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Nachricht vom 21.09.2015    

Prof. Billigmann: „Spagat zwischen Beruf und Ehrenamt“

Ein arbeitsintensiver Sommer liegt hinter dem Vorstand des EHC Neuwied um den Vorsitzenden Prof. Dr. Peter Billigmann. Denn trotz der Erfolge aus der Vorsaison, als die Bären die Vizemeisterschaft in der Oberliga West gewinnen konnten ist die Zusammenstellung des Kaders und des Budgets für die neue Saison in Deutschlands dritthöchster Liga alles andere als ein Selbstläufer.

Prof. Dr. Peter Billigmann.

Neuwied. Der EHC-Vorsitzende im Interview über den Saisonstart in der Oberliga Nord und die anstehende Jahreshauptversammlung der Bären.

Herr Prof. Dr. Peter Billigmann, wie hat sich der Sommer angefühlt? Waren Sie mehr als Arzt oder als Funktionär gefordert?
Der Spagat zwischen meinem Beruf und dem Ehrenamt wird in der Tat immer schwieriger. Als Mediziner betreibe ich zwei Praxen – da können Sie sich sicherlich vorstellen, dass ich dort ausreichend gefordert bin. Zumal im Oktober für meine Koblenzer Praxis ein Umzug in ein neues Ärztehaus bevorsteht. Aber natürlich war auch die Arbeit für den EHC Neuwied gewohnt intensiv.

Wie muss man sich das vorstellen? Wie kann dieser Spagat gelingen?
Zunächst einmal müssen wir ganz deutlich festhalten, dass unser sportlicher Erfolg und die großartige Resonanz unserer Fans mit einem Schnitt von rund 1200 Zuschauern noch lange nicht dazu führen, dass uns die Sponsoren die Bude einrennen. Wir haben viele starke Partner an unserer Seite, die es uns ermöglichen, einen ambitionierten Kader zusammenzustellen. Aber jeder einzelne Vertrag hat seine Geschichte, seinen Werdegang, braucht seine Zeit. Viele unserer heutigen Sponsoren sind persönliche Kontakte, die ich mit zum Eishockey gebracht habe. Freunde und Partner, mit denen ich mich dann natürlich auch persönlich für Verhandlungen an den Tisch setze. Das ist wichtig für uns, aber selbstredend auch sehr zeitintensiv.

Jetzt ist die Region Mittelrhein nicht reich gesät mit höherklassigen Sportvereinen, die im Schnitt eine solche Zuschauerzahl generieren. Warum ist es dennoch so schwer, weitere und neue Sponsoren zu finden?
Wenn Sie mir diese Frage beantworten könnten, wäre ich Ihnen sehr dankbar – ganz ehrlich. Diese Frage haben wir uns auch schon oft gestellt. Als ich vor zwei Jahren den Vorsitz bei den Bären übernommen habe, da war die sportliche Situation nach dem Abstieg aus der Oberliga schwierig und der EHC hatte nur für wenige positive Schlagzeilen gesorgt. Was folgte war die Meisterschaft in der Regionalliga, der direkte Wiederaufstieg, die Vizemeisterschaft in der Oberliga und eine volle Bärenhöhle. Unser Masterplan sah diese sportliche Entwicklung in dieser Geschwindigkeit eigentlich nicht vor. Und vielleicht ist das auch ein Grund für den harten Kampf um Unterstützer. Manchmal habe ich das Gefühl, dass die an manchen Stellen verbrannte Erde aus längst vergangenen Zeiten mehr wiegt als eine neue Vereinsführung und der sportliche Erfolg. Dabei kann kaum ein zweiter Verein konstant solche Zuschauerzahlen vorweisen. Dennoch müssen wir um jeden Cent hart kämpfen und bekommen bei unseren Gesprächen leider deutlich mehr Absagen als Zusagen. Ich möchte die heimische Wirtschaft auch an dieser Stelle herzlich einladen, uns einfach mal auf Herz und Nieren zu prüfen. Kommen Sie in die Bärenhöhle, schauen Sie sich ein Spiel unseres EHC an. Sprechen Sie mit unseren Fans, sprechen Sie mit uns. Sie werden sehen: Die Bären sind in der Region Mittelrhein einmalig.



Sportlich wurde das Team im Sommer gezielt verstärkt, es könnte jedoch in der Breite anfällig sein bei Verletzungen oder Sperren. Sehen Sie das ähnlich?
Wir haben eine tolle Mannschaft zusammen. Ich freue mich unheimlich auf die neue Saison. Und natürlich hätte die sportliche Leitung um Trainer Craig Streu gerne noch den einen oder anderen Spieler verpflichtet – zumal wir zahlreiche Angebote hatten. Neuwied ist wieder zu einer attraktiven Adresse im deutschen Eishockey geworden. Aber wir haben die Pflicht, vor allem unser Budget im Blick zu behalten. Wissen Sie, in der Vorsaison hatten wir auch einen tollen Kader und viele Zuschauer. Und dennoch gab es Faktoren, die wir im Vorfeld nicht einkalkulieren konnten wie einen deutlich höheren Materialverbrauch oder personelle Veränderungen im Kader, die leider unumgänglich waren. Das dadurch entstandene Minus im Etat habe ich persönlich ausgeglichen.

Bei einem so hohen persönlichen Einsatz muss die Frage erlaubt sein, wie lange Sie sich noch vorstellen können, Vorsitzender des EHC zu sein?
Zunächst einmal ist diese ehrenamtliche Tätigkeit für die Bären in der Tat sehr intensiv, oftmals auch aufreibend. Und dennoch mache ich sie unheimlich gerne. Der EHC Neuwied ist mir ans Herz gewachsen, dieser Verein bedeutet mir sehr viel. Jedes Heimspiel im Icehouse entschädigt für so manche Überstunde. Bei der anstehenden Mitgliederversammlung werde ich mich erneut zur Wahl stellen und mit vollem Elan die neue Saison angehen. Ich würde mir wünschen, dass die Unterstützung für den EHC Neuwied in der Region weiter wächst. Wir sind ein Verein mit großer Strahlkraft. Zu unseren Heimspielen kommen nicht nur viele junge Menschen, sondern wirklich alle Generationen. Das ist in der Region unvergleichbar. Wir sind für die Wirtschaftsunternehmen am Mittelrhein ein starker Werbepartner. Ich möchte die positive Entwicklung rund um den EHC Neuwied weiter vorantreiben und den Verein nach Abschluss einer erfolgreichen Saison, wenn sich die Möglichkeit ergibt, in gute Hände übergeben.


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