Leben von August Sander Revue passieren lassen
Der Kulturkreis Dierdorf, in Zusammenarbeit mit der Stadt, hatte zu einem Vortrag unter dem Titel: „Dierdorf früher – August Sander, Photograph mit Weltruhm aus dem Westerwald“ eingeladen. Sander hat auch in Dierdorf Spuren hinterlassen. Gabriele Conrad-Scholl, die Leiterin der SK Stiftung Kultur aus Köln war zu Gast und referierte über das Leben von August Sander
Dierdorf. Das Archiv August Sanders hat in der Photographischen Sammlung der SK Stiftung Kultur in Köln seinen Platz gefunden. Die Leiterin Gabriele Conrad-Scholl war mit ihrer Kollegin Jule Schaffer nach Dierdorf in die Alte Schule gekommen. Bereits ab nachmittags hatten die Bürger Gelegenheit in die Schule zu kommen und eigene Bilder zu prüfen und zu begutachten lassen, ob sie von August Sander seien. Es waren tatsächlich Bilder von Sander dabei. „Es gibt immer wieder Motive, die neu dazukommen, obwohl ich schon tausende Fotos von Sander gesehen habe“, meinte Gabriele Conrad-Scholl.
Karl August Heib konnte einen vollen Saal in der guten Stube von Dierdorf begrüßen. An der Wand war mittels Beamer eine Aussage von Sander projiziert: „Knipsen heißt mit dem Zufall rechnen und Photographieren heißt mit Überlegung arbeiten, das heißt, eine Sache erfassen oder eine Vorstellung von einem Komplex zu einer vollendeten Gestaltung bringen.“ Diese Aussage hatte Sander zu seiner Maxime gemacht. Seine Bilder, die an diesem Abend mittels Beamer gezeigt wurden, waren alle sehr wohl arrangiert. Er achtete selbst auf kleinste Details. Seine Gruppenfotos zeigen Menschen, die um einen besonderen Punkt im Bild trappiert sind.
Sander, Sohn eines Bergbauzimmermanns, in Herdorf geboren, arbeitete nach Abschluss der Volksschule als sogenannter Haldenjunge in Grubenanlagen. Dort kam er zum ersten Mal mit der Fotografie in Berührung. Er durfte einem Fotografen assistierte, der von der Bergwerksgesellschaft engagiert war. Mit finanzieller Unterstützung eines Onkels konnte er sich eine Fotoausrüstung kaufen und ein Labor einrichten. Der Start einer großartigen Karriere.
Gabriele Conrad-Scholl zeichnete die 60 Jahre berufliches Wirken in einem wissenschaftlichen Vortrag mittels Power-Point-Unterstützung in 60 Minuten nach.
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August Sanders Werk umfasst Landschafts-, Natur-, Industriearchitektur- und Stadtfotografie. Herausragend ist hauptsächlich seine Porträtkunst. Hierfür steht die Fotoserie „Menschen des 20. Jahrhunderts“. In der „Stammmappe“ – Bauernportraits aus dem Westerwald – unterteilt er sein Werk in sieben Gruppen: „Der Bauer“, „Der Handwerker“, „Die Frau“, „Die Stände“, „Die Künstler“, „Die Großstadt“ und „Die letzten Menschen“. Sander lichtete die Menschen in typischer Umgebung, mit charakteristischer Kleidung oder auch berufsspezifischen Attributen ab. Mit der umfangreichen Porträtserie ist ein fotografisches Bildarchiv mit fast enzyklopädischem Anspruch entstanden.
Für das Dierdorfer Publikum war der Part, der sich mit Dierdorf beschäftige am interessantesten. Hier hätte sich der eine oder andere etwas mehr Ausführlichkeit gewünscht. Es wurden zum Beispiel Bilder der Silberhochzeit der Familie Schneider aus Giershofen gezeigt. Die Gerberei Abel in Dierdorf war dabei. Dort hatte Sander auch Felle gerben lassen, um seine Bildbände mit Leder einzufassen. Die vorgetragene, damalige Korrespondenz zeigte, dass Sander großen Wert auf gute Ausführung lege. Hier war er genauso penibel, wie bei den Aufnahmen seiner Bilder.
Sanders Bilder haben Weltruhm, etliche sind im Museum of Modern Art in New York zu sehen. Dort hatte er auch eine Einzel- und mehrere Gemeinschaftsausstellungen. Ansonsten gab und gibt es von ihm viele Ausstellungen in den unterschiedlichsten Ländern. Am 29. April wird eine Ausstellung von Sander in Altenkirchen um 19 Uhr im Kreishaus eröffnet. (woti)
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