Gefühle kennen keine Demenz
60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer informierten sich über das Thema Demenz. Bei dieser Veranstaltung wurde das Krankheitsbild aus einem neuen Blickwinkel betrachtet. Im Mittelpunkt standen die Gefühle und Emotionen demenzkranker Menschen. Die Referentin Renate von Ritter, examinierte Krankenschwester und Gerontopsychiatrische Fachkraft, konnte auf einen reichhaltigen Erfahrungsschatz zurückgreifen.
Linz. Derzeit leben etwa 1,5 Million demenzerkrankter Menschen in Deutschland. Dabei sind Frauen mit gut einer Million deutlich häufiger als Männer von diesem Krankheitsbild betroffen. Sind beispielsweise bei den 70 bis 74-jährigen 3,5 Prozent dieser Altersgruppe an einer Demenz erkrankt, so steigen diese Zahlen bei den 90-jährigen und Älteren auf gut 40 Prozent.
„Und die wissenschaftlichen Studien zeigen sehr eindeutig, dass die Zahl der Demenzerkrankten in Deutschland in den kommenden Jahrzehnten deutlich ansteigen wird“, betont der 1. Kreisbeigeordnete und für das Gesundheitsamt zuständige Dezernent Achim Hallerbach. „Nach gegenwärtigen Schätzungen wird sich die Zahl der Demenzerkrankten bis zum Jahre 2050 auf circa drei Millionen Erkrankte verdoppeln.“
Gegenwärtig leben etwa 38.317 Bürgerinnen und Bürger im Alter von 65 Jahren oder älter im Landkreis Neuwied. Hiervon sind schätzungsweise 3.380 (8,82 Prozent) Bürgerinnen und Bürger an einer Demenz erkrankt. Die Zahl der jährlichen Neuerkrankten liegt bei etwa 730 Menschen. „Alleine diese Zahl verdeutlicht, dass die Demenzerkrankung auch hier im Landkreis Neuwied eine der großen gesellschaftlichen Herausforderungen der Zukunft darstellt“, erklärt der 1. Kreisbeigeordnete Achim Hallerbach bei der Einführung.
Gerade die psychischen Bedürfnisse haben bei Demenzerkrankten einen hohen Stellenwert. Dabei veranschaulichte die Referentin, dass demenzerkrankte Menschen zunehmend ihre Bedürfnisse über Körpersprache ausdrücken. Denn sie können ihre Bedürfnisse eben nicht mehr mit Worten mitteilen. So können demenzerkrankte Menschen Gefühle wie Scham, Angst, Hilfslosigkeit oder Trauer zum Ausdruck bringen.
Renate von Ritter führte weiter aus, dass Allem, was Menschen mit Demenz tuen, eine Bedeutung zukommt. Für Angehörige, Freunde und professionelle Helfer gilt, diese Bedeutung zu erkennen. Menschen mit Demenz spüren oftmals Ihre „Unzulänglichkeiten“. „Wir müssen alles tun, um demenzerkrankte Menschen nicht zu beschämen“, erläuterte von Ritter. Mit ihren Ausführungen vermittelte sie den Teilnehmerinnen und Teilnehmer sehr anschaulich, wie eine vertrauensvolle Kommunikation auch mit demenzerkrankten Menschen möglich ist. So ist es möglich, den Erkrankten zu vermitteln, dass sie etwas wert sind und dass sie dazugehören. Nach Einschätzung des 1. Kreisbeigeordneten Achim Hallerbach: „Fundiert und anschaulich hat Renate von Ritter vermittelt, wie die Gefühlswelt von demenzerkrankten Menschen aussieht und wie Freunde und Angehörige mit demenzerkrankten Menschen respektvoll umgehen können“.
Nach Ansicht von Hallerbach wurde zwischenzeitlich ein gutes und vielfältiges Netz von Hilfsangeboten im Landkreis Neuwied aufgebaut. „Das Hilfsangebot für demenzerkrankte Menschen und deren Angehörige im Landkreis Neuwied ist vielschichtig. Wir sind mittlerweile recht gut aufgestellt“, so der 1. Kreisbeigeordnete.
Umrahmt wurde der Informationsteil der Veranstaltung von der Pianistin Stefanie Troscheid aus Bad Honnef, die mit Stücken von Schubert und eigenen Kompositionen das Motto der Veranstaltung zum Ausdruck bringen konnte. An Informationsständen stellte der Pflegestützpunkt Linz, Compass Private Pflegeberatung und die Neuwieder Selbsthilfekontaktstelle NEKIS ihre Arbeit vor. Auch die beiden im Oktober eingestellten Gemeindeschwestern plus in Linz waren anwesend. So hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Gelegenheit, sich breit über das Thema „Gefühle kennen kein Vergessen!“ zu informieren. Der Vortrag von Renate von Ritter ist im Internet unter der Adresse www.psychiatrie-neuwied.de veröffentlicht.
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