BI fordert Bahnlärm von neutraler Seite zu überwachen
Die Bahn beabsichtigt, auch auf Drängen der Bürgerinitiativen und als Antwort auf die von den Bundesländern installierten Messstationen, jetzt selbst Einrichtungen zur Überwachung des Lärms der Züge zu installieren. Das Bürgernetzwerk Pro Rheintal sieht dies kritisch und fordert, dass solche Messstationen nicht von der Bahn, sondern von neutraler Seite, sei es durch den TÜV oder durch die Landesämter, betrieben werden
Region. Vor allem, so Pro-Rheintal-Sprecher Frank Gross, sollten reale Spitzenwerte angezeigt werden. Zudem müssten auch technische Mängel wie Flachstellen an den Rädern vom System erkannt und wagen- und achsgenau dokumentiert und gleich weitergemeldet werden. Nur so könnte man dann die Fahrzeuge, die den größten Lärm verursachen, dingfest machen und einer Instandsetzung zuführen.
Die gesamte Lärmbewertung der Bahn beruhe derzeit auf Durchschnittspegeln, die weder eine Aussage über die tatsächliche Belastung der Menschen noch über mögliche Ansätze zur wirksamen Lärmreduktion lieferten. Das sei so, als wenn man die Füße in Eiswasser stelle und mit den Händen in kochendem Wasser rühre: die Durchschnittstemperatur sei durchaus angenehm, aber die Menschen bekommen dadurch verbrannte Hände und erfrorene Füße. Wenn jetzt Messstationen eingerichtet würden, dann müsse es darum gehen, ein klares Bild über den Zustand von Fahrzeugen und Trassen sowie über die Verkehrsentwicklung, Zugarten, Zuglängen, Geschwindigkeiten und Lasten zu bekommen.
Das sei mit drucksensiblen Sensoren und entsprechender Kameratechnik heute möglich und kürzlich auf der Eisenbahnmesse Innotrans in Berlin vorgestellt worden. Es dürfe nicht der Bahn überlassen werden, was sie von den Messergebnissen veröffentlichen und ins Internet stellen will.
Frank Gross dazu: „Als Maßstab kann nicht länger die Bahn oder deren wirtschaftliche Ziele gelten, sondern Maßstab ist allein der Mensch, denn beim nächtlichen Güterverkehr geht es um Leben und Tod an deutschen Bahnlinien.“ Das Vertrauen, das man der Bahn seitens der Bundesregierung und der Bevölkerung entgegengebracht habe, sei bitter enttäuscht worden. Die Güterbahn sei die einzige Verkehrsart, die in den letzten 40 Jahren nicht leiser, sondern lauter geworden ist, und zwar doppelt so laut wie vorher.
Ursache dafür sei nicht die erhoffte Verlagerung der Güter von der Straße auf die Schiene, sondern Ursache seien alte, marode Fahrzeuge und Strecken, die trotz der Milliardenzuwendungen aus dem Bund heute in einem schlechteren Zustand seien als vor 40 Jahren. Die Ankündigung, man wolle den Bahnlärm halbieren, stelle also nur einen Zustand wie vor 40 Jahren her, die geforderte Innovation bliebe weiterhin aus und deshalb misstraue man auch dem Betrieb von Messstationen durch die Bahn.
Vertrauen sei gut, aber wenn es immer wieder missbraucht werde, sei Kontrolle notwendig, und das gelte sowohl für die Bahnlärmüberwachung als auch für die Verwendung der Mittel, die der Staat Jahr für Jahr in das System Bahn stecke, ohne zu wissen, was damit gemacht werde. „Man nennt das Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung, und so ähnlich soll das jetzt auch bei der Lärmkontrolle geschehen“, sagt Gross.