Tag des offenen Denkmals im Kreis Neuwied
Zum 23. Mal findet am Sonntag, den 13. September, der „Tag des offenen Denkmals“ statt. Unter dem Thema: „Handwerk, Technik, Industrie“ stehen Bau- und Technikgeschichte: Fabriken, Mühlen, Brückenanlagen und Technisches Know-how traditioneller Handwerksbetriebe im Fokus. Zwölf Objekte sind im Kreis Neuwied dabei.
Neuwied. Einsetzend mit Neuwied darf hier natürlich ein Besuch im Deichinformationszentrum nicht fehlen. Das größte technische Denkmal der „Deichstadt“ bewahrt seit mehr als 85 Jahren die Bewohner vor Hochwässern. Bereits früh um 10 Uhr ist eine Deichführung. Für seine Zeit war er eine große technische Herausforderung und mit seinen 7,5 Kilometer Länge eines der wichtigsten Bauwerke in Neuwied. Schützt es doch die Innenstadt vor den Fluten des Rheins bei durchschnittlich einem Hochwasser pro Jahr.
Dabei sehen viele, wenn vom Deich die Rede ist, nur den gemauerten Teil in der Innenstadt, der macht aber gerade einmal ein Fünfzehntel der Gesamtlänge aus. Die Entstehung des Deichs und die Geschichte der Hochwasser am Rhein werden bei der Führung erläutert. Treffpunkt ist das Deichinformationszentrum. Und wer lieber ein bisschen länger schlafen möchte, hat um 14 Uhr erneut die Möglichkeit, an der Deichführung teilzunehmen. Die Führungen sind kostenfrei.
Um 11.15 Uhr lädt Stadtführer Hans-Joachim Feix auf den Alten Friedhof ein. Hier können Interessierte Wissenswertes über Neuwieder Familien und deren Geschichte erfahren. Darunter befinden sich auch viele Persönlichkeiten, die über die Region hinaus bekannt sind. Leider wurde der Alte Friedhof vor kurzem Opfer von Vandalismus, aber trotzdem gibt es noch viel zu entdecken. Zum Beispiel den Portraitraum, der extra für die Führung geöffnet wird. Treffpunkt ist der Eingang am Alten Friedhof in der Julius-Remy-Straße.
Vor dem Neuwieder Schloss startet um 16 Uhr die letzte Führung des Tages: eine Kinderführung, die Antworten auf spannende Fragen gibt. Was transportiert der Mann mit der Schubkarre auf dem Denkmal? Warum braucht Neuwied einen Deich? Und was hat der Indianer auf dem Denkmal vor dem Schlosstheater mit dem Fürstenschloss zu tun? Gerne können die Kinder sich mit vorhandenem Wissen einbringen und den Stadtführer mit ihren eigenen Fragen löchern. Der Rundgang durch die Innenstadt dauert etwa 90 Minuten. Eine Anmeldung zu den Führungen ist nicht nötig.
Städtebaulich ist das Herrnhuter Viertel als barockes Ensemble immer wieder einen Besuch wert. Wenn dieser durch eine fachkundige Führung und ein Kaffee- und Kuchenbuffet bereichert wird, lohnt er erst recht.
Auch das Kurfürstliche Schloss in Engers war seinerzeit eine technische Herausforderung. Als es nach 1760 von Kurfürst und Erzbischof Walderdorff errichtet wurde, musste die hier stehende mittelalterliche Burg Kunostein weichen. Die bekannte Decke im Dianasaal – seinerzeit OP-Saal des Heinrichhauses – birgt Malereien von Januarius Zick.
Die Abtei Rommersdorf-Stiftung hat sich in diesem Jahr einer besonderen Herausforderung gestellt: Sie lässt etwa 500 Quadratmeter Wandfläche der Kirche wieder mit einem Kalkputz überziehen, worauf derzeit die barocke Architekturfassung in Kalkfarbe aufgetragen wird. Eine Baustellenführung der hier agierenden Handwerker (Restaurator und Verputzer) gewährt interessante Einblicke in die zum Zuge kommenden Handwerkstechniken.
In der evangelischen Pfarrkirche zu Niederbieber können romanische Architekturteile und Erweiterungen des frühen 20. Jahrhunderts bewundert werden.
Das ehrenamtlich von Niederbieberer Bürgern instandgesetzte und eingerichtete Backhaus zeigt eine kleine Sammlung aus Exponaten der Regionalgeschichte.
Ein ähnlicher Kreis engagierter Ehrenämtler hat vor annähernd 20 Jahren die Instandsetzung des spätgotischen Hohen Hauses in Bad Hönningen vorangetrieben. Auch hier ist ein Heimatmuseum eingerichtet, derzeit die Sonderausstellung „Die weiße Flotte…Personen-Dampfer erobern den Rhein“ zu sehen.
Schloss Arenfels wurde im mittleren 19. Jahrhundert unter Regie des Kölner Dombaumeisters Zwirner per Einbeziehung mittelalterlicher Bauteile und solcher der Renaissance opulent ausgebaut und neogotisch überformt. Es zählt so viele Fenster, wie das Jahr Tage hat.
Eine Besonderheit ist die ehemalige Schnapsbrennerei Klein am Markt in Erpel. Die aus dem 18. Jahrhundert stammende Hofanlage hat jüngst ein englisches Ehepaar erworben, um sie fachgerecht instand setzen zu lassen. Zimmermeister Schneider erläutert die Restaurierung von Balken und Gefachen am Objekt.
Die alte katholische Pfarrkirche St. Martin in Linz am Rhein birgt als Emporenbasilika im rheinischen Übergangsstil von Romanik zur Gotik viele interessante Baudetails, die in fachmännischer Führung dem Besucher nahe gebracht werden sollen.
Seit einigen Jahren haben auch einige Aktive aus Rheinbreitbach ein altes Fachwerkhaus als Heimatmuseum fachgerecht in alter Bauweise (Lehmfachwerk) instandgesetzt und vor seinem Untergang bewahrt. Der Besuch gewährt Einblicke in die Restaurierungsarbeiten.
Die direkt am Waldbreitbacher Wiedufer neben der Scheidsmühle gelegene Ölmühle aus dem späten 18. Jahrhundert wurde jüngst mit neuen Hohlpfannen eingedeckt und zeigt im Innern noch die alte Mühltechnik. Das benachbarte, nach hier translozierte kleine Fachwerkhaus aus Bremscheid musste kürzlich aufgrund Wurmbefalls komplett geräumt und begast werden.
Fälschlicherweise wurde aufgrund einer Fehlmeldung der Landesdenkmalpflege die Wallbachsmühle bei Bremscheid als geöffnetes Denkmal auf den Plakaten eingedruckt. Sie ist aber im diesem Jahr aufgrund von Straßenbauarbeiten nicht anfahrbar.
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