Zehn Jahre Biotopschutz im Naturschutzgebiet „Auf der Hardt“
Dr. Ulrich Kleemann, Präsident der Struktur-und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord machte sich am Montag, den 4. Juli persönlich ein Bild von den Ergebnissen der Biotoppflegemaßnahmen im Naturschutzgebiet „Auf der Hardt“ in Altwied. Als Obere Naturschutzbehörde ist die SGD Nord für die Organisation und Finanzierung von Biotopflegemaßnahmen verantwortlich.
Neuwied. Erste Erfolge dieser Maßnahmen, wie die Ausdehnung der Orchideenbestände und die Zunahme typischer Vogel- und Schmetterlingsarten, zeigten sich bereits nach kurzer Zeit. „Durch die gezielte Beweidung mit Kaltblutpferden stellen sich die arten- und blütenreichen Wiesentypen wieder ein. Sie sind ein wichtiger Lebensraum für zahlreiche heimische Tier- und Pflanzenarten, wie beispielsweise seltene Insekten und Orchideen. Das Land Rheinland-Pfalz hat die Pflege des Areals in den letzten zehn Jahren mit rund 120.000 Euro unterstützt. Damit können wir einen wichtigen Beitrag zum Arten- und Biotopschutz leisten“, sagte Kleemann während des Termins.
Bei der Umsetzung der Maßnahmen arbeitet die SGD Nord eng mit Biotopbetreuern zusammen. Als Biologen, Geographen oder Ingenieure der Landespflege bringen sie das notwendige Fachwissen zur Biotoppflege mit. Biotopbetreuer Günter Hahn erläuterte den Anwesenden die Arbeiten im Naturschutzgebiet „Auf der Hardt“. Es liegt südlich von Altwied, einem Stadtteil von Neuwied, und hat eine Größe von 35 Hektar. Das Schutzgebiet besteht seit 1997 und ist aus Sicht der Arten- und Biotopschutzes von großer Bedeutung. Wegen ihrer landschaftsprägenden, besonderen Eigenart sollen die Streuobstbestände und -wiesen als Lebensraum seltener und bedrohter Tier- und Pflanzenarten geschützt und entwickelt werden.
In diesem Bereich wurden allerdings die Obstbestände von den Grundstücksbesitzern immer häufiger nicht gepflegt, so dass sich der Zustand des Gebietes verschlechterte. Auch einzelne Flächen mit Orchideenbeständen mussten per Handmahd instand gehalten werden.
Deshalb leiteten im Jahr 2006 die SGD Nord, die Kreisverwaltung Neuwied, Biotopbetreuer, mit Unterstützung der Stadt Neuwied die Umsetzung eines Konzeptes für das Naturschutzgebiet in die Wege. „Die Streuobstwiesen „Auf der Hardt“ sind ein Beispiel der prägenden Kulturlandschaft im Neuwieder Becken und als solches von der Bevölkerung in Altwied und Segendorf neu entdeckt worden“, erläuterte Achim Hallerbach, Erster Kreisbeigeordnete des Landkreises Neuwied. „Dank des Engagements aller Beteiligten ist es hier gelungen, dieses Kulturgut vergangener Tage wieder in Blüte zu bringen. Viele Probleme der Vergangenheit, verursacht durch abnehmendes Interesse an Streuobst, Nutzungsaufgabe und kleinparzellierte Eigentümerinteressen konnten in diesem Gemeinschaftsprojekt gelöst werden“.
Ziel sollte die Einrichtung einer extensiven Beweidung zur Erhaltung der Streuobstwiesen und ihres Vegetationsbestands sein. Dazu mussten rund zehn Kilometer Zäune entfernt und Grünlandflächen zur Verdrängung von beispielsweise Brombeergebüsch gemulcht werden. Ein Fichtenblock wurde gefällt, die alten Obstbäume geschnitten und ein Weidezaun aus robustem Robinienholz mit Glattdraht errichtet. Durch den neuen Zaun wurden großflächige Beweidungsblöcke geschaffen, die seit 2008 mit Kaltblutpferden beweidet werden.
Die Beweidung mit Kaltblutpferden ist einzigartig in Rheinland-Pfalz. Die ruhigen Tiere sind ausgezeichnete Raufutterverwerter. Sie schaffen es große Areale abzufressen ohne dabei die Obstbäume zu beschädigen. Seit Sommer 2012 beweiden zusätzlich Glanrinder die Uferbereiche. Sie fressen bevorzugt das unerwünschte Springkraut im Naturschutzgebiet. Beide Beweidungsformen werden durch das Naturteam Kurz begleitet. Der Betrieb der Eheleute ist als Partnerbetrieb Naturschutz anerkannt. Auf dem Gelände des angrenzenden Bauernhofs bieten Manuela und Thomas Kurz umweltpädagogische und heiltherapeutische Aktionen sowie Ferienfreizeiten an.
Abschließend bedankte sich Kleemann bei allen Beteiligten für die gute Zusammenarbeit der vergangenen Jahre. „Sie alle haben die Hardt erst zu dem gemacht, was sie heute ist. Einen Ort, an dem man die Natur wieder erleben kann“, sagte Kleemann abschließend.
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