Sozialberufe sind nicht nur was für Mädchen
Als Yasar den freundlichen, hellen Eingangsbereich des „Kinderschiffs“ betritt, stürmt sofort eine Gruppe von Kindern auf ihn zu, die ihn lebhaft begrüßt. Ihr Lachen ist ansteckend, ihre Freude nicht zu übersehen. Es ist wieder soweit, es ist Donnerstag – ein besonderer Tag, denn donnerstags kommt der „Sozial engagierte Junge“ zu Besuch.
Neuwied. „Sozial engagierte Jungs“ ist ein Projekt des Kinder- und Jugendbüros Neuwied in Kooperation mit der Fachstelle Jungenarbeit Rheinland-Pfalz/Saarland. Sieben Jungen im Alter von 14 bis 17 Jahren engagieren sich dieses Mal über sechs Monate ehrenamtlich in einer sozialen Einrichtung in Neuwied, in Kindertagesstätten oder betreuenden Grundschulen. Ihr Einsatz wird mit einem kleinen monatlichen Taschengeld gewürdigt. Finanziell unterstützt wird das Projekt durch Projektpaten. Begleitet wird es durch Mentoren im Neuwieder Big House, die den Jungen als Ansprechpartner zur Verfügung stehen.
Bislang ist es so, dass Berufe im sozialen Bereich überwiegend „Frauensache“ sind. Mit dem Projekt „Sozial engagierte Jungs“ sollen auch junge Männer die Gelegenheit haben, diese Berufsfelder für sich zu erschließen. Denn männliche Ansprechpartner und Vorbilder haben zum Beispiel für die kindliche Entwicklung eine ebenso große Bedeutung wie weibliche.
Einer dieser jungen Männer ist Yasar Basibüyük, Schüler an der Heinrich-Heine-Realschule Plus. Yasar engagiert sich in der städtischen Kindertagesstätte „Kinderschiff“ am Neuwieder Rheinufer. Neben der Schule bringt der 14-Jährige an zwei Nachmittagen pro Woche zwei Stunden auf, um in der Einrichtung auszuhelfen und für die Kinder da zu sein, als Spiel- und Sportpartner, auf dem Außengelände oder im anregenden Baubereich. Bei den Kindern kommt der freundliche, aufgeschlossene Jugendliche gut an, und insbesondere für die Jungen sind seine Besuche eine willkommene Abwechslung.
Yasar kann sich eine berufliche Zukunft im sozialen Bereich sehr gut vorstellen. Als er vergangenes Jahr im Jugendtreff Big House von dem Projekt erfahren hat, war er deshalb auch schnell Feuer und Flamme und hat seine Bewerbung eingereicht. Dass soziale Berufe oftmals als Frauenberufe gelten, spielt für den selbstbewussten Neuwieder keine Rolle: „Die Arbeit ist sehr anspruchsvoll und macht Spaß. Und wichtig ist sie sowieso. Was soll also das Problem sein?“ Gute Frage.
Begeistert vom Konzept „Sozial engagierte Jungs“ ist auch die Pädagogin Julia Hannappel aus dem Neuwieder Kinderschiff: „Yasar hat sich bereits nach kurzer Zeit bei uns eingelebt und schnell Kontakt zu den Kindern aufgebaut.“ Sie schätzt an Yasar, dass er offen und engagiert seine Aufgaben übernehme. Außerdem gewinne er zunehmend an Sicherheit und Überblick und lerne immer mehr, Situationen einzuschätzen: „Er sieht einfach, was zu tun ist“, freut sie sich. Der „sozial engagierte Junge“ sei ein wahrer Gewinn für die Kindertagesstätte. Tatsächlich wird die Zusammenarbeit wohl weitergehen und Yasar kann dem Kinderschiff noch etwas erhalten bleiben: Es wird sein nächstes Schulpraktikum in der Kindertagesstätte verbringen.
Informationen zum Projekt „Sozial engagierte Jungs“ gibt es im Jugendtreff Big House bei Jonas Kern und Ulrike Ackermann, jkern@neuwied.de, uackerma@neuwied.de, 02631-802734 / -732. Die nächste Projektrunde ist bereits in Planung und beginnt voraussichtlich zwischen den Herbst- und Winterferien 2016. Interessierte Jungen können sich bereits jetzt bewerben.
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