Gautschfeier im Medienhaus Plump
Pitschnass ins Berufsleben ging es beim Medienhaus Plump für den frisch gebackenen Druckergesellen und weitere Mitarbeiter. Es wurde zum ersten Mal seit 15 Jahren ein Stück guter, alter Drucker-Tradition praktiziert – das Gautschen der Kornuten.
Rheinbreitbach. Gemäß dem alten Buchdruckerbrauch wurden unter der Anleitung des Gautschmeisters Harro Neuhardt, Mitglied der "Jünger Gutenbergs" aus Mainz, in historischem Gewand und vor den Augen der versammelten Gautsch-Zeugen der Auszubildende Mahmut Yavuz nach bestandener Abschlussprüfung und fünf weitere bis dato ungegautschte Mitarbeiter der feucht-fröhlichen „Wassertaufe à la Gutenberg“ unterzogen. Mit dem Gautschen sollen die schlechten Gewohnheiten aus der Lehrzeit abgewaschen werden.
Seit jeher werden die Angehörigen des Drucker-Gewerbes und der verwandten Berufe nach bestandener Gesellenprüfung auf eine recht robuste Art in das Arbeitsleben eingeführt: Vier stramme "Packer" werfen die Auszubildenden im Rahmen einer Freisprechungszeremonie in einen Bottich voll kalten Wassers. Wer das einigermaßen unbeschadet überstanden hat, der muss zum Abschluss noch ein großes Bier stürzen und darf sich dann „frei von den Sünden der Lehrzeit“ nennen.
Auf die Aufforderung des Gautschmeisters hin „Packt an, lasst seinen Corpus posteriorum fallen auf den nassen Schwamm, bis triefen beide Ballen“, wurden Lehrling als auch noch nicht gegautschte Mitarbeiter von den Packern hochgehoben und auf einen nassen Schwamm gesetzt. Doch damit nicht genug. Da das Ritual auch noch fordert, dass „der durst’gen Seele ein Sturzbad obendrauf geben werde, das ist den Jüngern Gutenbergs die allerbeste Tauf“, wurde vom Schwammhalter noch ein Eimer Wasser über den Täuflingen ausgeschüttet. Um sicherzustellen, dass die Gautschlinge auch wirklich durch und durch nass sind und zur Gaudi der versammelten Gautschzeugen wurde zu guter Letzt noch die Taufe „ad Podexiorum“ vollzogen, bei dem die Gautschlinge auch noch in einen mit Wasser gefüllten Trog getaucht wurden.
Mit dem Bekenntnis der Gautschlinge: „Es sei künftig mein Bestreben, keine Druckfehler mehr zu machen. Den Lehrlingen will ich ein geduldiger Helfer sein. Gott segne die Kunst“, und der Übergabe des Gautschbriefes endete der förmliche Teil der Gutenbergschen Wassertaufe.
"Die Gautschfeier ist unser Bekenntnis zu den Traditionen des Druckergewerbes und setzt gleichzeitig einen gewollten Kontrast zum technisierten Geschäftsleben. Wir bewahren unsere Wurzeln und verweisen auf das, wo wir hergekommen sind, nämlich das klassische Druckereigeschäft", sagt Bernd Plump, Geschäftsführer des Medienhauses Plump. "Die Gautschfeier zeigt nicht nur, wie wichtig die Werte der handwerklichen Berufe sind, sondern bringt zudem die Wertschätzung und Anerkennung für die Auszubildenden zum Ausdruck."
Seniorchef Hans-Jürgen Plump erinnerte sich gut an seine eigene Gautschfeier vor 50 Jahren bei der Druckerei Fromm in Osnabrück. Das sich anschließende Fest ging in noch früheren Jahren ganz zu Lasten der Getauften, was manchmal gar zu Schulden geführt habe. Heute sponsere der Betrieb die Feier.
Nicht zuletzt entschädigte die anschließende Feier mit Grill und Getränken für den Schrecken. Besonders tückisch: Der Bottich stand den ganzen Tag auf der Wiese, viele der anwesenden Besucher des Festes wurden mit oder ohne Einverständnis ebenfalls "getunkt", was allerdings bei der herrschenden Sommerhitze von 38 Grad für die meisten ein sehr erfrischendes Erlebnis war.
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