EHC Neuwied brachte Meister Duisburg an Rand einer Niederlage
1823 Zuschauer sehen ein packendes 4:5 der Bären gegen die Füchse aus Duisburg. Innerhalb von 91 Sekunden macht Duisburg aus einem 2:4 Rückstand den 5:4 Sieg.
Neuwied. Er tut es nicht oft, aber wenn, dann richtig: Als Prof. Dr. Peter Billigmann wenige Momente vor dem Spiel gegen Duisburg in der Neuwieder Kabine das Wort ergreift, da wird er emotional, und durchaus auch laut. Nach vier Niederlagen in Folge – wenn auch gegen starke Gegner – war es für den Vorsitzenden der Bären an der Zeit, sich persönlich an die Mannschaft zu wenden: „Und jetzt geht's raus und spielt's Eishockey“, sind seine letzten Worte an das Team – in Anlehnung an ein Franz-Beckenbauer-Zitat. Der Weckruf kommt an: Der EHC Neuwied verliert fünf Tage nach dem 1:10 nur denkbar knapp mit 4:5 gegen den EV Duisburg und hat den Meister der Oberliga West vor der Rekordkulisse von 1823 Zuschauern am Rande einer Niederlage. Ein Abend, der pure Werbung war für den Eishockeysport.
Ohne die beiden wichtigen Defensivstützen Kai Schmitz (gesperrt) und Dominik Ochmann (verletzt) sowie die Stürmer Dominik Kley und Fabian Neumann (beide verletzt) bot der EHC den Füchsen von der ersten Minute an Paroli. Die Gäste erspielten sich zwar Chancen, scheiterten jedoch an Neuwieds Keeper Kiian Aaltonen oder verfehlten das EHC-Gehäuse. Aber auch die Bären spielten offensiv munter mit – und nutzten ihre Chancen eiskalt. Der wiedergenesene Josh Myers (9.) brachte Neuwied in Führung, Felix Köbele (11.) erhöhte nur zwei Minuten später gar auf 2:0. Auch wenn es schon oft sehr laut war in der Bärenhöhle, eine solche Stimmung hatte das Neuwieder Icehouse selten erlebt – die Bude stand Kopf, das Kollektiv jubelte, sang und tanzte auf den Rängen. Daran änderte auch der späte Anschlusstreffer von Raphael Joly (19.) nichts – irgendwann musste sich Duisburg ja mal für den Aufwand belohnen.
Auch im zweiten Drittel erlebten die Zuschauer ein intensives und faires Eishockeyspiel, jederzeit souverän geleistet vom starken Unparteiischen Peter Morgenstern. Der verteilte über 60 Minuten nur jeweils eine Zeitstrafe auf beiden Seiten – die Teams spielten zwar körperbetont, aber nie unfair.
Als die Füchse im zweiten Drittel durch Dominik Lascheit (36.) nicht unverdient zum Ausgleich kamen, da rechneten viele schon damit, dass die Gäste nun endgültig das Heft in die Hand nehmen würden. Doch weit gefehlt: Nach starker Vorarbeit von Dennis Schlicht brachte Artur Tegkaev zwei Minuten nach dem Ausgleich Neuwied wieder in Führung (38.). Und als nur Sekunden nach diesem Treffer die Scheibe erneut im Tor landete, da jubelte bereits die gesamte Bärenhöhle, doch Morgenstern gab den Treffer nicht. Der Unparteiische hatte – wie schon bei einem vermeintlichen Treffer von Duisburg – beste Sicht auf das Geschehen und entschied in beiden Fällen: kein Tor. So ging es mit einer knappen 3:2-Führung ins letzte Drittel.
Endgültig an eine Überraschung glaubte man im Neuwieder Lager dann nach dem zweiten Treffer von Josh Myers, der den EHC mit 4:2 in Führung schoss (44.). Eine Führung, die bis zur 52. Minute anhielt, dann aber innerhalb von 91 Sekunden dahinschmolz. Zunächst schlenzte Finn Walkowiak die Scheibe von der blauen Linie in den Winkel (52.), dann fiel ein Abpraller EVD-Kapitän Dennis Fischbuch am langen Pfosten vor die Kelle (53.). Und zu guter Letzt hatten die Bären auch beim 4:5 durch Sebastian Busch (53.) mehr als Pech.
„Ich bin persönlich derart enttäuscht, dass ich es kaum in Worte fassen kann“, sagte EHC-Trainer Arno Lörsch. „Nicht von meiner Mannschaft, die hat begeistert und einen tollen Charakter gezeigt. Aber wir hätten uns mindestens mit einem Punkt belohnen müssen für diese 60 Minuten, in der wir mit so viel Herz Eishockey gespielt haben. Am Ende hat es gegen einen sehr cleveren Gegner einfach nicht gereicht, aber dafür mache ich niemandem einen Vorwurf. Schade, dass es nicht gereicht hat, aber es gibt ein nächstes Spiel“, blickte Lörsch bereits nach vorne. „Wir haben ein tolles Eishockeyspiel gesehen vor einer super Kulisse“, sagte Duisburgs Trainer Matthias Roos. „Es hat Spaß gemacht hier zu spielen. Neuwied war deutlich stärker als noch am vergangenen Dienstag. Sie haben bis zur letzten Sekunde mitgehalten. Es war für alle ein riesen Spiel.“
EHC Neuwied: Aaltonen, Rodens - Neubert, Hergt, Becker, Dennis Schlicht, Christian Neumann - Gibbons, Maaßen, Rabbani, Bruch, Tegkaev, Myers, Köbele, Wasser, Sven Schlicht, Niestroj, Bill.
Zuschauer: 1823.
Tore: 1:0 Josh Myers (9.), 2:0 Felix Köbele (11.), 2:1 Raphael Joly (19.), 2:2 Dominik Lascheit (36.), 3:2 Artur Tegkaev (38.), 4:2 Josh Myers (44.), 4:3 Finn Walkowiak (52.), 4:4 Dennis Fischbuch (53.), 4:5 Sebastian Busch (53.).
Ausblick:
Freitag, 9. Januar, 20 Uhr: Löwen Frankfurt 1b - EHC Neuwied
Sonntag, 11. Januar, 19 Uhr: EHC Neuwied – Lippe-Hockey Hamm
Lesen Sie gerne und oft unsere Artikel? Dann helfen Sie uns und unterstützen Sie unsere journalistische Arbeit im Kreis Neuwied mit einer einmaligen Spende über PayPal oder einem monatlichen Unterstützer-Abo über unseren Partner Steady. Nur durch Ihre Mithilfe können wir weiterhin eine ausgiebige Berichterstattung garantieren. Vielen Dank! Mehr Infos.
Lokales: Neuwied & Umgebung
Jetzt Fan der NR-Kurier.de Lokalausgabe Neuwied auf Facebook werden!