Das blaue Paket der Fisimatenten
Die Theatergruppe "Die Fisimatenten" der Volkshochschule Neuwied feiert zehnjähriges Jubiläum mit einer Eigenproduktion. „Das blaue Paket“ ist laut Norma Spaulding ein „Zauberpaket, das geheime Überraschungen enthüllt, die kommen und gehen, wechseln und wachsen und nie, niemals enden.“ Premiere war am Montag, 12. Oktober im Amalie Raiffeisensaal der VHS.
Neuwied. Jutta Golinski, die Leiterin der VHS „Die Brücke“ Neuwied bezeichnete in ihrer Rede die Fisimatenten als „eine Gruppe experimentierfreudiger Senioren“. Sie üben, improvisieren und inszenieren unter der künstlerischen Leitung von Petra Newiger.
Oberbürgermeister Nikolaus Roth blickte in seinem Grußwort zurück auf die Anfänge und den Beweggrund des ehemaligen VHS-Leiters Dieter Melsbach, die Theatergruppe ins Leben zu rufen: Melsbach meinte lakonisch: „Es hat gefehlt.“ Wie richtig er mit dieser Einschätzung lag, zeigt der Erfolg des Projekts: Die Fisimatenten sind ein fester Bestandteil der VHS und der sowieso reichhaltigen Neuwieder Theaterszene. Alle zwei Jahre üben die Seniorinnen eine neue Eigenproduktion ein.
Das aktuelle Stück erinnert an „Szenen einer Ehe“ oder Loriot-ähnliche Dialoge von Menschen, die sich eigentlich nichts mehr zu sagen haben – außer Vorwürfen. So geht es auch den beiden Schwestern Anna und Ruth, die ihren Lebensabend im gemeinsamen Elternhaus verbringen. Sie streiten nur noch und überladen sich mit Vorwürfen. Die beiden gegensätzlichen Charaktere – Ruth ist lebenslustig und wagemutig, Anna ist vorsichtig, konservativ und sehr kultiviert - haben die Hoffnung auf einen schönen gemeinsamen Lebensabend längst aufgegeben.
Wie in filmischen Rückblenden erlebten die Zuschauer im voll besetzten Amalia-Raiffeisen-Saal die Kindheit, die Jugend und das mittlere Alter der beiden Schwestern. Da jede der Schwestern von heute ein jüngeres „alter ego“ besitzt, genügen musikalische und modische Reminiszenzen, um die Zeit eindeutig zurück zu drehen. Der blaue Faden ist das bestellte Zauberpaket, das wundervolle Veränderungen zu bringen verspricht.
Es entspringt Streit über die Frage, wem das blaue Paket gehört und wer es öffnen darf. Im Rückblick auf frühere gemeinsame Zeit fallen markante Sätze: „Das Leben ist kein Märchen.“ „Dann ist das Leben eine Party – eine Aschenputtelparty.“ „Geheime Überraschungen, die kommen und gehen – In diesem Haus kann es keine Überraschungen geben.“ Die Schwestern bewegen sich aufeinander zu und wieder weg, gehen in Opposition und auf Abstand, rücken wieder zusammen und stellen fest, dass immer noch eine große Verbundenheit besteht. Der Inhalt des geheimnisvollen blauen Pakets, das von einer geheimnisvollen blauen Paketbotin gefunden und überbracht wird: Hoffnungstexte und Seifenblasen…
Regisseurin Petra Newiger betonte, dass die Schauspielerinnen ihre Figuren selbst schufen und ausgestalteten. Es steckt also viel Lebenserfahrung in dem Theaterstück. Da die Rollen alle doppelt besetzt sind, findet am Dienstag, 13. Oktober wieder eine Premiere statt. (htv)
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