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Nachricht vom 07.12.2015    

Viele gute Nachrichten von Uli Masuth

Zur Überraschung der Zuschauer kündigte Geschäftsführer Hajo Reuschenbach im Hotel zur Post in Waldbreitbach einen Künstler an, der „gute Nachrichten rüberbringen will“. Wie Uli Masuth selbst anmerkte, sind gute Nachrichten das Letzte, was man von einem Kabarettisten erwartet.

Kabarettist Uli Masuth in Waldbreitbach. Fotos: Wolfgang Tischler.

Waldbreitbach. Der Künstler konnte direkt mit einer lokalen guten Nachricht beginnen: Der Rittersaal in Waldbreitbach war am Sonntagabend ausverkauft, obwohl draußen der Weihnachtsmarkt tobte. Und Masuth versprach: „Bei mir lachen sie anders: ohne Schadenfreude und Reue und nachhaltiger!“ Er wolle Krieg grüner, umweltschonender und nachhaltiger machen mit bleiärmeren Kugeln, rauchärmeren Granaten, leisen Explosivkörpern und wiederverwertbaren und kompostierbaren Sprengsätzen. Auch Ursula von der Leyen will Krieg menschlicher und familienfreundlicher gestalten: Kriegseinsätze in Teilzeit – eine gute Nachricht!

Gute Nachrichten entpuppen sich manchmal als schlechte. Es kommt dabei auf die Sicht an. So ist die Ablehnung der Olympiade in Hamburg eine gute Nachricht für Olympia-Gegner. Masuth appellierte an die unterlegenen Befürworter: „Nehmt‘s sportlich – ihr wart dabei – dabei sein ist alles!“ Passend zur Stimmung in Deutschland intonierte der vielseitige Künstler am Klavier die Nationalhymne in Moll. Die Musikeinlagen ohne Gesang untermalten nicht nur das Gesagte, sie ließen auch Gelegenheit, die Gedanken um die ambivalenten guten Nachrichten zu Ende zu bringen und neu zu strukturieren.

Süffisant und hintergründig fragte Masuth: „Ist es eine gute Nachricht, wenn man Anschläge wie die in Paris mit Krieg beantwortet? Haben die Terroristen bei Anschlägen neuerdings ihren Pass dabei? Wieso glauben die Leute nach 14 Jahren erfolglosen Krieg gegen den Terror immer noch, dass man Terror mit Krieg beikommen könne?“

Der Kabarettist durchschaute Angela Merkels Motiv für die Flüchtlingsaufnahme: Es war das Lob vom obersten Chef Obama. Außerdem erkannte die Kanzlerin die Flüchtlingsaufnahme als das kleinere Übel, denn unserem humanistischen Anspruch wird Genüge getan und unser Anspruch auf wirtschaftliche Dominanz bleibt erhalten. Somit hat Merkel recht: Wir schaffen das!

Eine weitere gute Nachricht: Der dritte Weltkrieg wird nicht stattfinden, denn der Bundeswehr fehlt es an funktionierendem Gerät und ohne Deutschland kann bekannter Maßen kein Weltkrieg stattfinden. Eine weitere gute Nachricht: Den Euro gibt es immer noch, auch in Griechenland, weil die Griechen endlich kapiert haben, dass es ohne sparen nicht geht. Sparen kurbelt die Wirtschaft an, sagt Merkel. Diese Aussage hat die gleiche Logik wie: wenig essen macht dick. „Das Problem bei den Finanzen ist immer das Geld – durch die Bank!“ Die Steueroase spendet nur den Reichen Schatten.



Masuths These: „Gute Nachrichten verhalten sich zu den schlechten wie Qualität zu Quantität: Von den schlechten Nachrichten gibt es mehr, aber die guten sind qualitativ besser.“ Wir leben in einer Vorgaukelgesellschaft. Die gute Nachricht zu diesem Thema lautet: „Die Skandale werden uns nicht ausgehen, lediglich Superlative.“

Eine sub-optimale Nachricht ist das Ergebnis der PISA-Studie für Erwachsene, wonach die Lesekompetenz der Deutschen mit Platz 17 mangelhaft ist, denn immer mehr Deutsche lesen Hörbuch.

Den Ossi mit westdeutschem Migrationshintergrund, der vor sechs Jahren von Essen nach Weimar gezogen ist, plagt die Westalgie, denn vor 89 war Westdeutschland eine Insel der Seligen und vor dem Bundeswehrdienst konnte man sich nach Berlin verdrücken. Und in Südeuropa wird die neue Armut nicht mehr so gut angenommen wie die alte früher, was sich langfristig auf das Urlaubs-Ambiente auswirken kann. Große Touristikunternehmen kaufen daher ganze Landstriche zur Ambiente-Gestaltung auf. Man bietet dann unbeschwerte entspannte italienische Lebensweise ohne Italiener und so ohne die typische italienische Geräuschkulisse. Wenn das keine gute Nachricht ist für Manager mit Burn-out-Syndrom.

Am Ende der Zugabe gab es fast noch Gesang, denn Masuth intonierte „Stille Nacht“ auf dem Klavier und ließ das Waldbreitbacher Publikum dazu summen. htv


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