Unermüdlicher Einsatz für die Katz
Wer sich tagtäglich um kranke, hilflose und unerwünschte Tiere kümmern muss, hat wenig Zeit, Statistiken zu führen. Doch hin und wieder wird bei der Katzenhilfe Neuwied zusammengerechnet und Bilanz gezogen. Nun liegen die Daten für das Jahr 2014 vor. Arbeit wird fast ausschließlich von ehrenamtlichen Helfern geleistet.
Neuwied. Im vergangenen Jahr hat der Verein 325 Tiere aufgenommen - 191 erwachsene und 134 Katzenkinder. 296 der schnurrenden Vierbeiner konnten in ein neues Zuhause vermittelt werden. „Das sind natürlich die schönen Momente unserer Arbeit“, erklärt Patrizia Breithausen, die Vorsitzende des Vereins. „Doch leider dauert es manchmal lange bis zum Happyend, und hin und wieder gelingt es auch gar nicht.“ So starben 13 Tiere trotz aller Bemühungen in der Obhut der Katzenhilfe.
Andere hatten Glück. So wie Surran, der nach einem Autounfall schwer verletzt mit zerschmettertem Kiefer und gebrochener Schulter zur Katzenhilfe kam. Nach vielen Monaten, in denen sein Leben mehr als einmal am berühmten seidenen Faden hing, hat der selbstbewusste Kater schließlich ein tolles neues Zuhause gefunden. „Es sind vor allem diese Tiere, die uns tief berühren. Wir sind überglücklich, wenn sie es am Ende tatsächlich schaffen, und sie machen uns unendlich traurig, wenn sie den Kampf um ihr Leben verlieren.“
Gerade weil Tierschutzarbeit immer auch mit schmerzhaften Momenten verbunden ist, ist Patrizia Breithausen dankbar für die Unterstützung durch die vielen Helferinnen und Helfer, die die Arbeit des Vereins überhaupt ermöglichen. „Unser Einsatz wird schließlich ganz überwiegend von Ehrenamtlichen geleistet. Sie helfen, die Hauptpflegestelle in der Rheinstraße aufrecht zu erhalten oder nehmen Tiere in ihrem eigenen Zuhause auf. Sie übernehmen Tierarztfahrten, organisieren Flohmärkte oder Haussammlungen, kümmern sich um unsere Internetauftritte oder schreiben Pressetexte.
Es gibt eigentlich überhaupt kein Arbeitsfeld, das ohne unsere ehrenamtlichen Helfer laufen würde.“ Unterstützt wird der Verein daneben von so genannten Ein-Euro-Jobbern, die das Jobcenter zuweist, oder von vorwiegend jungen Leuten, die in der Rheinstraße ihre vom Jugendgericht verhängten Sozialstunden abarbeiten. Angestellte hat die Katzenhilfe nicht. „Das macht sich vor allem bei unserer telefonischen Erreichbarkeit bemerkbar“, räumt Patrizia Breithausen ein. „Da die meisten von uns berufstätig sind, ist nicht immer gewährleistet, dass man uns auf Anhieb erreicht. Dafür kann ich nur um Verständnis bitten.“
Eines der wichtigsten Arbeitsfelder der Katzenhilfe ist die Kastration von Tieren. 134 Kater und 171 Katzen ließ der Verein 2014 kastrieren. Darunter waren nicht nur die Bewohner der Pflegestellen, sondern auch so genannte Wildlinge, die nach dem Eingriff wieder an ihren Fundort zurückgebracht wurden, sofern ihre Versorgung gesichert ist. Außerdem gab die Katzenhilfe in 38 Fällen Zuschüsse für die Kastration von Privattieren oder übernahm die Kosten sogar ganz. Schließlich wisse man, dass sich nicht jeder den relativ teuren, aber absolut notwendigen Eingriff leisten könne.
Trotz der finanziellen Belastung für den Verein sei besonders diese Investition ausgesprochen wichtig, betont Patrizia Breithausen. „Denn es ist in erster Linie die unglaubliche Gebärfreudigkeit von Katzen, die für das weit verbreitete Elend der Tiere verantwortlich ist. Katzen gibt es wie Sand m Meer und deshalb haben sie auch keinen materiellen Wert. Wenn man sie nicht mehr gebrauchen kann, werden sie halt entsorgt.“
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Den Tierschutzvereinen beschert das zwischen April und November eine wahre Flut an Katzenbabys oder trächtigen Muttertieren. „Natürlich sind die kleinen total süß und sie finden meist auch schnell ein Zuhause. Aber unsere älteren Bewohner haben es gegen die putzmunteren Katzenkinder sehr schwer und müssen entsprechend länger auf ihre Chance warten.“
Helfen würde laut Tierschützern nur eine flächendeckende Kastrationsverordnung, die Besitzer verpflichten würde, ihre Tiere unfruchtbar zu machen. „Es gibt zwar in letzter Zeit ein wenig Bewegung bei diesem Thema. Doch die Vorbehalte der zuständigen Behörden sind groß. Vor allem scheuen sie wohl die Kontrolle. Doch wir glauben, dass schon die Vorgabe an sich ein wichtiges Zeichen wäre, das Katzenbesitzer für dieses Thema sensibilisieren würde.“ Schließlich, sagt Patrizia Breithausen, seien zum Beispiel auch Geschwindigkeitsbegrenzungen auf Straßen ein wichtiges Instrument – obwohl sich deren Einhaltung nicht lückenlos überwachen lasse.
Ein wahrer Kraftakt ist für den Verein die Finanzierung der selbst gesteckten Aufgaben. Gut 100.000 Euro investierte die Katzenhilfe 2014 in ihre Arbeit – knapp 13.000 Euro flossen allein in die Kastration von Tieren, weitere große Posten sind Futter, die Unterhaltung der Pflegestellen und sonstige Tierarztkosten. Geld, das weitgehend ohne öffentliche Förderung aufgebracht werden muss.
Rund 500 Mitglieder unterstützen den Verein mit Beiträgen zwischen 25 und 200 Euro pro Jahr. Der Rest kam durch Spenden, Erbschaften, Flohmärkte oder etwa Haussammlungen zusammen. „Zum Glück sind unserer Helfer auch hier äußerst kreativ“, freut sich die Vorsitzende. „Manche übernehmen die Kosten für Medikamente ihres Patentieres, andere basteln tolle Sachen für unsere Flohmarktstände. Und natürlich gibt es noch die vielen privaten Pflegestellen, die immer wieder eins oder mehrere Tiere aufnehmen und deren Versorgung aus eigener Tasche bestreiten. Ohne diese vielfältige Unterstützung wären wir völlig aufgeschmissen. Deshalb sind wir immer wieder beeindruckt, mit wie viel Engagement und auch finanziellem Einsatz Menschen unsere Arbeit unterstützen. Der einzige Dank, den die meisten erwarten, ist ein samtweiches Köpfchen, das sich liebevoll an ihre Hand kuschelt.“
Wer die Arbeit der Katzenhilfe Neuwied näher kennenlernen will, hat dazu bei der Jahreshauptversammlung des Vereins am Sonntag, 12. April, Gelegenheit. Sie beginnt um 14.30 Uhr im Bürgerhaus Block in Neuwied. Nichtmitglieder sind willkommen.
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