EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker mag Genossenschaften
Wirtschaftstag der Volks- und Raiffeisenbanken in Frankfurt: Mit dabei wie in jedem Jahr eine Delegation der Westerwald Bank, die rund 50 Unternehmensvertreter aus der Region eingeladen hatte. Auf der Rednerliste unter anderen: EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker, BASF-Chef Kurt Bock und Rennfahrer-Legende Niki Lauda.
Frankfurt/Westerwald. Anfang November geht es nach Frankfurt. Das Ziel ist die Jahrhunderthalle, wohin die Volks- und Raiffeisenbanken mit ihrem Genossenschaftsverband zum jährlichen Wirtschaftstag laden. Auch in diesem Jahr verfolgten rund 50 Unternehmer aus der Region auf Einladung der heimischen Westerwald Bank das mit 2500 Teilnehmern größte Unternehmertreffen der Republik mit prominenter Rednerliste. Das Thema 2015: „Wohlstand – Freiheit – Sicherheit: Szenarien für eine Welt im Umbruch“.
Mehr Solidarität innerhalb Europas
EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker machte deutlich, dass er in der Flüchtlingsfrage fest an der Seite der Bundeskanzlerin steht. Er forderte von den anderen EU-Staaten mehr Solidarität. Dies sei für ihn eine Existenzfrage für Europa. Mit Blick auf die geplante Vergemeinschaftung der Einlagensicherung der Banken erklärte Juncker, die Volks- und Raiffeisenbanken würden nicht „in dem Maße“ tangiert sein wie andere Kreditinstitute. „Ich mag Genossenschaftsbanken“, so der Luxemburger. Daher werde er die nationalen Besonderheiten bei der Reform der Einlagensicherung angemessen berücksichtigen. „Der deutsche Sparer wird nicht geradestehen für Ausfälle in anderen Staaten“, versicherte Juncker. Nur wenn bei einer Mega-Krise die nationalen Sicherungstöpfe nicht ausreichten, müssten die Systeme anderer Länder über eine Rückversicherung einspringen. „Die Vergemeinschaftung der Einlagensicherung widerspricht den Interessen der deutschen Sparer", unterstrichen Wilhelm Höser, Vorstandssprecher der Westerwald Bank, und sein Kollege Markus Kurtseifer. Die Vergemeinschaftung von Haftungsrisiken schwäche alle Sicherungssysteme und trage dazu bei, dass Instabilitäten von einem Euro-Staat auf andere überspringen.
Über die Verteilung von Wohlstand diskutierten die neue Vorsitzende der Fraktion „Die Linke“ im Deutschen Bundestag, Sahra Wagenknecht, und der hessische Finanzminister Thomas Schäfer (CDU). Deutschlands Zukunft liege nicht im Billiglohnsektor und in Rentenkürzungen, sondern in Qualität und Innovation. Banker sollten Diener der Realwirtschaft und keine Spekulanten sein, betonte Wagenknecht. Deutschland sei mit den Genossenschaftsbanken hier gut aufgestellt. Schäfer plädierte für eine „Agenda 2030“. Das Grundproblem liege darin, dass ein Teil der Gesellschaft glaube, man müsse nichts weiter tun, um den Wohlstand zu sichern. Dabei seien Reformen und Anpassungen notwendig.
Digitales Vertrauen aufbauen
Die Folgen der digitalen Revolution will Sascha Lobo - Autor, Journalist und Strategieberater - stärker berücksichtigt wissen. „Wir müssen digitales Vertrauen aufbauen“, forderte Lobo. Die Auswirkungen der digitalen Vernetzung auf die Gesellschaft würden vielfach noch nicht erkannt. Die alten, traditionellen Industrien würden in revolutionärem Maße verändert. Für den BASF-Vorstandschef Kurz Bock stehen Mobilität, Ernährung und städtische Entwicklung auf der Agenda: Schlanke Hochhäuser würden schon heute mit Betonzusatzstoffen seines Unternehmens gebaut. Chemie sei insoweit ein weltweiter Problemlöser. Ex-Formel-Eins-Weltmeister Niki Lauda gab in seinen Denkanstößen schließlich Einblicke in seine aktive Sportlerkarriere und seine Entwicklung zum Unternehmer.
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