„Mühe für die Kühe“
Mit der Vortragsveranstaltung „Mühe für die Kühe“ im Außerschulischen Lernort der Mechanisch Biologischen Abfallbeseitigungsanlage in Linkenbach hat die Kreisverwaltung Neuwied als „Untere Landwirtschaftsbehörde“ ihre Veranstaltungsreihe „LANDreisen“ fortgesetzt.
Linkenbach. Bereits eine Woche vor Ende der Anmeldefrist war die Veranstaltung ausgebucht und so konnte Achim Hallerbach, 1. Kreisbeigeordneter des Landkreises Neuwied und Initiator dieser Veranstaltungsreihe, ein bunt gemischtes Publikum von Landwirten, interessierten Bürgern und Mitarbeitern der landwirtschaftlichen Fachberatung begrüßen.
„Wir möchten den Landwirten neue Denkansätze anbieten und bei der Weiterentwicklung ihrer Konzepte unterstützen. Dem Verbraucher möchten wir die nachhaltige und ressourcenschonende Produktionsweise unserer Betriebe präsentieren!“, erläuterte Hallerbach die Intention der Landreisen.
„Milchwirtschaft und Mutterkuhhaltung sind für die Landwirtschaft im Kreis Neuwied von großer Bedeutung!“, begründete Hallerbach die Entscheidung das Thema „Wellness fürs Rind“ aufzugreifen und aus der eher ungewohnten Perspektive des partnerschaftlichen Umgangs zwischen Mensch und Tier zu beleuchten.
„Das Wohlgefühl des Tieres basiert nicht nur auf einem gut organisierten Stallgebäude und einer optimierten Fütterung, sondern auch auf dem Miteinander zwischen Mensch und Tier. Und deshalb haben wir Philipp Wenz eingeladen, um seine Methode zum stressarmen Umgang mit Rindern kennenzulernen“, erklärte Hallerbach und erteilte dem Referenten das Wort.
In der Einleitung zu seinem Vortrag schilderte Philipp Wenz, der nach landwirtschaftlicher Ausbildung und Studium der Agrarwissenschaften als Berater und Betriebsleiter auf großen Betrieben tätig gewesen ist, seine Schwierigkeiten als frisch gebackener Verwalter eines großen Rinderbetriebes beim Umtrieb einer Mutterkuhherde. Gemäß dem Grundsatz „aus Fehlern neue Handlungskonzepte zu entwickeln“ beschäftigte er sich intensiv mit den Verhaltensweisen seiner Tiere. Dabei stieß er auf die in den USA weit verbreitete Methode des „Low Stress Stockmanship“, dem stressarmen Umgang mit Rindern.
Bei mehreren Aufenthalten in den Vereinigten Staaten erlernte Philipp Wenz das Handwerk des Low Stress Stockmanship. „Nicht ich mache, dass die Tiere etwas tun, sondern ich lasse die Tiere die Dinge tun. Das macht einen gewaltigen Unterschied!“, ist sein Credo. „Damit spare ich Zeit, weil sich die Arbeitsabläufe mit ruhigen Tieren in einer entspannten Atmosphäre wesentlich effizienter gestalten, als mit verängstigten und nervösen Tieren. Zudem wird die Unfallgefahr erheblich gemindert.“
Philipp Wenz, der in Funk und Fernsehen auch immer mal wieder als Kuhflüsterer bezeichnet wird, sieht sich eher als Coach für den Menschen. In lebendiger Sprache und Vortragstechnik machte er Lust auf den Inhalt seiner Seminare. Dabei präsentierte er konkrete Lösungsansätze beim Rinderumtrieb.
Zu Beginn der Veranstaltung konnte man noch die Skepsis bei so manchem erfahrenen Rinderhalter bezüglich der Notwendigkeit einer solchen Veranstaltung erkennen. Viele der Zuhörerinnen und Zuhörer sind bereits seit ihrer Kindheit mit der Rinderhaltung vertraut und haben schon Kälbchen getränkt, als sie kaum laufen konnten. Und jetzt sollen sie eine amerikanische Methode zum Umgang mit Rindern erlernen?
Doch Philipp Wenz überzeugte, indem er alltägliche Situationen im Stall und auf der Weide anschaulich schilderte und in der lebhaften Diskussion mit den Landwirten konkrete Lösungen im Umgang mit den Rindern entwickelte. In der Kürze der Zeit konnten ihm die Zuhörer nicht alle „Geheimnisse“ des „Low Stress Stockmanship“ entlocken.
Um sich intensiver mit dieser für Tier und Mensch stressarmen Methode zu beschäftigen, erklärte Thomas Ecker in seinem Schlusswort, die Bereitschaft der Kreisverwaltung Neuwied bei der Organisation von Seminaren durch Philipp Wenz behilflich zu sein. Interessierte Landwirte können bei Thomas Ecker unter der 02631/803-426 nähere Informationen zur Teilnahme an einem solchen Seminar erhalten.
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