Gruppe 93 stellt „Vegetation“ im Roentgen-Museum aus
Bei der Eröffnung der Jahresausstellung der Gruppe 93 Bildende Künstler Neuwied e.V. zeigte sich der Hausherr, Landrat Rainer Kaul, erfreut über die Enge im Festsaal, weil sie einerseits der Komplettierung der Sammlung erlesener Roentgen-Möbel geschuldet war und andererseits das große Interesse an der Kunstausstellung bewies.
Neuwied. Mit der Gruppe 93, die einen guten Einblick in das künstlerische Wirken in der Region gebe, fühle er sich besonders verbunden, meinte Kaul, weil er 1993 seinen Dienst als Landrat angetreten habe. Mariann Backa stimmte am Flügel auf das Kunsterlebnis ein.
Lilo Jaschik, Voritzende der Künstler-Gruppe, dankte für die wundervollen Räume, die gute Zusammenarbeit mit den Museums-Mitarbeitern und die finanzielle Unterstützung durch die Sparkasse Neuwied. Sie wies auf die Begleitveranstaltungen hin, die am 13. März mit einem Vortrag von Prälat Hans Lambert aus Koblenz über das Thema "Vegetation aus theologisch-philosophischer Sicht“ beginnen, am 10. April Künstler bei der Arbeit zeigen und am 24. April Kinder zum Thema Vegetation malen lassen mit anschließender Spendenübergabe an den Kinderschutzbund Neuwied.
Ulrich Christian, Künstler-Mitglied der ersten Stunde, erläuterte das von der Gruppe gewählte breite Spektrum des Oberthemas „Vegetation“. Er schlug einen großen rhetorischen Bogen von der biblischen Beschreibung der Erschaffung der Natur über die Naturphilosophie von Aristoteles und die wissenschaftliche Arbeit des Forschers Alexander von Humboldt zu dem Aufsatz von Dr. Bruno Kremer und Prof. Dr. Klaus Adolphi „Unsere heimische Landschaft vor 200 Jahren“ im aktuellen Heimatjahrbuch des Landkreises Neuwied.
Seine Gedanken zu den Naturdarstellungen in der Kunst begann Christian mit Alexander Altdorfer aus der Zeit der Renaissance, beschrieb die religiösen Bilder von Caspar David Friedrich und die ästhetische Funktion der Kunst im Impressionismus, die Farbmodulation in den Landschaftsbildern von Paul Cézanne, und die abstrahierten Bilder von Gerhard Richter. Sein gedanklicher Rundgang durch die aktuelle Ausstellung schloss mit der Hoffnung: „Die Vegetation als Quelle für die unzähligen künstlerischen Sujets mag mit ihrem Kontext zur Theologie, Philosophie, Historie, Politik, Kultur und Architektur zu einem Garten der erweckten Assoziationen werden.“
Der Betrachter findet in der Ausstellung Objekte mit den urzeitlichen Elementen Stein, Eisen, Moos und Pigement von Norbert Bleidt, mit Isländisch Moos arbeitet Uta Weiler fotografisch auf Alu-Dibond. Gedruckte Ahornvariationen von Ulrich Christian, die das einzelne Blatt - pars pro toto - im Wachsen und Verwesen zeigen, korrespondieren mit Stufen der Evolution aus Steinzeug von Marianne Dick.
Helga Gans-Eichlers leuchtende Landschaften ziehen die Blicke auf sich, sie drücken Lebensfreude und Kraft aus. Das thematisieren auch die Gouachen von Ursula Maas. Dagegen gestaltete Sybille Lenz ihre Wälder mystisch als „Gespensterwald“ oder „Zauberwald“. Einzelne Pflanzen stellt Lilo Jaschik in ihren sensiblen Aquarellen dar. Sie sind ungewohnt zurückhaltend in der Farbe und streng in der Form, sehr nahe am Objekt. Sigrid Langert kombiniert Keramik und Acryl für ihre Variationen von Vegetation.
Hortensienblüten fotografierte Marie Schäfer, die sie zu einerCollage zusammensetzt. An der gegenüberliegenden Wand prangen großformatige Gemälde von Gerhard Wienss. „Erdlinge“ und „Schweblinge“ bildet Stefan Hausmann mit Acrylfarbe auf Holz und Leinwand ab. In Serigrafien setzt Johanna Mohr das Thema Vegetation um und Hanne Pullwitt kombiniert Pflanzliches mit Leinwand, Acryl und Holz. Franz von Stockert hielt die Veränderung der Rheinlandschaft fotografisch fest. Mit Installationen sind Ursula Voigt-Pfeil und Helmut Elfert vertreten. „Akanthus Imperiale“ heißt die Naturstein-Bildhauerarbeit von Knut Mans.
Die Ausstellung ist bis zum 1. Mai jeweils dienstags bis freitags von 11-17 Uhr, samstags und sonntags von 14-17 Uhr im Roentgenmuseum am Raiffeisenplatz Neuwied zu sehen. htv
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