Realschule Dierdorf simuliert Europaparlament
Wie kommen europäische Gesetze zustande? Was machen dabei die Abgeordneten des Europäischen Parlaments? Welche Rolle spielen Medien und Lobbyisten in Brüssel und Straßburg? An der Nelson-Mandela-Realschule in Dierdorf gehen Schülerinnen und Schüler diesen Fragen spielerisch mit Hilfe eines interaktiven und innovativen Simulationsspiels auf den Grund.
Dierdorf. Am 30. November und 1. Dezember schlüpfen 40 Schülerinnen und Schüler der 10. Klasse der Realschule für zwei Tage in die Rollen von Abgeordneten des Europäischen Parlaments, EU Kommissaren, Ministern, Journalisten und Lobbyisten. Ziel der Politiksimulation ist die Verabschiedung einer europäischen Richtlinie zur Einwanderungs- und Asylpolitik.
Zum Auftakt des Simulationsspiels kam der Europaabgeordnete Norbert Neuser (SPD) zu den Schülern nach Dierdorf. „Ich finde es außergewöhnlich, dass sich eine Schule mit dem Thema Europaparlament auseinandersetzt“, meinte Neuser bei seiner Begrüßung der Schülerinnen und Schüler. Die Dierdorfer Realschule ist UNESCO-Schule, Europa-Schule, in mehreren Europäischen Projekten involviert und pflegt regelmäßigen Austausch mit Tunesien, Polen und England. Insofern war für die Schule das Projekt naheliegend.
Norbert Neuser, der aus Boppard kommt, stellte sich und seine Arbeit erst den Schülern vor, um sich dann den Fragen zu stellen. Als ehemaliger Lehrer und Schulleiter war es für ihn fast ein Heimspiel. Bei den Fragen waren die Dierdorfer Schüler nicht schüchtern, sondern legten direkt eifrig los. Die erste Frage war: „Warum gefällt ihnen der Beruf?“ Neuser erläuterte, warum er ein überzeugter Europäer sei, und begründete es im Wesentlichen mit den Kriegen gegen die Nachbarländer, in die seine Vorfahren ziehen mussten.
Fragen zur Redezeit im Parlament, zur Sprache, zum Leben in Brüssel und Straßburg schlossen sich an. So konnten die Schüler erfahren, wie es im Europaparlament zugeht. Sollten sie doch selbst die nächsten zwei Tage in diese und weitere Rollen schlüpfen. Neuser berichtete auch, wie es nun nach den Pariser Anschlägen vor Ort in Brüssel und Straßburg aussieht und wie das tägliche Leben abläuft. Von Interesse war auch, was er als Abgeordneter verdient. Hier gab er den Betrag aus dem Grundgehalt mit 5.400 netto pro Monat an. Auf die Kostenpauschalen und Mitarbeiteraufwendungen ging er nicht ein. Dies hätte wahrscheinlich auch den Rahmen gesprengt. Die Stunde, die Neuser den Schülern Rede und Antwort stand, war schnell vorbei. Die Schüler hätten noch weitere Fragen gehabt.
Am Schluss gab es ein Quiz mit vielen Fragen rund um Europa. Als Belohnung für richtige Antworten gab es einen „Ergonomie Ball“. Am Ende gab es das Angebot den Abgeordneten in Brüssel oder Straßburg zu besuchen.
Dann ging es zum Simulationsspiel, das 2013 zur Einwanderungs- und Asylpolitik entwickelt wurde und jetzt ganz aktuell ist. Die Schüler schlüpfen dabei in die vorgegebenen Rollen, arbeiten und diskutieren sehr realitätsnah. Es gibt Ausschüsse, Beschränkungen der Redezeit, Möglichkeit der Öffentlichkeitsarbeit. Ob die vorgesehene Gesetzesinitiative am zweiten Tag durchgeht, geändert angenommen wird oder gar abgelehnt wird, ist völlig offen. Es kommt auf das Verhandlungsgeschick der einzelnen Akteure, die eine feste Rolle spielen, an. Es ist ein spannendes Projekt, das die Realschule hier angestoßen hat. (woti)
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