Kabarett á la Surprise in Waldbreitbach
Die Abonnenten des Theaterprogramms auf der Kleinkunstbühne des Hotels zur Post in Waldbreitbach freuen sich immer schon auf das Highlight, das Überraschungskabarett zum Abschluss der Saison. Drei dicke Fragezeichen stehen im Flyer für jeweils drei namentlich nicht benannte Künstler.
Waldbreitbach. Die Vorfreude auf die Überraschungsveranstaltung war so groß, dass die Organisatoren am Sonntag, dem 26. April, eine Zusatzveranstaltung anboten, die auch schnell ausverkauft war. Als erster Überraschungskünstler eroberte Abdelkarim, Gewinner des Bayerischen Kabarettpreises 2015 und des Senkrechtstarter-Preises die Waldbreitbacher Bühne. Der Comedian stammt aus Bielefeld, der „Stadt mit dem gewissen Garnichts“.
Aktuell war der Künstler aus Duisburg angereist. Er stellte fest: „Seitdem die Rumänen in Duisburg leben, haben die Deutschen die Türken schätzen gelernt.“ Seine Sicht auf das Land und die Menschen ist gleichzeitig witzig und verstörend. So musste der Marokkaner die Erfahrung machen, dass er im Zug immer kontrolliert wird. Es sei denn, es ist noch ein Schwarzer im Abteil, dann ist der dran. Das führte zu der Definition „Integration ist, wenn der Marokkaner den Bullen hilft, den Schwarzen zu fangen.“
Abdelkarim outete sich als ehemaliger Hauptschüler mit Respekthose aus Massiv-Cord und als leidenschaftlicher Anonymbügler, der die Funktion des kleinen Ärmelbretts als Auflage für den Unterarm durchschaut hat. Eine Maßnahme für mehr Sicherheit auf Bahnhöfen wären Warndurchsagen auf Arabisch, die jeden potentiellen Attentäter mit seinem Koffer frustriert abziehen ließen. Das Publikum war sich nicht immer sicher, ob es nach den skurrilen Erzählungen aus dem Leben eines integrierten Außenseiters lachen, weinen oder stöhnen sollte.
Gleich zu Beginn ihres Programms „Mädelsabend“ führte Mirja Regensburg den anwesenden Damen ihren „Winke-Arm“ vor. Die in Hessen geborene Künstlerin hat in Hamburg eine umfassende Ausbildung zur Musical-Darstellerin absolviert. Das stellte sie stimmgewaltig mit der umgetexteten „Memories“-Arie aus „Cats“ unter Beweis. Auch für Angela Merkel sang Regensburg eine Arie: „Wer dein Gesicht je sah…“ Die Künstlerin liebt die Rheinländer wegen ihrer fröhlichen Gelassenheit. Sie fasste diese Liebe in die Hymne: „Ich hab mein Herz ans Rheinland verloren.“
Regensburg zeigte im Dialog mit dem ehemaligen Schlosser Alfred aus Rheinbrohl ihr Talent als Stand-up Comedian. Aus den gesammelten Informationen kreierte sie eine Spontan-Arie für Alfred.
Tim Becker, ein als Lehrerkind nachhaltig gestörter junger Mann, unterhält sich mit Essen. Das tut er gekonnt aus dem Bauch heraus. Sein Gesprächspartner, ein XXL-Donut mit therapeutischen Qualitäten, kennt sich mit und in der Welt aus. Natürlich stammt der Kringel aus Amerika. Von dort konnte er berichten: „Wir haben in Amerika einen Donut-Präsidenten gewählt – mit Schoko-Überzug.“ Donuts gibt es weltweit. In China mit Namen „Tei-gling“, die Schwester in Italien heißt „Donutella Versace“ und in der Türkei „Dönut“. Nur bei den Weightwatchers gab man dem süßen Gebäck einen sehr hässlichen Namen: eine Million Punkte.
Im Koffer des Bauchredners wohnte ein Freund auf der Suche nach Ruhe und Frieden, ein Alt-Hippie, der meinte, er lasse Gras über die Sache wachsen, dann habe er ganz lange davon. Noch skurriler kam das homosensationelle pinkfarbene Pony mit Gucci-Brandzeichen ins Gespräch. Und in einer Zaubernummer erschien ein rotzfreches Karl K. Ninchen, das sich vom Publikum verabschiedete mit dem Ruf: „Schert euch zum Teufel!“
Nichtsdestotrotz forderten die Zuschauer Zugaben. Die gab es von Becker mit Klaus, einer Mischung aus Waschbär und Ratte. Mirja Regensburg hatte eine fulminante unschlagbare Idee für den nächsten Eurovision Song Contest. Das Lied und die dramatische Performance „Die Orangen meiner Heimat“ erhielten eindeutig zwölf Punkte von den Zuhörern. (htv)
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