Bauernhofmuseum in Marienhausen eröffnet
Gleich neben dem Dorfgemeinschaftshaus hat die Gemeinde Marienhausen in einer alten Scheune ein Bauernmuseum eingerichtet mit unzähligen Exponaten. Initiator Siegfried Krämer weiß nicht genau, wie viele es sind, er weiß nur, dass das Projekt ihn mehr als zweitausend Arbeitsstunden gekostet hat.
Marienhausen. Das Ausmisten, Kalkweißeln und Renovieren hat sich gelohnt: „Daran erinnere ich mich gut.“ Oder „Wie war das früher mühsam mit diesen Arbeitsgeräten.“, waren Besucher-Kommentare, die vielfältig zu hören waren. Sensen, Sicheln, Gabeln, mechanische Schleifsteine und Kummets für Pferde- und Kuh-Gespanne konnte fast jeder zuordnen. Auch Omas oder Uromas Küchengeräte – Holzherd, Krauthobel und Bohnenschnippelmühle waren vielen Beschauern noch vertraut.
Vor der „Häckselmaschine“ standen einige Menschen ratlos, doch die Gerätschaften sind auf Schildern benannt und die Funktionen erläutert. So kann man lernen: „Die Häckselmaschine diente zum Zerkleinern von Heu, Stroh und Grünfutter. Das mit zwei Schneidmessern versehene Schwungrad wird von Hand betätigt und das Häckselgut wird im Holztrog nachgeschoben. Je nach Maschinenart erfolgt die Zufuhr per Hand oder automatisch. Die am Schwungrad befestigten Messer sind derartig gebogen, dass der Schnittwinkel und demnach die Widerstände in den einzelnen Phasen des Schnittes stets optimal bleiben. Die zerkleinerten Pflanzenteile (Häcksel) wurden an das Vieh verfüttert.“
Großes ungläubiges Staunen bewirkte die Holzrohr-Wasserleitung, die anlässlich Tiefbauarbeiten im Rahmen der Erneuerung der Straße „Zum Mühlbach“ 1996 gefunden worden war. Die sogenannte „Deichsel“ war zunächst von Hand mittels Löffelbohrer mit einem vier Meter langen Gestänge gebohrt worden. Für diese Arbeit wurden schon 1430 die ersten Maschinen entwickelt. Die Deichsel eignete sich allerdings nur für Drücke bis 1,5 bar. Das hatte hohe Wasserverluste zur Folge. Die hölzerne Wasserleitung dürfte das älteste Stück des Museums sein.
Der obligatorische Plumsklo ist zu Anschauungszwecken neu gebaut worden. Bei der Eröffnungsfeier war zur Freude der Kinder auch ein Gehege mit Ziegen und Schafen aufgebaut. Die zahlreichen Erwachsenen hatten bei schönem Sommerwetter mehr Spaß an Gegrilltem und kühlen Getränken.
Bürgermeister Egon Radermacher blickte in seiner Ansprache auf die Anfänge des Museums zurück: Im Jahr 2001 wurde – im Vorfeld der im Jahr 2002 stattfindenden 700-Jahr-Feier - das neue Bürgerhaus eingeweiht. Für den Bau dieses Hauses hatte die Gemeinde den ehemaligen Bauernhof der Familie Baran erworben, das Wohnhaus und die Remise abgerissen. So blieb nur noch das Stall- und Scheunengebäude dieses Bauernhofs übrig. Nachdem für den historischen Markt der 700-Jahr-Feier eine Vielzahl von historischen Gerätschaften und Gegenständen gesammelt worden waren, wurde die Idee geboren, dies alles in einem Bauernhofmuseum zu integrieren und somit der Nachwelt zu erhalten. Nachdem die Gemeinde das Gebäude von außen saniert hatte, wurden die folgenden Innenarbeiten in Eigenleistung erbracht. Außer Siegfried Krämer wurden Günter Holl und Werner Seidel hierfür lobend erwähnt.
Nach der feierlichen Einweihung sollte das schmucke Bauernhofmuseum vor allen Dingen von jungen Menschen besucht und genutzt werden, damit der bäuerliche Alltag im Westerwald nicht so schnell in Vergessenheit gerät. htv
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