Herschbach kritisiert „waghalsige Kalkulationen der Pleitegeier“
Teldafax und Flexstrom, Flexgas und Grünstrom. Im Wettbewerb um den Energiemarkt sind schon einige Unternehmen auf der Strecke und deren Kunden auf den Kosten sitzengeblieben. Stefan Herschbach, Geschäftsführer der Stadtwerke Neuwied, ärgert sich nicht nur, dass die Stadtwerke als Grundversorger einspringen müssen: „Schlimmer ist, dass die Allgemeinheit zahlt, wenn Pleitegeier ihre Runden ziehen.“
Neuwied. Mehr Wettbewerb, mehr Markt. Mit dem Energiewirtschaftsgesetz wurde bei den Versorgern Netz und Vertrieb getrennt. So sollte verhindert werden, dass ein Energieversorger seine eigene Energie günstiger oder sogar kostenfrei durch seine Netze schickt und andere Unternehmen damit benachteiligt. Mit der Öffnung der Netze kamen jedoch auch Unternehmen auf den Markt, die laut Herschbach mit „halsbrecherischen Kalkulationen“ starteten. „Für die Kunden sind solche Angebote auf den ersten Blick attraktiv. Wir sehen dagegen sofort, dass das nicht aufgehen kann“, sagt Herschbach.
Beispiel: Ein Versorger verkauft Energie günstiger, als er eingekauft hat. Was irrwitzig klingt, folgt einem bewussten wie gewagten Kalkül: „Kunden werden mit Preisen unter Marktniveau geködert und nach einer Frist werden die Preise deutlich angehoben. Man hofft, dass die Kunden das nicht merken und bleiben.“ Eine Rechnung, die kaum aufgehen kann. Die Folge: Insolvenzen.
Wenn Kunden vorab hohe Abschläge bezahlt haben, sehen sie das Geld selten wieder. „Für uns als Stadtwerke heißt das, dass wir auf verlorenen Netzentgelten sitzenbleiben. Diese Kosten zahlen dann alle Kunden.“ Grund ist das Insolvenzrecht. Selbst wenn das Pleite gegangene Unternehmen seine Netzentgelte gezahlt hat, kassiert der Insolvenzverwalter die Beträge der letzten drei Monate: „Das macht auf der einen Seite schon Sinn“, sagt Jurist Herschbach, „so will man verhindern, dass einzelne Gläubiger bevorzugt werden.“ Andererseits wird die Insolvenzmasse aufgeteilt - und wo nicht viel ist, lässt sich nicht viel holen. „Sechsstellige Beträge sind uns allein durch die Pleite von Teldafax an Netzentgelten entgangen.“ Hinzu kommen die Kosten für die auf diese Fälle spezialisierten Anwälte, die im Interesse der SWN und ihrer Kunden beauftragt werden. „Am Ende zahlen wir – und letztlich alle unsere Kunden – immer drauf.“
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Drängten Verbraucherschützer noch vor wenigen Jahren darauf, dass man als Kunde den billigsten Anbieter wählen soll, wird vor Dumpingpreisen inzwischen gewarnt. „Man hat gesehen, dass billig nicht immer preiswert ist“, sagt der SWN-Chef. „Es macht Sinn, genauer hinzuschauen. Wenn wir mit seriösen Anbietern konkurrieren müssen, gelingt uns das mit unseren Preisen sehr gut. Wir stellen fest, dass unser hohes soziales und kulturelles Engagement in Neuwied auch zu einer hohen Kundenzufriedenheit führt. Ein solches Engagement sucht man bei überregionalen Angeboten häufig vergebens. Und die unseriös kalkulierenden Billiganbieter kümmern sich in der Regel weder um regionales Engagement, noch um den Kunden. Die Stadtwerke Neuwied werden ihrer Linie treu bleiben - eine sichere und preislich konkurrenzfähige Versorgung zu gewährleisten und ein regionaler starker Partner für alle Interessengruppen zu sein.“
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