt und sind zum Teil immer noch aktiv.



Uhrmachermeister Walter Friedrich Schmidt aus Andernach und Fleischermeister Günter Schütz aus Bad Ems fanden stellvertretend für die geehrten Senioren bewegende Worte. Beide dankten der Handwerkskammer Koblenz und ihren Mitarbeitern für die Gestaltung der festlichen Altmeisterfeier, die Ausdruck der Wertschätzung der Handwerkssenioren ist. Sie hoben die Rolle des Meisterbriefs als Herausforderung, aber auch als Symbol für Qualitätsarbeit hervor. Schmidt bedauerte, dass die Krone in seinem Handwerk als Basis für die Selbstständigkeit gefallen ist. „Ich freue mich sehr, wenn junge Menschen dennoch nach der Meisterkrone streben.“

Musikalisch umrahmt wurde die Altmeisterfeier vom Handwerker-Chor Birkenfeld sowie Sängerin Maryna Bense, moderiert durch Stefanie Schmitz und Josef Gans, beide Mitarbeiter der HwK.
Fotos der Veranstaltung sind ab 3. November im Internet eingestellt: www.hwk-koblenz.de/fotos.
Eine Liste aller Altmeister mit Beruf und Wohnort, geordnet nach den Stufen „Gold“, „Diamant“, „Eisern“ und „Platin“ befindet sich im Anhang.

Der Präsident des ZDH, Hans Peter Wollseifer, würdigte das ehrenamtliche Engagement von Kammerpräsident Werner Wittlich und verlieh ihm für seine Verdienste das Handwerkszeichen in Gold, die höchste Auszeichnung des deutschen Handwerks. „Werner Wittlich ist eine Persönlichkeit, die nach vorn denkt und viele innovative Ideen entwickelt hat. So hat er sich stark in die Imagekampagne: „Das Handwerk. Die Wirtschaftsmacht. Von nebenan.“ eingebracht. Der Elektromeister ist seit 1994 Mitglied des Vorstandes der HwK Koblenz und seit 2009 deren Präsident. Er war neun Jahre Mitglied des Landtages Rheinland-Pfalz und acht Jahre Mitglied des Deutschen Bundestages. Seit Januar 2010 gehört er dem Präsidium des ZDH an. Er vertritt die Interessen des Handwerks von Rheinland-Pfalz und dem Saarland auf Bundesebene in Berlin.

Handwerkliches, politisches und gesellschaftliches Ehrenamt war und ist Werner Wittlich wichtig. Er lebt das Ehrenamt und engagiert sich mit viel Herzblut in unterschiedlichen politischen und gesellschaftlichen Gremien. So bringt sich auch weiterhin ehrenamtlich in vielfältige Aufgaben ein.

Für ihn ist die Nähe zu den Menschen wichtig. Mit offenem Ohr und Herzen nimmt er sich ihrer Probleme und Nöte an und freut sich mit ihnen über berufliche und private Erfolge. Er hat nie abgehoben, sondern sich immer als Handwerker unter Handwerkern gefühlt. Das wird ihm abgenommen und dafür wird er als Mensch und Ehrenamtsträger geachtet und geschätzt.

Für seine Verdienste erhielt Werner Wittlich 2004 das Bundesverdienstkreuz und 2010 die Freiherr-vom Stein-Plakette. Seine Ehrung mit dem Handwerkszeichen in Gold fand im Rahmen der Altmeisterfeier einen würdevollen Rahmen.


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