Stress schadet nicht, wenn der Körper Bewegung hat
Ängste, Depressionen oder andere psychische Störungen: Wer seelische Probleme hat, ist nicht allein und kann beim „Selbsthilfenetzwerk gemeindenahe Psychiatrie“ Unterstützung finden. Jetzt lud der Verein mit Sitz in Neuwied zu einem Vortrag rund ums Thema Stress ein.
Neuwied. Vera Apel-Jösch, Trainerin für Stress-Management aus Westerburg, nahm unser aller Stressverhalten ebenso kompetent wie humorvoll unter die Lupe. Darüber hinaus hatte sie hilfreiche Ideen im Gepäck, wie sich allzu aufregende Lebenslagen mit kleinen Tricks besser meistern lassen.
Vera Apel-Jösch ist Master für neurolinguistisches Programmieren, zertifizierte Trainerin für Burnout-Prophylaxe, Sport-Übungsleiterin und Leiterin der Westerwälder Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfe (WeKISS). Kurz: Sie hat beruflich mit Menschen unter Druck zu tun und weiß, wie die Psyche tickt, wenn es schwierig wird. Nämlich genau so, wie es sich bei unseren Urahnen bereits in der Steinzeit bewährt hat. Das Stressverhalten ist genetisch verankert.
Damals sah es schlecht aus für denjenigen, der bei Angriffen durch Säbelzahntiger angstfrei und tiefenentspannt am Lagerfeuer verweilte. Die entschieden bessere Überlebensstrategie bestand darin, sämtliche Körperenergie zu sammeln, den Verstand auszuschalten und Hals über Kopf zu flüchten. Oder aber dem Gegner kampfeslustig Paroli zu bieten. Angst oder Wut. So reagiert der menschliche Körper auch heute noch, wenn er in Stress gerät, sagt Vera Apel-Jösch. So gesehen, war das Stressverhalten von jeher Freund des Menschen, der sein Überleben sicherte. Schade sei nur, dass belastende Situationen heutzutage in aller Regel nicht mehr körperlich „ausgetragen“ werden können.
„Wir schlagen nicht mehr zu, dazu sind wir zu wohlerzogen. Und Wegrennen bringt es auch nicht“, brachte es die Stress-Expertin auf den Punkt. Folglich verbleibe der aufwühlende Hormonmix, der den Menschen auf Hochtouren bringt, im Körper. Das ist ungut. Denn es fühlt sich nicht schön an und schlägt gleichermaßen auf die psychische wie die physische Gesundheit. Bewegung laute hier das Zauberwort, appellierte Vera Apel-Jösch an ihre Zuhörer. Gartenarbeit, ein Spaziergang, emsiges Putzen, all dies sei hilfreich: „Stress schadet nicht, wenn der Körper Bewegung hat.“
Auch Erste-Hilfe-Tipps für brenzlige Situationen hatte die Expertin dabei, von Finger-Yoga über die Affenschaukel bis zur Atemtechnik. Am Ende des Vortrags gab es viel Applaus und zufriedene Gesichter im gut gefüllten Saal. Und ganz sicher wird mancher Zuhörer angesichts vieler motivierender Ideen gleich versucht haben etwas vom Gehörten umzusetzen.
Das „Selbsthilfenetzwerk gemeindenahe Psychiatrie“ versteht sich als Ansprechpartner für psychisch kranke Menschen, deren Angehörige sowie professionelle Mitarbeiter. 27 Mitglieder hat er im Moment. Vorsitzende ist Erika Theis. Geboten werden u.a. ein Kurs Progressive Muskelentspannung und eine Walking-Gruppe wegen des positiven Effekts von Bewegung auf die Psyche. Daneben gibt es die Selbsthilfegruppen „Angst und Depression - Aufwind“, die sich regelmäßig treffen.
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