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Nachricht vom 27.04.2015    

Kunstwerke aus Privatsammlungen im Roentgen-Museum

Eine ganz besondere Ausstellung bietet das Roentgen-Museum des Kreises Neuwied bis zum 28. Juni den Liebhabern von Sammelstücken. Kunstwerke aus den vergangenen drei Jahrhunderte: feine Möbel, Skulpturen, Gemälde, Grafiken und filigrane Porzellanfiguren in Vitrinen bezaubern die Beschauer.

Bernd Willscheid, Rainer Kaul und der Besitzer der Vase Dietmar Langer (von links). Fotos: Helmi Tischler-Venter und Wolfgang Tischler

Neuwied. In einer Feierstunde wurde am Sonntagmorgen, 26. April, die Ausstellung eröffnet. Museumsleiter Willscheid definierte das Sammeln als systematische Suche, Beschaffung und Aufbewahrung von Dingen und auch Informationen. Er unterschied zwei Gruppen von Sammlern. Zum einen die systematischen Sammler, die Objekte eines bestimmten Gebiets, beispielsweise aus einer Epoche, Gattung oder Thematik, oder auch Produkte eines Herstellers möglichst vollständig besitzen möchten. Des Weiteren gibt es die unsystematischen Sammler, die nur die Dinge sammeln, die ihnen gefallen oder die sie an etwas erinnern. „Raritäten, seltene Gegenstände, wecken das besondere Interesse aller Sammler.“ Goethe, der neben seiner Mineraliensammlung eine Kunstsammlung mit über 25.000 Einzelstücken besaß, soll die Sammler als „glückliche Menschen“ bezeichnet haben.

Ende des 18. Jahrhunderts entstanden die ersten Museen, die Sammlungen offiziell zur Schau stellten, archivierten, konservierten und mit pädagogischer Absicht präsentierten. Willscheid betonte, dass heute – angesichts vermeintlich knapper Kassen – neben den Museen die privaten Sammlungen eine zunehmend wichtigere Rolle spielen. Die aktuelle Ausstellung des Roentgen-Museums zeigt Kunstwerke aus solchen privaten Sammlungen der Mittelrhein-Region. Die präsentierten Kostbarkeiten geben einen Einblick in die Kunst der vergangenen drei Jahrhunderte. Die Ausstellung ist chronologisch aufgebaut, von der Barockzeit bis hin zur Moderne. Manchmal sind auch Epochen einander gegenübergestellt. So bei den blaugrauen Westerwälder Steinzeuggefäßen mit Bezug zum Haus Wied, denen zeitgenössische Westerwälder Keramik mit abstrakter Bemalung gegenübergestellt wurden.

Adelssammlungen werden heute noch in der Region bewahrt. Die Portraits historischer Persönlichkeiten, unter ihnen der erste Fürst zu Salm-Kyrburg, werden von deren Nachfahren in Ehren gehalten. Die Portraits, historische Druckgrafik sowie Miniaturmöbel des 18. und frühen 19. Jahrhunderts bilden den frühen Zeitraum der Präsentation.

In einer Neuwieder Ausstellung dürfen Roentgen-Möbel und Kinzing-Uhren nicht fehlen. Ein Sammler, der sich ganz diesen beiden Manufakturen verschrieben hat, ist Leihgeber mehrerer „Highlights“, darunter einer frühen Neuwieder Bilderuhr eines unbekannten Malers. Von Januarius Zick, dem Hofmaler des Trierer Kurfürsten und Erzbischofs, der das bekannte Deckengemälde im Dianasaal des Engerser Schlosses entwarf, sind zwei Ölgemälde ausgestellt.



Empiremöbel aus der Zeit Napoleons, die einst württembergische Königsschlösser schmückten, gelangten nach Neuwied und befinden sich als Ensemble in einer Privatsammlung. Von einem Sammler, der sich speziell mit der Genealogie der Familien Bonaparte und Beauharnais beschäftigt, wurden historische Druckgrafiken geliehen.

Aus der eher schlicht wirkenden Biedermeierzeit stammen ein kleiner Spieltisch und ein zierliches Nähtischchen mit Verwandlungsmöglichkeiten. Willscheid erläuterte auch die Gemälde, die vom Linzer Künstler Martin Niederee und dem Heidelberger Bernhard Fries und von Christian Sell gemalt wurden.

Eine ganze Zimmereinrichtung kann man in der Ausstellung bewundern: Die Saloneinrichtung aus dem Jahre 1904 für das Haus Dr. Edel in Dresden-Loschwitz. „Entworfen wurde dieses Ensemble von einem der bedeutendsten Jugendstil-Architekten und Künstler, dem Münchener Richard Riemerschmid. Gefertigt wurden die Möbel in den bekannten Dresdner Werkstätten für Handwerkskunst, deren Gründer Karl Schmidt-Hellerau Riemerschmids Schwager war.“ Eine erfreuliche Nachricht konnte der Museumsleiter den Kunstfreunden überbringen: Dieses schöne Möbelensemble, das sicherlich mancher Besucher gern im heimischen Wohnzimmer stehen hätte, wird als Stiftung im Roentgen-Museum verbleiben.

Eine Vitrine zeigt eine Sammlung von feinen Porzellanfiguren, vor allem Tänzerinnen und Musiker aus der Manufaktur Rosenthal in Selb sowie aus Thüringer Porzellanmanufakturen. Mancher Sammler kann interessante Geschichten zu seinen Sammelobjekten zum Besten geben. So freute sich der Waffen- Restaurator Dietmar Langer, dass es ihm gelungen war, in einer Auktion die anmutige Vase mit dem Portrait von "Königin Pauline von Württemberg (1800-1873)“ zu ersteigern. Das Stück war ursprünglich mit 150 Euro angesetzt. Der Preis wurde durch einen Wiener Antiquar durch ständig steigende Gebote auf einen vierstelligen Betrag gesteigert. Der Leihgeber war bereit, sich mit der Vase fotografieren zu lassen. Landrat Rainer Kaul, der zu dem Foto dazu kam, staunte, welche Schätze in Haushalten der Rheinregion verborgen sind. Er zeigte sich sehr erfreut, dass es Museumsleiter Bernd Willscheid gelungen war, einige dieser schönen verborgenen Kunstschätze aus der Region Mittelrhein in das Museum zu holen und so der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Für den musikalischen Rahmen der Eröffnungsfeier sorgten Bariton Konstantin Paganetti und Bernd Kämpfer am Klavier. (htv)



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