Ein Mäzen reinsten Wassers beschenkt Willy-Brandt-Forum
Ein lebensgroßes Bronzeporträt Willy Brandts des Bildhauers Gerhard Marcks, von dem es überhaupt nur zwei Güsse gibt, ist die neue Attraktion des Unkeler Willy Brandt-Museums. Bei einer Matinée wurde die Zustiftung des Sammlers Dr. Ulrich Scheufelen, mit der das Kunstwerk in den Besitz der „Bürgerstiftung Unkel Willy-Brandt-Forum“ übergeht, vorgestellt.
Unkel. „Er freue sich sehr, dass der 1971 entstandene Brandt-Kopf nun in Unkel seine endgültige Bleibe gefunden habe“, sagte Scheufelen bei der Matinée. Die Persönlichkeit Brandts und seine große internationale Reputation nannte er als die Gründe, warum er „Willy Brandt sammelt“. „Zum ersten Mal erlebte ich Willy Brandt im Juni 1963 in Berlin mit Kennedy und Adenauer und zum letzten Mal bei der Vereinigungsfeier vor dem Reichstag. So schloss sich auch für mich ein Kreis“, meinte Scheufelen.
Brigitte Seebacher, die Stifterin des Unkeler Willy-Brandt-Forums, zeichnete nach, auf welch verschlungenem Weg der Kopf nach Unkel kam. Er war über Jahre in der Willy Brandt-Ausstellung im Berliner Rathaus Schöneberg und später dann im Forum Willy Brandt Unter den Linden zu sehen.
Der an der Hochschule für Bildende Künste in Essen lehrende Kunsthistoriker und Vorsitzende der Ludwig Kirchner Gesellschaft in Berlin, Reimund Stecker, ging der Frage nach, was heute und morgen ein Porträt eines Menschen bewirken kann, dessen Geist und Wirken für seine Gegenwart, unsere Zeit und Zukunft bedeutend waren und sind. Seine Antwort war kurz und klar: „Gerhard Marcks sah die überzeitliche Geistigkeit Willy Brandts in dessen Physiognomie und vermochte sie Form werden zu lassen!“
Der Vorsitzende des Willy Brandt-Forums, Christoph Charlier, dankte im Namen des Vorstands und der ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Einrichtung für „das wunderbare Geschenk“, das die schon vorhandene ständige Ausstellung, zu der bereits Marcks Skizzen und eine Vorstudie des originalen Bronzekopfes gehören, ideal ergänze. Scheufelen sei einer der rar gewordenen privaten Sammler, die ihre Werke Museen überlassen. Eine schönere Belobigung der ehrenamtlichen Arbeit könne sich das Unkeler Willy-Brandt-Forum kaum vorstellen. „Das ist Mäzenatentum reinsten Wassers“, sagte er.
Die Feierstunde wurde würdig durch den jungen Solo-Cellisten Julian Bachmann begleitet. Auf seinem historischen Instrument aus dem Mailand des 16. Jahrhunderts spielte der mehrfach preisgekrönte Musiker Stücke von Sergei Prokovief, Edvard Grieg und aus der „Hohen Schule des Violoncellospiels“ von David Popper.
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