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Nachricht vom 02.03.2015    

Sieben auf einen Streich: Leipzig dominiert Neuwied

Irgendwann geht es an die Substanz. Das wussten sie eigentlich alle. Doch dass es dann in nur 20 Minuten so schmerzhaft werden könnte, damit hatten sie nicht gerechnet beim EHC Neuwied. Der kleine Kader der vergangenen Wochen musste am Sonntagabend – erneut ersatzgeschwächt – sich von den Icefighters aus Leipzig die Grenzen aufzeigen lassen.

Josh Rabbani und seine Mitspieler scheiterten immer wieder am überragenden Leipziger Keeper Sebastian Staudt. Foto: fischkoppMedien

Neuwied. Der Ost-Meister legte im zweiten Drittel einen furiosen Zwischensprint ein und gewann am Ende verdient mit 7:0 (1:0, 6:0, 0:0) in der Neuwieder Bärenhöhle. Tristesse auf den Rängen wollte sich dennoch nicht einstellen, was zum einen an den besten Auswärtsfans lag, die man in Neuwied seit vielen Jahren erleben durfte. Und an Bärenfans, die sich anstecken ließen - und im letzten Drittel einfach mitfeierten.

Zwei Torhüter, vier Verteidiger, neun Stürmer: Erneut sollte es beim EHC nicht einmal für drei Reihen reichen. Krank, verletzt, gesperrt – Arno Lörsch musste auf gleich sieben Spieler verzichten. Und dennoch bot sein Team ein beeindruckendes erstes Drittel. „Der EHC war in den ersten 20 Minuten die bessere Mannschaft“, sagte auch Leipzigs Trainer Mannix Wolf. Doch Neuwied machte nichts aus dem spielerischen Übergewicht und den sich bietenden Chancen. Im Gegenteil: In Überzahl kassierte man früh das 0:1 durch Tomas Vrba (2.), der unverschämt effektiv gleich mit dem ersten Schuss Björn Linda überwand. „Im ersten Drittel haben wir spielerisch eigentlich alles richtig gemacht“, sagte Lörsch. „Nur machen wir derzeit einfach keine Tore.“ Schon gegen Herne in der Vorwoche hatte der EHC nur einmal getroffen.

Während Mannix Wolf in der ersten Drittelpause unüberhörbar laut wurde in der Leipziger Kabine, sah sich Neuwied eigentlich auf dem richtigen Weg. Doch das zweite Drittel sollte einen äußerst unlustigen Verlauf nehmen aus EHC-Sicht. Der Ost-Meister machte sechs Buden in elf Minuten, zwei davon innerhalb von 25 Sekunden unmittelbar vor der zweiten Pausensirene. Florian Eichelkraut (29., 33.), Denis Fominych (32.), Fabian Hadamik (37.), Hannes Albrecht (40.) und der Ex-Neuwieder Jay Jay Kasperczyk (40.) erwischten die Bären derart auf dem falschen Fuß, wie man es schon lange nicht mehr erlebt hatte in der Bärenhöhle. „Ich hätte nach dem dritten Gegentor eine Auszeit nehmen müssen“, sagte Lörsch. „Ein Fehler, den ich auf meine Kappe nehme. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass wir derart den Faden verlieren.“ Leipzig spielte beeindruckend schnell und scheibensicher, fand stets eine Anspielstation, lief oftmals ohne Gegenwehr auf das Tor von Linda zu.

Die Partie war damit entschieden, für das letzte Drittel schienen beide Teams nur noch auf zwei Dinge bedacht: Keine Verletzten. Und bloß nichts von dem verpassen, was da auf den Rängen passiert. Denn angetrieben von lautstarken und kreativen Icefighters-Fans ließen sich auch die Bärenfans trotz des Spielstands immer wieder auf Gesangsduelle ein, die nicht selten in einem gemeinsamen „Wir sind alle Eishockeyfans“ endeten. „Ich möchte noch mal etwas sagen“, ergriff denn auch Mannix Wolf am Ende der Pressekonferenz noch einmal das Wort: „Die beiden Fanlager auf der Tribüne waren der Wahnsinn. Deshalb lieben wir alle diesen Sport. Ich würde mir wünschen, das wäre auch bei allen anderen Vereinen so. Wir spielen Eishockey, nicht Fußball.“



Doch nicht nur die Party auf den Rängen, auch das sportliche Geschehen auf dem Eis galt es zu analysieren – und auch hier gab es keine zwei Meinungen. „Leipzig hat im zweiten Drittel richtig Vollgas gegeben“, sagte Lörsch. „Da waren wir mit unserem kleinen Kader überfordert. Im letzten Drittel haben wir aber Charakter bewiesen und versucht, den Fans etwas zurückzugeben. Personell müssen wir derzeit so viele Spieler ersetzen, das hält auf Dauer ja keiner aus. Leipzig hatte dagegen drei auf allerhöchstem Niveau besetzte Reihen. Diese Qualität hat am Ende den Unterschied ausgemacht.“ Auch Wolf griff die Kaderstärke auf: „Der kleine Kader war für Neuwied sicherlich ein Nachteil. Dennoch großen Respekt an den EHC. Wir haben im zweiten Drittel den Faden gefunden und die Tore zum richtigen Zeitpunkt gemacht. Im ersten Drittel hat uns unser Torhüter im Spiel gehalten.“

Und in der Tat wurde Leipzigs Keeper Sebastian Staudt – neben EHC-Verteidiger Kai Schmitz – zum Spieler des Spiels gewählt. Zur Belohnung gab es wie immer einen schmucken Pokal. „Kann ich auch den Polo haben“, fragte Staudt in Anspielung an das Fahrzeug, in dem die Sponsorenvertreter samt Pokale stets zur Ehrung auf das Eis gefahren werden. Der „EHC-Polo“ von der Löhrgruppe Neuwied wird jedoch am Ende der Saison unter den Bärenfans verlost. Staudt nahm dann aber auch den Pokal dankend entgegen: „Der ist ja doppelt so groß wie unser Meisterpokal. Und von deutlich besserer Qualität.“ Staudt staunte. Und wird den Abend in Neuwied wohl in vielerlei Hinsicht in bester Erinnerung behalten.

EHC Neuwied: Linda (ab 41. Aaltonen) – Ochmann, Neubert, Schmitz, Dennis Schlicht – Gibbons, Rabbani, Bruch, Tegkaev, Myers, Köbele, Wasser, Bill, Schug.

Tore: 0:1 Tomas Vrba (2.), 0:2 Florian Eichelkraut (29.), 0:3 Denis Fominych (32.), 0:4 Florian Eichelkraut (33.), 0:5 Fabian Hadamik (37.), 0:6 Hannes Albrecht (40.), 0:7 Jedrzej Kasperczyk (40.).

Strafen:
Neuwied 4, Leipzig 6.

Zuschauer: 1083.

Ausblick:
Freitag, 6. März, 19.30 Uhr: Füchse Duisburg – EHC Neuwied
Sonntag, 8. März, 19 Uhr: EHC Neuwied – Moskitos Essen


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