Karl Bruchhäuser - Zeichnungen und Aquarelle der Kriegsjahre
Im Haus des Gastes in Steimel fand am Samstag, 8. November, die Eröffnung der von der Bruchhäuser-Stiftung initiierten Kabinett-Ausstellung „2. Ansicht: Zeichnungen und Aquarelle der Kriegsjahre“ statt. Die Ausstellung im Haus Neitzert in der Lindenallee 10 in Steimel ist an jedem Sonntag von 14 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung geöffnet.
Steimel. In Anwesenheit der Stiftungsmitglieder, des Stiftungsrates, des Kuratoriums, der Bürgermeister und Gemeinderäte sowie der Familie des Künstlers führte Prof. Dr. Hartmut Weber, Präsident des Bundesarchivs a. D. in das Thema ein.
Verbandsbürgermeister Volker Mendel nannte Karl Bruchhäuser einen Künstler mit starker Handschrift, einen Individualisten, der selbstbestimmt sein Leben gelebt hat. Professor Weber bestätigte diese Einschätzung: Karl Bruchhäuser war kein Kriegsmaler, er stand der NS-Ideologie fern. Wohl deswegen musste er 1937 sein Kunststudium an der Düsseldorfer Kunstakademie abbrechen. Er wurde zur Wehrmacht einberufen, war zunächst an der Westfront in Frankreich, dann im Russlandfeldzug und geriet erst in amerikanische, dann in englische Gefangenschaft. Als 29-Jähriger kehrte er zurück.
Bruchhäuser war kein „offizieller“ Kriegsmaler, der propagandamäßig die gewollte Sichtweise des Krieges darstellte, um die Kampfmoral an der Front und in der Heimat zu stärken. Er zeichnete und malte, insbesondere nachdem er wegen einer Verwundung im Lazarett lag. Der Künstler hatte gebildete Vorgesetzte, die ihm Freiräume ließen. 225 Arbeiten sind überliefert, deren kleines Format ist wohl den Frontbedingungen geschuldet. Postkarten und Schreibhefte sind darunter. Die Bilder schickte der Soldat in kleinen Päckchen als Feldpost nach Hause. In den Motiven spielt Militärisches eher eine untergeordnete Rolle. Das Gros ist Menschen gewidmet, die leiden und idyllische russische Landschaften. Die farbenfrohen Aquarelle stehen dabei in einem auffallenden Kontrast zum Krieg.
Die Portraits zeigen russische Menschen nicht als Untermenschen, wie die Kriegspropaganda suggerierte, sondern Bruchhäuser zeigt das Leiden unter der Ausweglosigkeit des Krieges. Er beweist Interesse am Fremden und große Empathie. Auf der anderen Seite hält er Distanz. Er stellt Frauen, Kinder, Junge, Alte als Individuen dar, jedoch ohne Gesten mit auffallend statischem Ausdruck. „Die Arbeiten beweisen einen künstlerischen Wandlungs- und Reifeprozess“, meinte Professor Dr. Weber abschließend.
„Eindrucksvoll“ nannte auch Landrat Rainer Kaul die Exponate der Ausstellung. Er lobte die gute Idee, mittels einer Stiftung Gelegenheit für die Ausstellung der Bruchhäuser-Werke zu schaffen und er lobte die großartige Idee, immer wieder andere Werke aus der reichhaltigen Sammlung auszuwählen und in einer Ausstellung zu präsentieren. Er wünschte dem Haus Neitzert und der Ausstellung zahlreiche Besucher, weil Karl Bruchhäuser in Woldert zu Hause war und gern nach Steimel kam.
Die mit Bleistift oder Sepiatusche und Feder erstellten Zeichnungen, aquarellierten Zeichnungen und kleinen Aquarelle sind überwiegend im ersten Stock des Hauses Neitzert ausgestellt. Während die kleinen Landschaftsbilder Anmut ausstrahlen, wirkt eine Postkarte mit aquarellierter Zeichnung und der Aufschrift „Fröhliche Ostern aus Rußland“ aus heutiger Sicht karikaturistisch. Besonders anrührend ist ein kleines Aquarell mit dem Titel „Mutter mit totem Kind auf der Flucht“ in der Vitrine.
Die Ausstellung im Haus Neitzert in der Lindenallee 10 in 57641 Steimel ist an jedem Sonntag von 14 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung geöffnet. Weitere Informationen unter www.bruchhäuser-stiftung.de. Helmi Tischler-Venter
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