Westerwald Bank spendet 10.000 Euro an die Neue Arbeit
600 bis 700 Menschen jährlich nehmen an den Maßnahmen der Neuen Arbeit teil. Während der Arbeitsmarkt Monat für Monat bessere Zahlen vermeldet, bleibt der Bedarf für die Zielgruppe der Neuen Arbeit unverändert. Die Westerwald Bank unterstützt den Verein seit Jahren und übergab jetzt eine Spende in Höhe von 10.000 Euro.
Altenkirchen. Es ist eine wahre Sysiphus-Arbeit, die die Mitarbeiter der Neuen Arbeit e. V. in Altenkirchen leisten. Das Vereinsziel, psychisch Kranken, sozial Schwachen oder Benachteiligten durch Betreuung, Qualifizierungsmaßnahmen und Schaffung von Arbeitsplätzen die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen, ist eine tagtägliche Herausforderung. Paradox: Während der Arbeitsmarkt Monat für Monat bessere Zahlen vermeldet, bleibt der Bedarf für die Zielgruppe der Neuen Arbeit unverändert.
In unterschiedlichsten Maßnahmen und Projekten versucht der Verein, den Teilnehmern Chancen auf (Re-)Integration in Arbeitswelt und Gesellschaft zu verschaffen. Zu den Unterstützern der Neuen Arbeit zählt seit vielen Jahren die heimische Westerwald Bank, die auch 2015 mit einer Spende von 10.000 Euro hilft, die eine oder andere Lücke zu schließen. „Wir wissen ja aus den vergangenen Jahren, dass viele Maßnahmen oder Projekte nicht ausfinanziert sind. Unser Ziel ist es, dass die Menschen im Sinne unseres Gründers Friedrich Wilhelm Raiffeisen eine Chance bekommen, sich selbst zu helfen“, sagte Wilhelm Höser, Vorstandssprecher der Westerwald Bank, der gemeinsam mit der Altenkirchener Geschäftsstellenleiterin der Bank, Sandra Vohl, einen symbolischen Scheck an Vorstand und Geschäftsführung der Neuen Arbeit übergab.
Anforderungen steigen
In der Tat: Vielen Maßnahmen fehlt die ausreichende Finanzierung, notwendige Kosten wie z.B. die Zertifizierung von Maßnahmen, zeitgemäße Software, Arbeitssicherheitsauflagen, Vorfinanzierungskosten werden durch die Träger nicht gedeckt. Der Jahresetat ist stets auf Kante genäht. Zudem, so Geschäftsführerin Stefanie Schneider, „steigen die Anforderungen an die Mitarbeiter, vor allem im Bereich der Dokumentation.“ Etliche Kollegen seien an der Grenze der Belastbarkeit.
Insgesamt nehmen 600 bis 700 Menschen jährlich an den Maßnahmen der Neuen Arbeit teil. Dazu zählt derzeit beispielsweise das durch die Agentur für Arbeit und freie Förderer aus Wirtschaft, Innungen, Kammern und Handwerk finanzierte Programm MINT AK, das sich gezielt an Schülerinnen der Klassenstufen acht bis zehn richtet, die sich für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) begeistern. Kooperationspartner sind Realschulen und Integrierte Gesamtschulen im Kreis. „Vielfach zeigt sich, dass Mädchen, die oft gute Noten in Mathematik oder Physik erreichen, dann aber doch ‚klassische‘ Frauenberufe im kaufmännischen oder sozialen Bereich anstreben. Erst durch Betriebsbesichtigungen oder freiwillige Praktika im Rahmen des MINT-Projektes lernen die Schülerinnen ihre Möglichkeiten in einem dieser ‚Männerberufe‘ kennen und erkennen dabei oft ihre Chance für einen alternativen Ausbildungsberuf,“ berichtete Stefanie Schneider. Weil die Nachfrage der Schulen - auch der Gymnasien - steigt, ist man derzeit auf der Suche nach weiteren Partnerunternehmen.
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Der Übergang von Schule zum Beruf steht auch bei anderen Projekten im Fokus: In der vertieften Berufsorientierung (VBO) erhalten Jugendliche, deren Hauptschulabschluss in Gefahr ist, tatkräftige Unterstützung bei der Beseitigung der bestehenden Hemmnisse. In den Berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen (BVB) geht es um die Steigerung der Beschäftigungsfähigkeit, um eine nachhaltige Eingliederung in Ausbildung oder Arbeit für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu erreichen. Im Rahmen der Maßnahme sollen vorhandene Fähigkeiten erkannt und gestärkt werden.
Für Problemlage sensibilisieren
„Ohne die Neue Arbeit hätten viele junge Menschen kaum noch eine Chance auf Teilhabe an Arbeit und Gesellschaft“, weiß Bankvorstand Wilhelm Höser aus der langjährigen Begleitung der Neuen Arbeit. Für sie sei der Verein mit niedrigschwelligen Arbeitsplatz- und Qualifizierungsangeboten oft der entscheidende Wendepunkt. Josef Zolk, seit März Vorsitzender der Neuen Arbeit, konkretisierte den Bedarf: „Ein bis drei Prozent der Menschen brauchen die besondere Unterstützung durch Leistungen, wie sie die Neue Arbeit bietet. Trotz wirtschaftlich stabiler Entwicklung schaffen sie es leider nicht, Fuß zu fassen. Und wer einmal draußen ist, hat es ganz schwer, wieder reinzukommen.“ Zolk warb für eine stärkere Sensibilisierung von Politik und Gesellschaft für diesen dritten Arbeitsmarkt.
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