Sexueller Missbrauch an Kindern – Wie schützen und helfen?
Prävention in der Kinder- und Jugendarbeit, Signale erkennen und
Sprachlosigkeit überwinden: Diese Themen standen im Mittelpunkt einer
Fachtagung „Sexueller Missbrauch an Kindern und Jugendlichen – Wie
können wir schützen und helfen?“.
Neuwied. Rund 50 haupt- und ehrenamtliche Mitarbeitende der Kinder- und Jugendarbeit aus dem Landkreis Neuwied und Umgebung haben sich in der Kreisverwaltung Neuwied auf Einladung des Kreisjugendamtes zu diesem Thema informiert. Als Referentin sprach die Koblenzer Diplom-Pädagogin Gisela Braun, die seit 21 Jahren als Fachreferentin bei der „Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz“ des Landes Nordrhein-Westfalen tätig ist.
Sexueller Missbrauch ist ein Thema, das die Gemüter erhitzt. „Und es ist ein Thema, mit dem sich alle, die mit Kindern und Jugendlichen leben und arbeiten, beschäftigen müssen. Eine erfolgreiche Präventionsarbeit ist angewiesen auf Wissen, Handlungssicherheit und Sensibilität“, unterstrich der 1. Kreisbeigeordnete und Jugendamtsdezernent Achim Hallerbach zu Beginn der Tagung. In diesem Zusammenhang erwähnte er, dass die Kreisjugendpflege bereits ein breites Spektrum der Veranstaltungsreihe „Know-How für eine qualitative Jugendarbeit im Landkreis Neuwied“ umgesetzt habe, die sich die qualitative Aufwertung der Jugendarbeit im Allgemeinen zum Ziel gesetzt hat. Hallerbach verwies auch auf die verschiedenen Hilfestellungen seitens des Kreisjugendamtes.
„Insbesondere bei der Sensibilisierung und Umsetzung der § 72a-Regelung für die Vereine mit Kinder- und Jugendarbeit muss noch mehr Aufmerksamkeit für die Verpflichtung geschaffen werden“, so Hallerbach. Hier müssen die ehrenamtlich Tätigen in der Kinder- und Jugendarbeit regelmäßig das erweiterte polizeiliche Führungszeugnis prüfen lassen. „Alle Vereine im Kreis Neuwied sind aufgerufen, sich aktiv dem Thema zu stellen und die Prüfungen zu dokumentieren. Leider haben die letzten Informationsveranstaltungen nicht die erhoffte Resonanz gebracht, da
vielen die Verantwortung wohl noch nicht bewusst ist“, hob der 1. Kreisbeigeordnete hervor.
Das frühzeitige Erkennen und die Wahrnehmung von Grenzen in der täglichen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ist besonders wichtig. „Durch pädagogische Intervention und präventive Maßnahmen kann Grenzverletzungen entgegengewirkt werden, bevor sexueller Missbrauch stattfindet“, sagte die Referentin Giesela Braun.
Klare Rahmenbedingungen und transparente Strukturen in Vereinen und Verbänden seien erste Schutzmechanismen in der täglichen Arbeit und sollten den Kindern und Jugendlichen einen geschützten Raum bieten, in dem sie den Mut haben, sich auch bei Grenzverletzungen anzuvertrauen. In vielen praktischen Beispielen und Übungen gelang es der Referentin, den Teilnehmern die Ängste vor dem Thema zu nehmen und sie gleichzeitig zu sensibilisieren und zu stärken.
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„Es ist wichtig, dass sich alle, die mit Kindern leben und arbeiten mit dem Thema sexualisierte Gewalt vertraut machen“, sagte Braun, „denn viele Täter suchen sich gezielt ein Amt, um mit Kindern und Jugendlichen in Kontakt zu kommen.“ Deshalb muss jeder sensibel dafür sein, wie Anzeichen zu erkennen sind und Verbände und Einrichtungen müssen sich bewusst täterfeindlich gestalten.
Um Signale zu erkennen und zu verstehen und angemessen auf Verdachtsfälle gegenüber den Betroffenen, aber auch gegenüber den Tätern zu agieren, braucht es viel Wissen und Erfahrung. Zentral jedoch ist die Grundhaltung zu diesem Thema, die durch Respekt, Offenheit und Einfühlungsvermögen geprägt sein sollte. Jedoch, so Gisela Braun, gibt es in der Praxis keine 100-prozentigen Signale auf sexuellen Missbrauch. Verhaltensänderungen könnten auch durch andere belastende Situationen hervorgerufen werden. Andererseits zeigten nicht alle Kinder Signale
oder Verhaltensveränderungen.
Aber was tun, wenn eine Vermutung im Raum steht? „Zunächst gilt es, den Täter nicht mit den Vorwürfen zu konfrontieren und die betroffene Person zu schützen“, erklärte Braun. Neben Gesprächen mit der betroffenen Person können Kollegen zur Einschätzung der Lage mit dem Fall vertraut gemacht werden. Daneben können Fachstellen und andere Beratungsstellen auch anonym kontaktiert werden, dazu gehört auch der Kinderschutzdienst des Landkreises Neuwied (KinderSchutzDienst Neuwied, Marktstr. 100. 56564 Neuwied, Telefon: 02631 / 22200, kinderschutzdienst@htz-neuwied.de) als erste vertrauliche Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche.
Trotz des brisanten Themas sollten der Blick in der Kinder- und Jugendarbeit auf das Positive gerichtet werden und auf die Fähigkeiten und Fertigkeiten jedes Kindes und Jugendlichen. Die Stärkung der Persönlichkeit und die Schaffung eines sicheren Umfelds sind gute präventive Ansätze zum Schutz vor sexualisierter Gewalt.
Es handelt sich bei diesem Angebot um eine Kooperationsveranstaltung mit dem Koordinierungskreis Schulung und Bildung der FachstellePlus für Kinder und Jugendpastoral in Koblenz mit Unterstützung durch das Landesjugendamt Rheinland-Pfalz.
Der Flyer zur Veranstaltungsreihe ist unter www.kreis-neuwied.de herunterzuladen. Weitere Informationen zu den einzelnen Veranstaltungen und die Möglichkeit zur Anmeldung gibt es bei: Kreisverwaltung Neuwied, Britta Wörther/Franlin Toma, Tel. 02631-803442, jugendarbeit@kreis-neuwied.de.
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