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Nachricht vom 13.05.2015    

Zusätzlicher Lärmschutz kommt im Mittelrheintal

Mittelrheintal wird lärmsaniert und kann zu neuem Leben erwachen. Ein großer Erfolg für das Tal und ein großer Erfolg für Pro Rheintal: Endlich können die im Auftrag des Beirats „Leiseres Mittelrheintal“ ermittelten Lärmschutzmaßnahmen für das Obere Mittelrheintal sowie einige Orte im Rheingau und nördlich von Koblenz auch umgesetzt werden.

Der Lärm der Güterzüge soll reduziert werden. Foto: Wolfgang Tischler

Region. Pro-Rheintal-Vorsitzender Frank Gross hat in den vergangenen Jahren im Beirat und nicht nur dort hart verhandelt, um sich für die Interessen der Menschen am Rhein, aber auch Betroffene an anderen Lärmbrennpunkten einzusetzen. Vorausgegangen war seinerzeit in Bingen eine Unterredung mit Bahnchef Grube, bei der Gross vorgeschlagen hatte, sich mit Bund, Bahn und Ländern an einen Tisch zu setzen, um über den Lärmschutz im Rheintal zu reden. Heute ist das Thema Bahnlärm bundesweit in aller Munde.

Zuletzt noch hatte Gross die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer in einem Schreiben gebeten, dass sich auch die Bundesländer nicht verweigern sollten, wenn es darum geht, mehr zu tun, als im Normalfall gefordert ist. Umso erfreulicher ist, dass sich Hessen und Rheinland-Pfalz nach längerem Zögern nun doch entschlossen haben, ihren Beitrag zur Finanzierung der Lärmsanierung zu leisten. „Das ist auch für den Erhalt des Welterbes von ausschlaggebender Bedeutung“, meint Gross, „denn mit der Nutzung steht und fällt der Erhalt der Welterbestätten.“

Damit kann jetzt ein umfassendes Maßnahmenpaket auf den Weg gebracht werden, das wie folgt aussieht:
Parallel zur Umrüstung der Güterwaggons auf lärmarme Bremsen, die bis Ende 2016 zu 50 Prozent abgeschlossen sein soll und bis 2020 für alle in Deutschland verkehrenden Güterwaggons – auch die ausländischen – gilt, werden im gesamten Rheintal die Schienen geschliffen. Auch wurden oder werden Schienenfehler, von denen Lärm ausgeht, behoben, wie beispielsweise an Isolierstößen, Schienenstößen oder Weichen.

Darüber hinaus werden insgesamt 180 Einzelmaßnahmen in den Orten durchgeführt, die von kleinen und großen Lärmschutzwänden über Schienenstegabschirmungen oder -dämpfungen bis hin zu Geländer-ausfachungen und Schienenschmiersystemen in Kurven reichen. Man darf in Summe, je nach Ort und Lage, mit einer Lärmreduzierung zwischen 10 und 20 dB(A) rechnen. Das ist zwar immer noch kein „Flüsterbetrieb“, doch es ist vergleichbar so, als würden in Zukunft nur noch Regionalbahnen durch das Tal fahren.

Insgesamt werden rund 80 Millionen Euro verbaut. Rechnet man die 300 Millionen für die Umrüstung der Güterwaggons hinzu, ergibt sich eine stolze Summe von fast 400 Millionen Euro. Das Ergebnis wird eine 100-prozentige Verbesserung der Lebens- und Wohnbedingungen sein mit Auswirkungen und positiven Effekten in allen Bereichen, angefangen vom Wert der Häuser und Grundstücke bis hin zur Wirtschaft, dem Tourismus, dem Handwerk und den Gewerbebetrieben, Restaurants, und weitere. Das Tal kann zu neuem Leben erwachen.



„Wir sind Bund und Bahn zu Dank verpflichtet, dass sie die Not der Menschen im Rheintal erkannt haben und dieses erste Stück des Weges mit uns zurückgelegt haben. Damit haben sie im Rahmen der derzeit gesetzlich vorgesehenen Regeln mehr getan, als zu erwarten war, um der Situation Rechnung zu tragen“, sagt Gross. Das Bürgernetzwerk Pro Rheintal, das offiziell 2007 an den Start ging und bundesweit für Druck und Aufmerksamkeit gesorgt hat, reklamiert jedoch nach wie vor, dass die löchrige Lärmgesetzgebung katastrophal ist und den Anforderungen an Immissionsschutz in keiner Weise Genüge leistet.

Dass man auch im Rheintal, wo es lauter ist als irgendwo sonst in Europa, den Menschen nach wie vor den um 11 dB(A) besseren Lärmvorsorgeschutz verwehre und sie mit der viel zu hoch angesetzten Bestandssanierung abspeisen wolle, bleibe ein starkes Stück. Ebenso ungerechtfertigt sei, dass man Erschütterungen nach wie vor ignoriere, obwohl sie maßgeblich zur gesundheitlichen Belastung beitragen. Das heißt, die Summe der Belastungen der Menschen im Rheintal übersteigt die grundrechtlich zugesicherte Schutzschwelle für Leben und körperliche Unversehrtheit bei weitem. Deshalb habe sich Pro Rheintal zusammen mit den Großstädten der Rheinschiene an einen Tisch gesetzt, um gemeinsam eine Aufhebung des Bestandsschutzes auf dem gesamten Rhein-Korridor zu fordern. Die Gesundheitsprognose von Prof. Greiser zeige, dass man mit ganz erheblichen gesundheitlichen Schäden bis hin zum Tod rechnen muss, wenn man dauerhaft diesen Belastungen ausgesetzt sei.

Deshalb, so Gross, gebe es trotz der Freude und Dankbarkeit über das Erreichte noch keinen Grund, sich auf die Schulter zu klopfen, sondern die Parole laute: „Mund abwischen und weiter kämpfen“. Dazu sei aber mehr Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern sowie seitens der Landkreise und Kommunen gefordert, denn so langsam müsse doch jeder begreifen, dass hier nicht mehr und nicht weniger als das eigene Überleben der Menschen und der Region auf dem Spiele stehe.



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