„Mensch ärgere dich“ mit Frederic Hormuth
Der Rittersaal im Hotel zur Post Waldbreitbach war am Sonntagabend, 24. Januar voll besetzt, was für die Initiatoren von „…wir machen Theater“ ein Grund zur Freude war. „Schade“, befand der Kabarettist und Musiker des Abends, Frederic Hormuth, „…kein Grund sich zu ärgern. Ärger ist eine tolle Sache, Energielieferant und vollständig erneuerbar.“
Waldbreitbach. Zum Ärgern sei extra von Deutschen das bekannte Spiel „Mensch ärgere dich nicht“ erfunden und vor 100 Jahren von Schmidt Spiele auf den Markt gebracht worden. Der Name sei Schwachsinn, denn der Ärger mache den Reiz des Spiels aus. Nur das Nörgeln sei überflüssig. „Ärgern ist wie popeln: Erst ist es eklig, dann weiß man auch schon nicht mehr, wohin damit.“ Zum Nörgeln im Netz hatte der Musiker ein Lied parat: „Facebook – Mit einem Klick wird alles gut.“
Beim Mensch-ärgere-dich-Spiel spielt jeder gegen jeden, das Böse ist kein Spiel, es ist eine Art Krieg. Auf den Ärger gibt es nur eine Antwort: Die Spielfiguren vom Tisch hauen, auf den Figuren herumtrampeln. Mensch ärgere dich und dann mach was draus! Ärger muss raus, deshalb hatte Hormuth seinen roten Buzzer dabei, damit er am Ende einer verbalen Ärgertirade seinen Ärger durch Draufhauen entkräften konnte. Ärgerlich fand der Künstler den allgegenwärtigen Fachkräftemangel. Als Beispiel dafür mussten wieder einmal die kinderreiche Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen Verkehrsminister Alexander Dobrindt mit seiner unseligen Maut-Initiative herhalten. Es gehe gar nicht um Geld, sondern um die vielen Daten, die durch die Autobahnüberwachung hereinkommen. Ärger verursachten auch die vielen Skandale. Allerdings gelte Volkswagen als Marke seither nicht mehr als langweilig sondern als Berlusconi unter den Autos.
Die Abhöraffäre verursachte Ärger, weil die Kanzlerin immer geglaubt habe, man könne ihr Handy gar nicht abhören, weil sie es immer lautlos stelle. Merkel macht auf Obama. Die Aussage „Wir schaffen das“ entspricht Obamas „Yes, we can“, sodass bereits in ihrer eigenen Partei einige Leute mutmaßten, Merkel sei gar keine echte Schwarze. Ihr standhafter Auftritt bei der CSU war so tapfer, dass „im Westeren in dieser Szene ein kleiner Sargmacher mit Maßband um sie herumgelaufen wäre.“
Sehr zum Ärgern befand Hormuth, dass Flüchtlinge als Vorwand für die Abschaffung des Mindestlohns, mehr Überwachung, Maut und anderer Verschlechterungen herhalten müssen. Über die Unfähigkeit des Polittalkers Günther Jauch ärgerte er sich ebenso wie über den „Blondierschaden auf zwei Beinen“ Thomas Gottschalk. Oder den ewig predigenden Bundespräsidenten Joachim Gauck. „Heiliger Zorn“ sei eine berechtigte Diktion, weil Religionen sich gut, schnell und nachhaltig aufregen. „Wir leben in einer bekloppten Welt, in der Friedensnobelpreisträger ihre Kampfdrohnen losschicken.“
Als musiktherapeutisches Angebot sang der Musiker „Du bist so dumm, dass es brummt“ mit einer Mitmachstelle für das Publikum. Und der AfD widmete er das Lied. „Früher war alles schöner… Heute laufen wir der Gegenwart alltäglich ins Messer“. Im Gegensatz dazu wurde „der ausgeglichenste Mensch auf der Welt“ gesanglich porträtiert.
Hormuth belegte in einer Beweiskette, dass die fatalistische Einstellung, man könne eh nichts ändern, falsch ist, weil die Quantenphysik besagt, dass sich Teilchen unterschiedlich verhalten, je nachdem, ob wir hinschauen oder nicht. Das ist beeindruckend: Wir ändern die Welt durch Hinsehen!
Überall herrscht Sparzwang, besonders im Gesundheitswesen. Der Ärger darüber motivierte den Künstler zu dem Lied „Unsre Oma kommt ins Pflegeheim nach Thailand… oder in die Slowakei!“
Eine weitere Runde im Spiel „Mensch ärgere dich“ bot die Wirtschaftswissenschaft, die Hormuth an Spinat mit Blubb erinnerte. Unheimlich seien ihm Bio-Nazis. „Das letzte Mal, als so viele Nazis für den Geheimdienst gearbeitet haben, hieß der noch ‚Gestapo‘. Als Ärger-Bastelarbeit ist ein Text aus Wahlkampf-Slogans entstanden, die parteilich kaum zuzuordnen sind und „nur für einen völlig bescheuerten Schlagertext taugen: Wählt uns, ihr Menschen draußen im Land… Wir sind der Funken, den es jetzt braucht… Wir wollen den Wandel gestalten… Ansonsten bleibt alles beim Alten.“
Als vehement erklatschte Zugabe sang Frederic Hormuth einen „emotionalen Absacker, ein Liebeslied an „mein Honigbrot“, bei dem der Künstler so heftig in die Klaviertasten haute, dass das Instrument bedrohlich bebte. htv
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